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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Schlafzimmer, mehr nicht. Nicht einmal eine Hintertür. Sie sah aus dem Schlafzimmerfenster in einen kleinen Garten hinter dem Haus. Er war verwildert und von Unkraut überwuchert, bis auf ein winziges Stück, das jemand offenbar vor Kurzem erst umgegraben hatte. Rebecca wollte gern Hoffnung schöpfen, dass gleich ein Retter auftauchen könnte, aber sie gestattete sich noch nicht, darauf zu vertrauen. Entschlossen zog sie auch die Vorhänge im Schlafzimmer zu und machte sich auf die Suche nach einem Telefon.

    Eddies Jahr in der Elften verlief ein bisschen besser, obwohl das Zusammenleben mit seiner Mutter immer unerträglicher wurde. Er hatte sie zur Unterschrift eines Antrags gezwungen, mit dem er zurück in die regulären Kurse konnte. Er hatte zwar nicht das Glück, Mrs. Randazzo in Englisch zu bekommen, aber er bestand in allen Fächern. Seine Mutter war es gewohnt, dass in seinem Zeugnis allerlei Lob stand, inklusive beschönigter, sehr guter Noten. Aber nachdem sie gerade wieder etwas mit einem neuen Mann angefangen hatte, rechtfertigte Eddie seine Dreien vor ihr damit, dass sie ihm nicht mehr genug Aufmerksamkeit schenkte. Zu Beginn des Schuljahres waren ihre Auseinandersetzungen laut gewesen, Eddie hatte dabei seine Position erstaunlich gut mit ausformulierten Argumenten verteidigt. Im Frühling ignorierte seine Mutter ihn dann zunehmend und verbrachte stattdessen Zeit mit irgendeinem reichen Kerl.
    Die Cafeteria war ein anderes Problem. Da Eddie keine Freunde hatte, mit denen er hätte zusammensitzen können, kehrte er lieber wieder an den vordersten Tisch zurück, der für die Förderkinder vorgesehen war. Damit machte er sich nur noch mehr zur Zielscheibe für den Spott von Jungs aus seinen Kursen. Wenn Lehrer und Aufsicht außer Hörweite waren, trieben sie grausame Scherze mit ihm. Er war nur dankbar dafür, dass Rebecca nie zur selben Zeit Mittagspause hatte. Eines Tages im April jedoch schwänzte sie einen Kurs und saß am Nachbartisch.

    Becky versäumte eigentlich nie eine Schulstunde, aber Ryan Warner hatte gefragt, ob sie am Samstag mit ihm ausgehen wolle, und vorgeschlagen, sich während der vierten Stunde in der Cafeteria zu treffen. Da er eine Klasse über ihr war und sie ihn beeindrucken wollte, schwänzte sie, um ihn zu sehen. Sie hoffte, dass er sie zu seinem Abschlussball einladen würde. Dieses Jahr lief bei ihr wirklich gut. Und noch dazu war Tiffany weggezogen.
    Sie entdeckte Ryan am zweiten Tisch. Na toll, dachte sie, die Zwölftklässler direkt neben den Förderkids.
    »Hi, Ryan.«
    »Hi, Beck. Komm zu uns.« Er rutschte zur Seite und machte ihr Platz. »Hunger? Nimm dir ruhig ein paar Fritten.«
    »Danke. Ich hol mir nachher einen Salat.«
    Sie hätte ihn am liebsten direkt danach gefragt, warum er sie in die Cafeteria bestellt hatte, aber sie wollte ihn nicht zu sehr unter Druck setzen. Also klinkte sie sich scheinbar ganz entspannt in das Gespräch der anderen ein. Ryan sprach sie mit keinem Satz mehr direkt an. Eigenartig. Ein paar Elftklässler, die Rebecca kannte, kamen an den Tisch und setzten sich zu ihr. Auch Mike Sylver.
    Er flüsterte ihr zu: »Na, bist du aufgestiegen? Gehörst du jetzt zu den arroganten Angebern? Obwohl, eigentlich ist das doch eher ein Abstieg.«
    »Von was redest du da eigentlich?« Becky beugte sich dicht zu Mike, damit Ryan von dem Gespräch nichts mitbekam.
    Mike deutete mit dem Kopf in Richtung des ersten Tisches. »In letzter Zeit wieder mal Rosen bekommen?«
    In dem Moment, als er das sagte, war Eddie Burling gerade aufgestanden, um sein Essenstablett wegzubringen. Er guckte angestrengt in eine andere Richtung, sodass Becky sein Gesicht nicht erkennen konnte. Aber Eddie sah so auch nicht, wo er lang lief. Einer der Zwölftklässler schob einen Fuß vor, Eddie stolperte. Sein Tablett fiel scheppernd zu Boden, die Essensreste weit verstreut darum herum. Die ganze Cafeteria brach in Applaus und Gelächter aus, während Eddie beschämt unter den Tischen herumkroch. Die Zwölftklässler sprangen einer nach dem anderen auf und schrien »Spasti«, »Idiot« und noch Schlimmeres. Da klingelte es, und alle strömten zur Tür. Nur Eddie blieb auf dem Fußboden hocken.
    Becky war entsetzt, als sie hörte, was auch Ryan dem armen Kerl zurief. Vergiss den Ball. Überhaupt, vergiss auch diesen Samstag. Sie wollte mit so einem Arschloch überhaupt nicht ausgehen. Gerne hätte sie Mike Sylver gesagt, wie recht er hatte, doch der war plötzlich auch verschwunden.

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