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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Ich muss wissen, ob mein Freund auf dem Weg hierher ist.«
    In der Dunkelheit konnte sie Eds enttäuschte Miene nicht sehen, sie erkannte bloß, wie er sich von ihr weg und in Richtung des Schreibtisches bewegte. Er suchte kurz herum, dann leuchtete das Display des Palm Pilots auf. Er ließ die gleiche Seite erscheinen wie beim letzten Mal und kroch zu ihr zurück. Im schwachen Lichtschein rollten ihr Tränen über die Wangen.
    »Ich will hier nicht bleiben«, flehte sie. »Ich kenne den Typen da draußen. Er heißt Mike Sylver. Er ist gefährlich. Er hat versucht, mich zu … Bitte, du musst mir helfen, von hier wegzukommen.«
    Edward war überrascht, dass sie Mike Sylver erwähnt hatte. Mike, so ungefähr der einzige Mitschüler, der jemals nett zu ihm gewesen war? Und wie sollte Mike überhaupt hierhergekommen sein? Doch jetzt musste er erst einmal Becca antworten. Über alles andere würde er später nachdenken.
    »Becca«, begann er, »du bist hier absolut sicher.«
    »Er hat meinen Namen gerufen. Und er hat meine Handtasche.«
    Und meine Pistole, ergänzte Ed stumm. Er schaltete den Palm Pilot aus und stand auf. Dann reichte er Becky die Hand und zog sie hoch. »Hier steht kein Auto. Also glaubt er sicher, wir wären weggefahren.«
    »Du verstehst mich nicht«, flüsterte sie heiser, »er rechnet hier mit niemand außer mir. Er wird annehmen, ich sei eingebrochen, um mich vor ihm zu verstecken.«
    Edward überdachte Beccas Vermutung und grübelte im Stillen, was er als Nächstes sagen wollte. »In der Dunkelheit können wir hier nicht weg. Das ist zu gefährlich. Er hat eine Pistole.«
    Rebecca sog Luft ein. Noch eine Waffe? Außer der, die sie ihm gestohlen hatte? Sie umklammerte den Rucksack und war kurz davor, Ed zu verraten, dass auch sie eine Pistole besaß. Vielleicht sollte sie die ihm geben. Waren nicht alle Jungs irgendwie in der Lage, zu schießen?
    Edward ging in Richtung Schlafzimmer und zog sie mit sich. Er staunte über sich selbst, dass er sie einfach so bei der Hand nahm. »Niemand kommt hier herein. Auch … Mike nicht. Aber tagsüber ist es sicherer«, fuhr er fort, »wir brechen morgen früh auf.« Damit ließ er ihre Hand los und wandte sich zu seinem Schlafzimmer.
    Sie griff mit einer Hand nach dem Türknauf des gelben Zimmers, ohne zu widersprechen. Irgendwie meinte sie, ihm vertrauen zu können.
    »Ich werde Wache halten, die ganze Nacht«, versprach er. Ich werde über dich wachen, meine Liebe, korrigierte er sich im Inneren.
    Rebecca, die in einem Arm immer noch den Rucksack umklammert hielt, willigte ein: »Okay, Ed. Okay.«
    Sie schloss und verriegelte die Tür sorgsam und stellte den Rucksack davor ab. Als sie sich zum Bett hinübertastete, trat sie auf etwas Flaches, Hartes. Sie bückte sich und griff unter ihren Fuß. Es war ein Schlüssel. Der Schlüssel zu der kleinen Holzhütte. Er musste aus ihrer Hosentasche herausgefallen sein, als sie diese vorm Duschen ausgezogen hatte. Vielleicht war es ein glückliches Zeichen, dass sie ihn noch besaß. Rebecca schob ihn in die hintere Tasche der Jeans und kletterte aufs Bett. Dort stapelte sie alle Kissen am Kopfende auf und lehnte sich aufrecht mit dem Rücken dagegen. Dann zog sie sich das Laken und die Decke bis ans Kinn hoch und weinte.

    Sylver schaltete die Innenbeleuchtung ein und sah nochmal auf die Karten und Computerausdrucke, die er dabeihatte. Irgendwie fuhr er in die falsche Richtung, auf jeden Fall nach Norden anstatt nach Süden. Aber der holprige Weg hier mit seinen zwei Fahrrillen müsste eine Abkürzung zurück sein. Möglichst schnell wollte er dorthin, er machte sich Sorgen um seinen Sohn, der hier irgendwo im Dunkeln durchs Gelände streifte.

    Mike setzte sich auf einen Baumstumpf im Wald. Er versuchte, sich zusammenzureimen, was Eddie getan haben musste. Er hatte Becky entführt und in dem Verschlag beim Parkplatz gefangen gehalten. Von dort war sie entkommen, er aber hatte sie wiedergefunden und in die Holzhütte gesperrt. Einer von beiden hatte das Auto lahmgelegt. Das konnte Eddie gewesen sein oder auch Becky als Akt der Verzweiflung. Dann war sie wieder entwischt, und er hatte sie noch mal gefasst. Die Ärmste. Zweifellos saß sie jetzt in dem weißen Haus fest. Gefesselt und geknebelt, dachte er, sonst hätte sie sicher geschrien. Er wusste von seinem Vater, dass Eddie der ganze Grund hier gehörte.
    Mike musste eine Entscheidung treffen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, es sei besser, auf seinen Dad zu warten,

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