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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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servierten, sondern dunkelgrüne und rote, gekräuselte und glatte Salatblätter. »Ich mache was?«, gelang es ihm zu flüstern. Er befand sich auf den Knien, in einer Stellung, die normalerweise dem Gebet Vorbehalten ist.
    »Sie führen Selbstgespräche.«
    »Oh, ja, klar«, gab er zu. Selbst unter Hypnose konnte man keinen so unverwandt starren Blick haben, wie er ihn auf dieses Essen warf.
    »Na los doch, hauen Sie rein«, forderte sie ihn auf, während sie sich auf der gegenüberliegenden Seite niederließ und ihren Teller auf den Schoß nahm.
    Langsam und mit Händen, von denen er hoffte, dass sie nicht zitterten, nahm er den Teller auf, setzte sich auf das Tischtuch und hob die Gabel. Vorsichtig spießte Matt ein Stück Toast auf seine Gabel. Dann führte er sie ehrfürchtig zu seinem Mund. Als die Aromastoffe mit seiner Zunge in Kontakt kamen, konnte er die Augen nicht mehr offen halten. Es war ' göttlich. Es war wie im Himmel. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas Köstlicheres probiert.
    Ihr sanftes Lachen brachte ihn wieder in die Realität zurück. »Schmeckt’s?«, wollte sie wissen.
    »Hmmm«, war alles, was er herausbrachte.
    »Haben Sie denn irgendwelche Ideen, wie man an die Umgestaltung dieses Hauses herangehen könnte? Hat Patsy mit Ihnen über Geld und die Tatsache gesprochen, dass ich nicht viel davon besitze?«
    In einem solchen Moment konnte Matt nicht über Geld reden, ebenso wenig wie er sich von diesem Teller hätte entfernen können.
    Nach einer Weile sah er, als sie nichts mehr sagte, zu ihr auf und stellte fest, dass sie ihn anlächelte. Sie aß nicht sehr viel. »Es ist noch mehr da, wenn Sie wollen«, sagte sie.
    »Es tut mir Leid«, begann er. »Es ist nur ...«Er wusste nicht recht, wie er die Tatsache erklären sollte, dass er aß, als habe er seit einem Monat gefastet.
    »Sie haben genug von Bratfisch, gebratenen Shrimps und Pizza?«, fragte sie sanft.
    Matt konnte nur nicken und weiteressen.
    Bald darauf stellte Bailey ihren noch halb vollen Teller auf der Decke ab und schaute zu dem großen Baum über ihr hinauf. »Das ist ein Maulbeerbaum«, erklärte sie. »Ein ganz alter. Wussten Sie, dass ein Maulbeerbaum selbst mit fünfhundert Jahren noch Früchte trägt? Das ist die wahre Frau. Ich meine, in dem Alter noch fruchtbar zu sein.«
    Sein Teller war fast leer und er blickte zu ihr auf. Hatte sie ihm nicht etwas mitteilen wollen? »Eben haben Sie gesagt, Ihnen wäre heute etwas Ulkiges passiert.«
    »Oh«, entgegnete sie, »das war nichts. Wirklich nichts Wichtiges. Ich hatte nur ...«
    »Na los, erzählen Sie’s mir«, forderte er sie auf. »Ich könnte ein wenig Unterhaltung gebrauchen, die nichts mit dem Geschäft zu tun hat.«
    »Ich ...«, begann sie, doch dann sah sie ihn an, als versuche sie zu entscheiden, ob sie es ihm nun sagen sollte oder lieber nicht.
    Matt hatte Verständnis für ihr Zögern. Sie war eine Witwe, und das, laut Patsy, erst seit kurzem. Und seit Matts Scheidung war auch noch nicht viel Zeit vergangen. Seine Ehe war nicht viel wert gewesen, doch er wusste genau, wie es war, wenn man jemandem die unbedeutenden Erlebnisse des Tages berichten konnte. »Ich hatte heute einen Platten«, hörte sich nicht nach viel an, doch wenn niemand da war, dem man davon erzählen konnte, gewann es ungeheuer an Bedeutung.
    Er sagte kein Wort und hoffte, sein Schweigen würde sie zum Reden animieren.
    »Kennen Sie das, dass Ihr Leben sich von einer Minute zur anderen verändern kann?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ja«, bestätigte Matt mit gefühlvoller Stimme. Und ob er das kannte. Als ob er nicht das Gefühl gehabt hätte, er würde einen Herzinfarkt bekommen ... »Ich kenne das.«
    »Als ich heute Morgen aufwachte, fühlte ich mich ... na ja, nutzlos. Mein Mann hat mir dieses Haus hier vermacht und sein ... Nachlassverwalter, würde man wohl sagen, hat es für mich reinigen und einrichten lassen. Doch von jetzt an bin ich auf mich allein gestellt. Ich muss selbst für mich sorgen, aber was kann ich schon?«
    Bei diesen Worten wäre Matt fast erstickt. Während er noch hustete und sich langsam wieder fing, zeigte er mit der Gabel auf seinen fast leeren Teller.
    »Ich weiß«, räumte Bailey ein, »ich kann kochen. Auf diesem Gebiet hatte ich einige hervorragende Lehrer. Aber was kann ich damit schon anfangen?« Sie hob die Hand, als er Anstalten machte zu sprechen. »Ich weiß, ich könnte ein Restaurant eröffnen, aber es gibt nichts auf der Welt, was mir

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