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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ehelicher Treue geht man nicht so einfach in ein paar Wochen zu einem Verhalten über, das wie Ehebruch erscheint. Jedenfalls kann ich das nicht.«
    »Sie müssen mir nichts erklären. Ich weiß, wie das ist, einen Menschen zu verlieren. Nennen Sie mir jede beliebige Art und ich habe jemanden so verloren. Und wie auch immer es abläuft, der Zurückbleibende hat es schwer.« Er lächelte sie an. »Ich habe einen Vorschlag.«
    Bailey fühlte sich schon besser. Auch wenn sie noch andere Menschen in Calburn kennen gelernt hatte, kam Matt doch einem Freund am nächsten. »Ihr letzter Vorschlag hat mich mein Haus gekostet«, sagte sie und erwiderte sein Lächeln.
    Matt grinste und die Verlegenheit zwischen ihnen verschwand. »Okay, Sie haben Recht, aber dieses Mal ist mein Vorschlag, dass wir die Dinge lockerer angehen. Sie machen Scherze, ich mache Scherze, und wir bleiben Freunde und sagen >Du<. Kein Zwang, dass mehr daraus wird. Einverstanden?« Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Sofort nahm sie seine Hand, schüttelte sie einmal kräftig und lockerte dann ihren Griff. »Abgemacht. Und jetzt zum Speicher. Ich kann mich nicht entsinnen, damit einverstanden gewesen zu sein, dass du die gesamte Fläche mit Beschlag belegst.«
    »Soll ich dir zeigen, wie man sich ins Internet einloggt?«
    »Matthew, du hörst mir überhaupt nicht zu.«
    »Doch, ich höre zu, aber ich beachte dich nicht. Das ist ein Unterschied«, sagte er, die Augen auf den Monitor geheftet.
    »Ich hatte die Absicht, den Speicher für meine Geschäfte zu nutzen.«
    »Und was für Geschäfte sind das?«
    »Ich werde ... Nun ja, das habe ich noch nicht ganz durchdacht. Jedenfalls nicht alles.« Sie straffte die Schultern und bemühte sich, die Unschlüssigkeit aus ihrer Stimme zu nehmen. »Aber wenn ich mich entschieden habe, dann brauche ich den Speicher.«
    »Du wirst auch einen Computer brauchen. Dann kannst du meinen nehmen.« Er bewegte die Maus über die Matte und klickte darauf.
    »Aber angenommen, du benutzt den Computer gerade, wenn ich ihn brauche?«
    »Ich habe noch einen Laptop, und außerdem: Ich dachte, du wüsstest gar nicht, wie man mit Computern umgeht.«
    »Das weiß ich auch nicht, aber ich kann’s ja lernen.«
    »Vor oder nachdem du dich entschieden hast, womit du deinen Lebensunterhalt verdienen willst?«
    »Vorher. Nein, danach. Nein, ich meine ...« Sie sah ihn an. »Hast du eine Ahnung, was ich machen könnte - außer eine Konservenfabrik aufzumachen, heißt das? Ich habe keinerlei Ausbildung, meine Schulbildung ist nicht der Rede wert, und ich könnte sicher nicht gut für jemand anderen arbeiten. Dazu bin ich viel zu lange unabhängig gewesen. Also?«
    »Ich denke, was immer du tun wirst, es sollte etwas mit Kochen zu tun haben. Schon mal daran gedacht, Kochbücher zu schreiben?«
    »Na, das ist ja mal ein Einfall«, sagte sie. »Wie lan-ge warst du schon in keiner Buchhandlung mehr? Da gibt es Tausende von Kochbüchern. Ich muss etwas Konstantes machen.«
    Matt stand vom Computer auf, legte die Hände auf Baileys Schultern und sah ihr in die Augen. »Du bist erst seit kurzem Witwe, nach einer langen Ehe. Gib dir noch etwas Zeit. Deine Wunden müssen erst mal ein bisschen heilen, dann kannst du immer noch wichtige Entscheidungen über dein weiteres Leben treffen.«
    Seine Worte klangen vernünftig, und für einen Augenblick musste sie sich sehr zusammenreißen, um nicht den Kopf an seine Schulter zu lehnen und sich von ihm im Arm halten zu lassen. »Ich schätze, du hast Recht.«
    »Weißt du, was ich mir überlegt habe, was wir heute tun könnten?«
    Ein Teil von ihr fand, sie sollte gegen das »wir« protestieren, doch sie brachte es nicht über sich. Auf keinen Fall wollte sie den Tag allein verbringen. Sie wollte nicht in dem hässlichen Haus bleiben, bei jedem Geräusch aufblicken und denken, das sei Jimmy, der nach Hause kam. »Was?«, fragte sie und überlegte, was er wohl vorschlagen könnte. Etwas Romantisches? Erotisches?
    »Einen Rasenmäher kaufen.« Matt blickte verwirrt drein, als Bailey anfing zu lachen. »Meinst du, du brauchst keinen?«
    »Doch, natürlich. Es ist nur ...« Sie tat es mit einer Handbewegung ab. »Schon gut. Wie wär’s mit Frühstück und dann gehen wir einen Rasenmäher kaufen.«
    »Klingt gut«, erwiderte Matt, während er sich wieder umdrehte, um auf den Monitor zu schauen.
    Auf der ersten Treppenstufe hielt Bailey noch einmal inne und blickte zu ihm zurück. Er war ein netter Mann, fand sie.

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