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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Ist da nicht mal was vorgefallen? Ich hab da so im
    Sinn, dass mal jemand was Derartiges erwähnt hat. Ruf mich doch zurück. Wir sind noch eine ganze Weile hier, sie kocht mir nämlich meine Tomaten ein.«
    Sie legte den Hörer auf. »Sie ruft zurück, wenn sie nach Hause kommt, und wenn es irgendwas zu wissen gibt, dann weiß sie es.«
    Nach dieser Feststellung sagte Violet lange überhaupt nichts mehr. Bailey erkannte, dass sie wohl beabsichtigte, einfach nur dazusitzen und ihren Joint zu rauchen, während Bailey ihre Tomaten einmachte. Es waren ungefähr zwanzig Pfund. Und wenn die Frau noch nicht zurückgerufen hatte, bis sie fertig war, ging Bailey jede Wette ein, dass auch noch grüne Bohnen und Erdbeeren zum Einkochen bereitstanden.
    »Also gut«, seufzte Bailey, »erzählen Sie mir von den Goldenen Sechs.« Sie war selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen und wusste nur zu genau, dass mit jeder Stadt eine schlimme Tragödie verbunden war, und die Einwohner erzählten mit Begeisterung wieder und wieder davon.
    Violet nahm einen langen, tiefen Zug von ihrem Joint und atmete ihn so langsam sie konnte wieder aus. Da sie offensichtlich viel Erfahrung damit hatte, nutzte Bailey die Zeit des Wartens, um die Tomaten abzuziehen. »Es ist heute schwer zu glauben, aber vor Jahren war Calburn eine florierende kleine Stadt mit Industrie, vielen Geschäften und sogar einer eigenen High School. Doch 1952 brach in der High School ein Feuer aus und das oberste Stockwerk brannte aus. Die Feuerwehr sagte, die unteren drei Etagen seien sicher, aber oben konnte man nicht mehr rein. Da dort oben die Abschlussklasse Unterricht hatte, musste die ganze Mannschaft irgendwo anders hinbefördert werden.«
    Bailey betrachtete die Frau von hinten. Aus der mechanischen, geübten Art, wie sie ihre Geschichte vortrug, schloss Bailey, dass sie sie schon hunderte von Malen zum Besten gegeben hatte.
    Violet hielt inne, um einen weiteren tiefen Zug zu nehmen. »Das war natürlich alles lange vor meiner Zeit, aber man hat mir erzählt, dass eine Menge Wirbel darum veranstaltet wurde, wohin man die Älteren nun schicken sollte. In einem Umkreis von fünfzig Meilen wollte keiner sie alle haben, also wurden die Kids aufgeteilt und zu vier verschiedenen Schulen in der Gegend geschickt. Doch wer auch immer die Aufteilung vorgenommen hat, hat seine Sache nicht besonders gut gemacht. Von den zweiunddreißig Kids, die zur Wells Creek High School kamen, waren nämlich nur sechs Jungen und der Rest Mädchen.«
    »Die Goldenen Sechs«, bemerkte Bailey, während sie zum Herd ging und anfing, die heißen, sterilisierten Gläser herauszunehmen.
    »Ja, die Goldenen Sechs.«
    Bailey wusste nicht, ob es die Erinnerung war oder das Marihuana, jedenfalls hatten Violets Augen einen versonnenen Blick angenommen. »Sie waren schon golden, die Jungs, großartige Kerle. Nicht mal einen Monat, nachdem sie an die High School gekommen waren, bewahrten sie die gesamte Schülerschaft davor, von einer Bombe in die Luft gejagt zu werden.«
    »In dieser Gegend? In den Fünfzigern?«
    »Kindchen, lassen Sie sich nicht von dem Akzent täuschen. Die Menschen hier in Virginia lieben und hassen genau wie der Rest der Welt - und das haben sie schon immer getan. Jetzt erfahren wir nur mehr von dem, was in der Welt vorgeht. In jenem Sommer hatte jemand zwei Lagerhäuser in der Nähe von Cal-burn in die Luft gesprengt, daher waren alle etwas nervös. Dann strömte an einem Montagmorgen plötzlich schwarzer Rauch durch die High School, und Lehrer wie Schüler gerieten in Panik. Es war das reinste Chaos! Wer weiß, was noch geschehen wäre, hätten die sechs Jungen aus Calburn nicht eingegriffen und ruhig und gelassen alle in Sicherheit gebracht. Dass sich die Bombe als Attrappe entpuppte, spielt keine Rolle. Diese Jungs wussten das nicht, und auch keiner von den anderen!« Der Zorn in ihrer Stimme mischte sich mit Trotz, so als müsse sie das, was sie sagte, rechtfertigen.
    Als Violet aufblickte und bemerkte, wie Bailey sie anstarrte, sagte sie defensiv: »Sie können jede Zeitung in Virginia vom darauf folgenden Tag nachlesen und werden überall die Geschichte dieser Jungen finden. Sie waren Helden. Eine Zeit lang hieß es, sie sollten vom Präsidenten ausgezeichnet werden, aber daraus wurde nichts.«
    »Warum war dann Opal im Schönheitsladen so wütend?«
    »Salon«, berichtigte Violet lächelnd. »Es ist ein Schönheitss alon. Sie sehen schon aus wie eine Fremde, da müssen Sie nicht

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