Sommer unter dem Maulbeerbaum
Harke, Mistgabel und jedem Gartenschneidegerät, das der Laden vorrätig hatte. Nach den ersten beiden Schaufeln hatte Bailey ihren Protest aufgegeben.
Als sie vom Parkplatz herunterfuhren, sagte Bailey: »Du hast gesagt, Janice macht dir die Bücher?«
»Wenn man es so nennen will. Als ich noch einen Betrieb hatte, habe ich einen Buchhalter beschäftigt, aber jetzt macht Janice, was anfällt. Nicht dass sie nicht ebenso gut wäre wie ein Buchhalter. Sie hat die Bücher für alle vier Gebrauchtwagenläden ihres Mannes gemacht, bis Scott entschied, dass er besser nicht mit seiner Frau Zusammenarbeiten sollte. Unter uns gesagt, ich glaube, er wollte nicht, dass sie über alle seine Einkünfte Bescheid weiß.«
Bailey wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Im Übrigen interessierte sie sich mehr für Matt als für Janice. »Bist du eigentlich auf Dauer nach Calburn zurückgezogen? Oder leckst du nur nach der Scheidung deine Wunden und kehrst nach ein paar Monaten wieder zu deiner Tätigkeit als Großstadtarchitekt zurück?«
Matt schwieg einen Moment lang, während er den Blinker einschaltete und in den Spiegel sah, bevor er nach links abbog. »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, dass ich nicht für den Rest meines Lebens Nägel in die Wand schlagen will.«
»Was möchtest du denn gerne machen?«
»Eigenheim-Architektur. Häuser für Privatleute. Das hat mir immer schon gefallen.«
»Warum hast du dann Wolkenkratzer gebaut?«
»Da ist mehr Geld drin.«
»Ah, ja. Geld. Der allzeit entscheidende Rohstoff. Jimmy hat immer gesagt, wenn man für Geld arbeitet, dann wird man nie welches haben.«
»So spricht jeder arme Mann.«
Darauf erwiderte Bailey nichts, sondern wandte nur den Kopf ab und schmunzelte.
»Was soll das denn jetzt bedeuten?«
»Was soll was bedeuten?«, fragte sie und drehte sich wieder zu ihm um.
»Dieses selbstgefällige Lächeln. Habe ich mich gerade blamiert?«
»Es ist nur, dass Jimmy nicht gerade arm war.«
»Ach? Warum hat er dich dann mittellos zurückgelassen?«
»Er ...» Bailey schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ein paar von den Gründen, aus denen er so gehandelt hat, kann ich mir ja zusammenreimen. Aber warum hat er mir dieses Haus in dieser Stadt vermacht? Ich hatte immer das Gefühl, dass Jimmy seine Kindheit hasste, und darum wollte er auch partout nicht darüber sprechen. Aber warum hat er mir dann das Heim seiner Kindheit hinterlassen? Falls es sein Heim war. Selbst das weiß ich nicht genau.« Sie blickte aus dem Seitenfenster und zwang sich zur Ruhe.
»Letzte Nacht«, sagte Matt leise, »habe ich meinen Computer angeschlossen, ihn mit einer Telefonleitung gekoppelt und eine Internetverbindung hergestellt. Ich habe fünfunddreißig Dollar für eine Immobilienrecherche zu deinem Haus bezahlt. Montag müsste ich eigentlich etwas erfahren.«
Bailey wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Wenn es sich auf dem Bildschirm als Eigentum von James Manville erweisen würde, könnte Matt sich so sehr um Geheimhaltung bemühen, wie er wollte, es würde herauskommen. Und würde er sich ihr gegenüber anders verhalten, wenn er die Wahrheit wusste?
»Bailey?«
»Ja?«
»Patsy hat für heute Nachmittag ein kleines Familientreffen arrangiert, und ...«
»Ich bin eingeladen?«
»Du bist der Ehrengast.«
»Du meinst, sie werden mir tausende von Fragen über jeden Winkel meines Lebens stellen?«
»Vermutlich. Außerdem werden sie - nun ja, versuchen, dich mit mir zu verheiraten. Verkuppeln ist die Lieblingsbeschäftigung meiner Schwägerin.«
»Bei allen Leuten oder nur bei dir?«
»Hauptsächlich bei mir. Ich glaube, sie hat Angst, ich könnte wieder bei ihr einziehen, wenn nicht eine Frau sich meiner erbarmt und mich heiratet.«
»Womit in aller Welt hast du sie denn gegen dich aufgebracht, dass sie so begierig darauf ist, dich loszuwerden?«
»Meine Schwägerin lebt nur fürs Nähen. Im ersten Stock hat sie ein eigenes Zimmer mit einer Nähmaschine darin und einem großen Tisch, auf dem sie ihre Schnittmuster zuschneidet. Mit ihrer Näherei hat sie sich in dieser Gegend Ruhm erworben.«
»Und?«, fragte Bailey.
»Die letzten sechs Monate hat mein Bett in ihrem Nähzimmer gestanden«, erklärte er leise.
»O je.«
»Ja. Genau.«
»Also. Zahlt Patsy mir die Miete oder du?«
»Sehr komisch«, erwiderte Matt, lächelte aber, als er in Patsys Auffahrt einbog.
Genau wie er es vorausgesagt hatte, war Bailey der Ehrengast -
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