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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Jahren in der Sonne und auch, falls Bailey sich nicht sehr irrte, von der einen oder anderen Droge sowie einer ordentlichen Menge Alkohol. Der Ausdruck gealterter Hippie kam ihr in den Sinn.
    »Sie sind einfach perfekt!«, sagte die Frau und richtete sich auf, während sie Bailey von oben bis unten musterte. »Sie sehen aus, als wären sie gerade aus einem Katalog gestiegen.«
    Vielleicht hätte Bailey sich von den Worten der Frau beleidigt fühlen sollen, doch noch vor wenigen
    Monaten hätte ihr niemand gesagt, dass sie wie ein Katalogmodell aussah. »Sie haben’s getroffen«, erwiderte sie, breitete die Arme aus und drehte sich langsam im Kreis.
    Die Frau lachte und ließ dabei erkennen, dass ihr im Unterkiefer ein paar Zähne fehlten. »Was kann ich denn für Sie tun?«, wollte sie wissen.
    Doch Bailey gab ihr keine Antwort. Ihre Augen waren auf die Pflanzen gerichtet, die die Frau soeben in den Boden gesteckt hatte. Das waren keine Tomaten, das war Marihuana. »Ist das nicht illegal?«, fragte sie leise.
    »Nur wenn man egoistisch ist. Ich teile meine Ernte mit dem für Calburn zuständigen Hilfssheriff, also sagt er, ich hätte einen wirklich schönen Garten.« Sie schielte zu Bailey hinüber. »Wollen Sie nicht reinkommen und mir erzählen, weswegen sie den ganzen Weg hier herausgekommen sind?«
    Darüber musste Bailey lächeln. Sie war es gewohnt, die Wochenenden an Orten zu verbringen, an die man fliegen musste. Doch es schien, als gelte bereits die Red River Road als »der ganze Weg hier heraus«.
    Sie folgte der Frau auf die mit Fliegendraht versehene Veranda, auf der eine Waschmaschine stand, die aus den Vierzigerjahren stammen musste, und zwei viel benutzte Waschbretter. In der Ecke befand sich ein Stapel ramponierter Gartenmöbel aus Holz, die eigentlich als Brennholz dienen sollten, nur dass Bailey sich sicher war, etwas ganz Ähnliches in einem Geschäft in Paris gesehen zu haben. Nostalgie war dort der letzte Schrei.
    Sie betraten die Küche, und Bailey merkte gleich, dass sie seit dreißig Jahren keine Veränderung mehr erfahren hatte. Das Linoleum auf dem Fußboden war an manchen Stellen schon durchgescheuert; Fett und alte Farbe hatten den Alterungsprozess der Küchenschränke vorangetrieben. An einer Wand stand ein alter Emailleherd mit einem Backofen, der groß genug war, um einen halben Ochsen darin zu braten. Unter dem Fenster befand sich eine Emaillespüle bestehend aus einer riesigen Schüssel, breiten Abtropfbrettern an jeder Seite sowie zwei in Emaille eingelassenen Wasserhähnen. Es war das ursprüngliche Modell der Spüle, die sie für ihr Farmhaus gekauft hatte.
    »Scheußlicher alter Kasten, nicht wahr?«, sagte die Frau, während sie es sich mit ihrer ganzen Leibesfülle mit dem Rücken zur Spüle auf einem Stuhl bequem machte. Genau die gleichen Stühle hatte Bailey in exklusiven Einrichtungsläden gesehen.
    »Nein«, erwiderte sie aufrichtig. »Es ist die Originalversion dessen, was wir Übrigen zu kopieren versuchen.«
    Die Frau lachte leise. »Sie sehen zwar ziemlich geschniegelt aus, aber ich fange trotzdem an, Sie zu mögen. Kommen Sie, setzen Sie sich, und fragen Sie mich, was Sie wollen. Es sei denn, Sie würden lieber Tomaten einmachen.« Den letzten Satz sagte sie so, als hielte sie ihn für den besten Witz, den sie je in ihrem Leben gehört hatte. Dass jemand, der so nach Stadtleben aussah wie Bailey, Tomaten einkochen konnte, erschien ihr wie der größte Witz des Jahrhunderts.
    Jetzt war die Reihe an Bailey, süffisant zu lächeln. Als sie ins Spülbecken blickte, sah sie, dass es voller selbst gezogener, von der Sonne noch warmer Tomaten war. Einige von ihnen hatten Löcher, da sich die Frau offensichtlich nicht lange mit den Schnecken aufgehalten hatte, doch Bailey wusste, dass sie die Früchte retten konnte. Ohne einen Blick auf die Frau am Tisch öffnete Bailey eine Tür neben der verhangenen Hintertür in der Annahme, dass sich dahinter eine größere Vorratskammer befand, wie es sie in fast allen alten Farmhäusern gab. So war es auch, und darin warteten hunderte alter Einmachgläser nur darauf, mit den Erzeugnissen des Sommers gefüllt zu werden. Auf dem Boden standen ein paar Einkochkessel und neue Kisten mit Dichtungsdeckeln.
    »Sie reden, ich mache ein», sagte Bailey, während sie die Kessel zur Spüle trug, um sie dort zu füllen. »Ich möchte wissen, warum so viele diese Stadt verlassen haben, und ich möchte wissen, warum Opal vom Frisör-, eh,

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