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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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sich trotzdem nicht erlauben, einzuschlafen. Nicht, solange Mike Sylver ihr da draußen nachstellte. Vielleicht kam er mitten in der Nacht zurück, wenn die Erschöpfung sie übermannt hätte und sie völlig wehrlos wäre.
    Sie hielt ihren Rücken kerzengerade und kniete sich zusätzlich hin. Zu bequem durfte sie es sich auf keinen Fall machen. Sie lauschte. Summte da ein Kühlschrank? Ja. Hörte sie den Motorenlärm der Schnellstraße in der Ferne? Kaum. Grillen? Ein paar. Schritte? Schritte? Sie horchte angestrengt. Wo war Ed? Gott sei Dank gab es Ed. Nein, keine Schritte. Ed lauschte in seinem Zimmer wahrscheinlich genau wie sie hier.
    Oder vielleicht starrte er auch aus dem Fenster. Um sicher zu sein, dass Mike nicht zurückgeschlichen kam.
    Warum um alles in der Welt hatte er hier bloß kein Telefon?

    Josh schlief unruhig auf der harten Krankenhausmatratze, bis die Schwester ihn beim Schichtwechsel weckte.
    »Tut mir leid, dich zu stören, Süßer«, sagte sie, »aber meine Schicht ist gleich zu Ende, und ich musste vorher noch einmal nach dir sehen.«
    Sie bot ihm an, die Bettpfanne zu benutzen, doch er bestand darauf, aufzustehen und zur Toilette zu gehen. Ihm war schwindelig, als er sich aufsetzte, und sein Kopf pochte. Er wartete einen Moment, bis sein Blick scharf war, stellte dann die Füße auf den Boden und stand auf.
    »Mach nur schön langsam, Joshua.« Die Schwester nahm ihn am Arm und stützte ihn bis zur Badezimmertür. Er ging allein hinein, der Schwindel kehrte zurück, weshalb er im Sitzen pinkelte. Sobald er die Spülung gedrückt hatte, rief die Schwester, ob er Hilfe brauche und sie hereinkommen und ihn stützen solle. Josh fühlte sich zwar wackelig, aber es war ihm unangenehm, sie um Hilfe zu bitten. Er stand auf und öffnete die Tür. Seine abweisende Haltung war ihm gar nicht bewusst, als er wortlos an ihr vorbeischlurfte und sich wieder aufs Bett fallen ließ.
    Sie kam hinterher, goss ihm frisches Wasser ein und reichte ihm das Glas. »Die Schwester der nächsten Schicht wird dich bis zum Morgen schlafen lassen, okay?« Josh nickte. »Du hast Glück, am Leben zu sein. Und was deine Freundin betrifft«, sie zögerte kurz, »bin ich mir sicher, dass alles gut ausgehen wird.« Sie tätschelte seine Hand, lächelte ihn an und verließ das Zimmer, bevor er noch etwas erwidern konnte.
    »Danke«, sagte Josh zur geschlossenen Tür.
    Über eine Stunde lag er danach wach, betete und dachte nach. Gegen Mitternacht schaltete er die Nachttischlampe ein und suchte nach seinem Handy. Er checkte die Nachrichten auf der Mailbox.
    Erste Nachricht: seine Mutter, »Josh, bitte komm zurück und überlass die Suche der Polizei.«
    Zweite Nachricht: Sarah, die ihm Glück wünschte.
    Dritte Nachricht: »Josh, hier ist Mike Sylver. Ich habe Beckys Tasche, aber nicht sie selbst gefunden. Ich brauche deine Hilfe. Ruf mich unter dieser Nummer zurück.«
    Das war die letzte Nachricht, Josh beendete die Mailboxabfrage mit einem hektischen Tastendruck und wählte Mikes Handynummer.

    Mike hatte in den letzten paar Stunden einige Autos gehört, deren Motorengeräusch erst lauter geworden war, dann leiser, wenn sie wahrscheinlich Schlaglöchern ausgewichen waren, danach wieder lauter und schließlich immer leiser, wenn sie sich über die Landstraße in die eine oder andere Richtung entfernten. Kein einziges war auf dieser Route unterwegs und fuhr in Richtung der abgerissenen Straßensperre. Wer wollte bei Nacht auch schon hierhin?
    Mike war bereit, die ganze Nacht über wach zu bleiben. So was war für ihn noch nie ein Problem gewesen. Er konnte auch bis Mitternacht Hockey spielen und am nächsten Tag zur Schule gehen, ohne einen Durchhänger zu haben. Seine Mom nannte ihn gern ihre kleine Nachteule und schwor, sie habe ihn eigentlich noch nie wirklich schlafen gesehen. Mike hoffte, dass sein gutes Sehvermögen im Dunkeln und sein nächtliches Durchhaltevermögen ihm jetzt von Vorteil sein würden. Nachdem Josh sich nicht meldete, hatte er gerade entschieden, noch bis zur dunkelsten Stunde zu warten und dann zurück zu dem weißen Haus zu schleichen. Er wünschte, er hätte das Werkzeug dabei, das im Handschuhfach ihres Autos lag.
    Auf dem Baumstumpf hockend grübelte er über einen neuen Plan nach.
    Erst jetzt spürte Mike, dass er schon eine Ewigkeit stocksteif auf dem Baumstumpf gesessen haben musste. Es war kühl geworden, außerdem musste er auch mal pinkeln. Er meinte, weit genug weg zu sein, um Eddie nicht durch

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