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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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eigentlich alle solche persönlichen Fragen?«
    »O ja«, erwiderte Matt munter. »Jeder weiß genau über den anderen Bescheid. In dieser Stadt gibt es kein Kind, das nicht alles über mich weiß, was es zu wissen gibt.«
    Bailey musste lachen. »Sie meinen über die blöde Kuh, die Sie geheiratet haben?«, fragte sie.
    »Das ist Patsys Version. Sie hat Cassandra einmal getroffen und wurde vor den Kopf gestoßen. Als Rache dafür erzählt Patsy jetzt überall hemm, ich hätte ein hirnloses Püppchen geheiratet.«
    »Und war sie das?«
    Matt schenkte ihr ein gequältes Lächeln. »Sie hat mich doch verloren, nicht wahr? Da kann sie nicht allzu clever gewesen sein.«
    Bailey legte den Kopf auf die Seite. »Und eine persönliche Frage bleibt unbeantwortet«, stellte sie fest.
    »Eins zu null für Sie«, gab er lächelnd zurück. »Wie wär’s jetzt mit diesem Pfirsich im Schlafrock? Ich habe wieder Hunger.«
    »Passen Sie auf, sonst werden Sie noch dick«, warnte sie.
    »Was wissen Sie denn übers Dicksein?«, fragte er mit leicht anzüglichem Tonfall.
    »Gar nichts.« Ihre blauen Augen tanzten vor Lachen. »Ich weiß überhaupt nichts über Diäten oder über den Endlosfrust von stundenlanger Gymnastik, ohne einen Bissen zu essen, und trotz allem kein
    Gramm weniger. Nein, nein. Vom Dicksein habe ich nicht die geringste Ahnung.«
    Lachend ging sie ins Haus zurück und Matt folgte ihr. Wenige Minuten später saß er am Wohnzimmertisch und genoss seinen ersten Bissen Pfirsich im Schlafrock. »Was ...?«, stammelte er, unfähig, den Satz zu Ende zu bringen.
    »Sie meinen, warum es anders schmeckt als die Pfirsiche im Schlafrock, die Sie bisher gegessen haben?«
    Matt konnte nur nicken.
    »Kirschen und Vanille. Gibt man von beidem ein wenig hinzu, bringt das den Geschmack des Pfirsichs besser zur Geltung. Und ich habe gemahlene Mandeln in den Krustenteig gegeben.«
    Matt sagte sich, dass er jetzt nicht in Tränen ausbrechen würde, nicht in Tränen ausbrechen durfte. Er wies mit der Gabel auf den Teller. »Wo? Wie?«, brachte er schließlich heraus.
    Bailey sah hinunter auf ihre Hände, die gefaltet auf dem Tisch lagen. Sie aß selbst nichts, trank nur ihr Glas Wein zu Ende und sah aus, als überlege sie, wie viel und was genau sie ihm erzählen sollte. »Mein Mann hatte einen Koch und einen Gärtner, und ich habe viel Zeit mit ihnen zugebracht«, verriet sie nach einer Weile. »Ich habe ihnen auf die Finger gesehen.«
    Matt spürte, dass sie nur etwa ein Prozent der Wahrheit preisgab, aber das war besser als überhaupt keine Wahrheit.
    Als er zur Hälfte mit dem Pfirsich fertig war, kam ihm die Idee. Eine Idee mit einem Ausrufezeichen. Bailey saß schweigend da und sah nach rechts zu der breiten, leeren Wand am äußersten Ende des Wohnzimmers hinüber, und fast hätte er den Schnitzer begangen, ihr zu erzählen, dass sich dahinter ein gemauerter Kamin verbarg.
    »Was halten Sie denn nun von dem Haus?«, wollte er wissen.
    Er bemerkte, wie sie einen Seufzer der Erleichterung ausstieß, weil er nicht noch eine Frage über ihre Vergangenheit gestellt hatte.
    »Es ist schrecklich«, bekannte sie. »Als man mir mitteilte, dass Jimmy mir ein Farmhaus hinterlassen hatte, stellte ich mir etwas Kuscheliges vor, etwas mit einem Kamin und einer Veranda. Einer breiten Veranda mit Schaukelstühlen darauf. Stattdessen bekomme ich dieses Monstrum mit zwanzig Schlafzimmern und diesen fürchterlichen Badezimmern. Haben Sie je in Ihrem Leben so etwas gesehen?«
    Nachdem er den Teller leer gegessen hatte, wischte sich Matt den Mund ab, trank sein Glas aus und erhob sich. »Ich muss ein paar Werkzeuge aus meinem Wagen holen, und dann will ich Ihnen etwas zeigen. Einverstanden?«
    »Sicher«, erwiderte sie mit einem verblüfften Gesichtsausdruck.
    Als Matt das Haus verließ und zur Straße hinunterging, mahnte er sich zu Ruhe und Vorsicht. Er wusste, dass er nur eine Chance hatte, und wenn er die vermasselte, hatte er es sich für immer verdorben. Während er den Werkzeugkasten im Kofferraum seines Wagens öffnete und ein Brecheisen herausnahm, schloss er für einen Moment die Augen und dachte an Patsys Hackbraten und die Tauben und den Pfirsich im Schlafrock von dieser Frau. Mit Kirschen darin. Und Mandeln in der Kruste. Mit todernstem Gesicht, als stehe er vor dem wichtigsten Augenblick seines Lebens, schnallte er sich seinen Werkzeuggürtel um, nahm das Brecheisen in die Hand und ging mit großen Schritten zum Haus zurück.
    Als er

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