Sommer unter dem Maulbeerbaum
weniger liegt. Immer wieder dasselbe zu kochen und sich mit Gästen und Angestellten herumzuplagen. Das ist nichts für mich.«
»Was also dann?«, erkundigte er sich, während er mit einem Stück Brot über seinen Teller fuhr.
Bailey hielt ihm ihren noch halb vollen Teller hin und gab ihm so wortlos zu verstehen, dass er den Rest haben könne. »Heute bin ich in ein Lebensmittelgeschäft gegangen, in ein großes, weiter oben an der Straße. Ich weiß nicht, wo ich war. Bin von hier aus nach links gefahren.«
»Sicher?«, fragte Matt, und als sie nickte, nahm er den Teller. »Was ist in dem Laden passiert?«
»Ich schätze, mir ist eine Idee gekommen. Für etwas, das ich tun kann, heißt das. Mir macht es Spaß, Sachen zu konservieren. Einkochen, verstehen Sie?«
Matt nickte. Jetzt, wo er langsam satt wurde, konnte er ihr auch richtig zuhören.
»Jimmy - das war mein Mann - hat behauptet, ich würde versuchen, die Zeit zu konservieren, sie dazu zu bringen, sich nicht weiterzubewegen.«
Sie schaute ihn an, als erwarte sie, dass er etwas dazu anmerkte, doch er sagte nichts. Er kannte sie nicht gut genug, um einen Kommentar abzugeben.
»Jedenfalls war ich in diesem Laden und sah dort eine Auslage von so genannten Gourmetgerichten. Winzige Gläschen Marmelade standen da für sieben Dollar das Stück. Ich dachte bei mir: Da kann ich aber interessantere Marmeladen machen. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich könnte doch meine Marmeladen und mein eingelegtes Gemüse verkaufen.«
»Hört sich gut an«, meinte Matt, während er ihre Reste aufaß. »Haben Sie irgendwelche Kenntnisse, wie man eine Fabrik führt?«
»Keine. Aber ich dachte mehr an einen kleineren Rahmen. Versandhandel vielleicht. Nobelläden. Sie haben wohl nicht zufällig eine Ahnung, wie man Marmelade an den Mann bringt, oder?«
»Überhaupt keine.«
»Hm«, war alles, was sie darauf erwiderte, dann lehnte sie sich zurück, um zu dem Maulbeerbaum hinaufzusehen.
»Was war denn nun das Ulkige, das Ihnen heute passiert ist?«, fragte er, während er sich die Hände an einer rot-weiß karierten Stoffserviette abwischte.
Bailey lächelte. »Ich belud gerade meinen Wagen mit Essigflaschen zum Einlegen, als eine Frau auf mich zukam und mir zuflüsterte, ich solle sie nicht dort kaufen. Sie sagte, wenn ich größere Mengen brauchte, sollte ich zum Discountmarkt gehen. Ich sagte ihr, ich sei neu in der Gegend und hätte keine Ahnung, wo der zu finden wäre, und da riss sie ein Stück von ihrer Einkaufsliste ab und zeichnete es mir auf. -Und Ihr Obst kaufen Sie am besten an einem der Obststände an der Straße', fügte sie noch hinzu. Aber Sie müssen handeln, zahlen Sie bloß nicht, was die verlangen. Diese Farmer - besonders die in der Nähe von Calburn - ziehen Ihnen jeden Penny aus der Tasche.« Ich bedankte mich bei ihr, und sie sagte ...«, mit einem Augenzwinkern hielt Bailey inne, »sie tätschelte mir die Hand und sagte: 'Schon gut, meine Liebe. Ich habe an Ihrem Akzent erkannt, dass Sie ein Yankee sind, und die sind immer so hilflos, aber Sie sahen aus wie ein nettes Exemplar, und da hielt ich es für ungefährlich, Ihnen zu helfen.»'
Sie lachten gemeinsam über die Geschichte.
»Was das Komischste ist, ich bin in Kentucky aufgewachsen«, sagte sie.
»So hören Sie sich aber nicht an.« Matt sah sie fragend an, doch sie äußerte sich nicht weiter dazu, sondern blickte immer noch zu dem Baum auf. »Noch mehr gute Lehrer?«, fragte er neugierig.
»Der Wein!«, rief sie und sprang auf. »Wie unhöflich von mir. Ich habe total vergessen, etwas zum Trinken zu holen, und dabei habe ich eine wunderbare Flasche Pinot Noir.« Bevor Matt noch eine weitere Frage stellen konnte, lief sie zurück ins Haus.
»Interessant«, sagte Matt in die Stille hinein, stand auf und reckte sich. Sie hatte es geschickt verstanden, seinen persönlichen Fragen auszuweichen.
Minuten später kehrte sie mit zwei eisgekühlten Gläsern randvoll mit einem kühlen Weißwein zurück und reichte ihm eins davon. »Ich habe noch einen Pfirsich im Schlafrock, wenn Sie wollen.«
Matts erster Impuls war, »Ja!«, zu brüllen, doch er riss sich zusammen. Das Weinglas in der Hand schaute er an dem Maulbeerbaum vorbei. »Dieses Anwesen hat seit Jahren leer gestanden, und als mein Bruder und ich noch Kinder waren, haben wir hier eine Menge Zeit verbracht. Jetzt sieht alles ganz anders aus.«
»Ja«, stimmte Bailey zu. Sie stand nahe bei ihm, doch nicht zu nah, wie er
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