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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zu der Stelle zu gelangen, an der das Essen serviert wurde, musste man um den Kochbereich herumgehen. Es war eine Küche der extralangen Wege für den Koch. Andererseits wurde die Küche, nach den blitzblanken Oberflächen zu urteilen, ohnehin nicht oft benutzt, da spielte Uneffektivität vermutlich keine große Rolle.
    Die andere Hälfte des Untergeschosses wurde von einem Elternschlafzimmer mit begehbaren Kleiderschränken sowie einem Arbeitszimmer eingenommen. Als Patsy das Badezimmer vorführte, fragte sie: »Haben Sie je im Leben ein größeres Bad gesehen?«
    Höflich hatte Bailey erwidert, das Zimmer sei wunderschön, und Janices durchdringenden Blick ignoriert. In Wahrheit hatte Jimmy einen Badezimmertick gehabt. Für ihn konnten sie nicht groß und nicht prunkvoll genug sein. In einem seiner Häuser stand eine Badewanne von der Größe eines kleinen Swimmingpools. In der Dusche hätte man einen Elefanten baden können, innerhalb des Bads lagen noch zwei kleinere Räume mit Toiletten und Bidets.
    Bemerkenswert fand Bailey, dass es überall in Patsys Haus selbst genähte Sachen gab. Sie hatte sich nie fürs Nähen interessiert, doch da ihr Einkochen sie als Kind regelmäßig zu Jahrmärkten geführt hat-te, hatte sie ein paar Kenntnisse aufgeschnappt. Im Wohnzimmer waren das Sofa, die beiden Sessel und die Vorhänge alle aus dem gleichen blau und grün geblümten Chintz, und eine überwältigende Ansammlung von weiteren Einzelteilen war mit demselben Stoff überzogen. Ein großer Kiefernschrank enthielt Baileys Vermutung nach einen Fernseher und eine Stereoanlage. Die Tafeln an den Türen waren durch gekräuselten Stoff ersetzt worden. Jedes einzelne Brett des Bücherregals neben dem Fernseher war mit Chintz bezogen, allerdings in verschiedenen Farben gepaspelt: blau auf einem Brett, darüber grün, dann wieder blau, dann grün. Der Papierkorb war mit einem Bezug versehen. Die Beistelltische hatten Decken, auch der Lampenschirm war mit demselben Stoff bezogen. Für alle freien Fläche waren Zierdeckchen, Untersetzer, Schonbezüge oder sonst etwas Passendes genäht worden.
    Alle Zimmer, die Bailey sich anschaute, besaßen selbst genähte Bezüge und Vorhänge. Das Schlafzimmer war mit einer Kombination von Blau und Weinrot ausgestattet, oben ging es so weiter. Patsy machte kurz die Tür zum Zimmer ihrer Söhne auf, und Bailey erhaschte einen Blick auf Vorhänge, Tagesdecken und Kopfkissenbezüge, für die ballenweise blauer Stoff, diesmal mit Flugzeugen bedruckt, verwendet worden sein musste. Hätte sie es nicht besser gewusst, Bailey hätte geglaubt, Patsys Söhne wären neun Jahre alt.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors, neben einem Bad voller selbst genähter Accessoires, lag Patsys Nähzimmer, an den Wänden rosafarbene, mit Rosenknospen bedruckte Tapeten. Die Mitte des Raumes nahm ein großer Arbeitstisch ein; an der Wand stand eine Nähmaschine, daneben ein Regal voller Kistchen mit Stoffmustern. Das Zimmer und alle seine Arbeitsutensilien waren perfekt geordnet.
    »Hier sind meine Schnittmuster, und hierin bewahre ich Ersatzknöpfe für alle Kleidungsstücke meiner Familie auf, nach Größe, Farbe und Material geordnet.«
    Bailey hoffte, sie sah angemessen beeindruckt aus. Sie wollte nicht herausplatzen mit: Warum denn nur?! An der Wand zu ihrer Rechten hingen Fotos. Um sich abzulenken, drehte Bailey sich um und betrachtete sie genauer. Es waren fünf Rahmen, alle mit Gruppenaufnahmen, und auf jedem Bild stand Patsy am Rand. Sie trug einen weißen, dreiviertellangen Kittel, auf dessen Tasche ein Abzeichen geheftet war. »Was ist das denn?«, fragte Bailey.
    »Nur die Fabrik drüben in Ridgeway. Möchten Sie meine Nähmaschinennadeln sehen?«
    »Patsy«, sagte Bailey bestimmt, »waren Sie die Chefin von all diesen Leuten?«
    »Ja. Aber das ist lange her«, tat Patsy die Sache ab. »Ich würde Ihnen jetzt gerne mein Garnschränkchen zeigen.«
    Widerstrebend riss sich Bailey von den Fotografien los und drehte sich zu den hunderten verschiedenfarbiger Garnspulen um, die an der Rückwand einer Schranktür auf Stäbchen aufgereiht waren. Einen Augenblick später blickte sie auf und spürte, wie Janice sie anstarrte. Als sich ihre Blicke trafen, hatte es den Anschein, als wolle Janice ihr etwas mitteilen, doch dann schaute sie unvermittelt weg.
    Nach einer Weile sagte Janice leise: »Wir sollten uns wieder zu den Männern gesellen.«
    Als sie wieder unten waren, berichtete Rick, dass Matt nicht

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