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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und seine gesamte Familie wartete bereits auf sie. Janice war mit ihrem Mann Scott da, den Bailey noch nicht kennen gelernt hatte und auch nicht sonderlich sympathisch fand. Er war das,
    was Jimmy immer einen »Handelsfix« genannt hatte: Ständig versuchte er, ein Geschäft abzuschließen. Als Bailey ihm die Hand gab, war sie sehr froh, dass er nicht wusste, dass sie mit einem Milliardär verheiratet gewesen war. Denn in diesem Fall war sie sicher, dass Scott versuchen würde, ihr etwas anzudrehen. Tatsächlich war er bereits drei Minuten, nachdem sie sich kennen gelernt hatten, eifrig bemüht, sie zu überreden, ihren Toyota zu verkaufen und von ihm einen anderen Wagen zu erwerben.
    Matt legte den Arm um Baileys Schulter und führte sie weg. »Hör bloß nicht auf das, was Scott sagt. Wenn er dir zu viel wird, kümmere ich mich um ihn.«
    Bailey war ganz hingerissen von Janices beiden kleinen Töchtern, Chantal, sieben, und Desiree, vier. Doch sie taten ihr Leid, denn sie trugen rosafarbene Baumwollkittelchen, die gestärkt und gebügelt waren. Die Mädchen verzehrten ihre Hotdogs, als hätten sie entsetzliche Angst davor, sich schmutzig zu machen.
    Patsys Familie benahm sich so ungezwungen, wie Janices sich gezwungen gab. Ihre großen, gut aussehenden Zwillinge schienen unter chronischer Langeweile zu leiden und neigten dazu, jedes Mal, wenn sie sich hinsetzten, gleich einzuschlafen.
    »Matthew schindet sie zu Tode», erklärte Patsy, als sie sah, wie Bailey die Jungen betrachtete. Sie hatten sich im Schatten eines Baumes der Länge nach auf einer Decke ausgebreitet und schliefen tief und fest. Im Schlaf sahen sie so jung und unschuldig aus -ganz so wie ein Meter achtzig große Kleinkinder.
    Rick schnaubte verächtlich. »Sie waren die ganze Nacht auf und haben Videospiele gespielt beziehungsweise mit den Mädels der Gegend telefoniert«, sagte er. »Ihre Faulenzerei hat nichts mit ihrer Arbeit zu tun.«
    »Richard Longacre!«, hob Patsy an, und Bailey entfernte sich lächelnd.
    Im Gegensatz zu Matts Voraussage stellten sie Bailey nicht allzu viele Fragen. Vielmehr schien es ihnen ein Bedürfnis, ihr ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Außerdem wollten sie sie mit Matt zusammen beobachten. Zweimal an diesem Tag hörten alle schlagartig mit dem Reden auf und blickten die beiden an. Beim ersten Mal hatte Matt einen Kartoffelchip in einen Käse-Sahne-Dip getunkt und hielt ihn Bailey hin. »Probier mal«, sagte er.
    Sofort sagte keiner der vier Erwachsenen am Picknicktisch mehr ein Wort, und alle schauten ihnen mit unverhohlener Neugier zu. Sogar die Jungen unter dem Baum öffneten jeweils ein Auge. Die beiden kleinen Mädchen hörten mit dem Schaukeln auf und sahen nach, warum die Erwachsenen auf einmal so still waren.
    Mit einiger Verlegenheit biss Bailey in den Kartoffelchip und kaute. Daraufhin kehrten alle zu ihren vorherigen Aktivitäten zurück, doch sie glaubte, sie zufrieden gestellt zu haben. Und wenn sie ehrlich war, fühlte es sich gut an, dass sie zufrieden mit ihr waren. Sie bekam allmählich das Gefühl, zu ihnen zu gehören, ein Teil ihrer Gemeinschaft zu sein.
    Am späten Nachmittag beugte sich Matt zu ihr hin und flüsterte: »Warum bittest du Patsy nicht mal, dir ihr Nähzimmer zu zeigen? Sie würde so gerne damit angeben.«
    Also fragte Bailey Patsy und konnte sehen, wie Patsys Gesicht aufleuchtete, bevor sie ins Haus voranging. Schweigend folgte ihnen Janice.
    Den ganzen Tag über hatte Bailey heimlich das
    Hin und Her zwischen den beiden Frauen verfolgt, die sich so ähnlich sahen, sich aber so unterschiedlich kleideten. Patsy hatte ausgebeulte alte Baumwollshorts an und ein riesiges T-Shirt, das vermutlich ihrem Mann gehörte. Janice trug dunkelbraune Shorts mit einer scharfen Bügelfalte, einen Alligatorledergürtel mit silberner Schnalle sowie eine steife, braungrün karierte Bluse. Ihr Haar saß so perfekt wie Patsys durcheinander war. Doch abgesehen von ihrer Kleidung war die Ähnlichkeit zwischen den Frauen frappierend.
    »Wie sind sie miteinander verwandt?«, hatte sie Matt vorhin zugeflüstert, während er Hamburger auf dem Grill zubereitete.
    »Ihre Mütter waren eineiige Zwillinge«, erwiderte er. »Allerdings hat die eine Schwester reich geheiratet und die andere arm. Rate mal, wie herum.«
    »Janice ist in armen Verhältnissen aufgewachsen«, sagte Bailey wie aus der Pistole geschossen. Ihre eigene Mutter war genauso gewesen wie Janice. Sie hatte solche Angst gehabt, man könnte

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