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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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seine Geräusche auf sich aufmerksam zu machen, obwohl in einer stillen Nacht so weit im Norden der Schall sicher erstaunlich weit trug. Konnte er selbst nicht sogar den Verkehrslärm der I -75 hören?
    Mike stand gerade etwas abseits über dem Grün am Wegesrand, als Josh seine Nummer wählte. Die Verbindung wurde hergestellt, aber es klingelte nicht. Beccas Handy war auf Vibration eingestellt und zitterte in Mikes Hosentasche.
    Er zog es heraus und meldete sich in heiserem Flüsterton: »Josh?«

    Edward öffnete den Kühlschrank nur einen Spalt breit, zwängte seinen Arm hindurch und drückte den Knopf der Innenbeleuchtung, um sie auszuschalten. Erst dann öffnete er die Tür ganz und tastete nach dem Orangensaft. Er stellte den Karton auf die Arbeitsplatte und griff ins Butterfach in der Kühlschranktür, wo das kleine Fläschchen mit den pulverisierten Schlaftabletten stand. Seine Bewegungen waren zielgerichtet und leise. Einen Löffel aus der Schublade und ein Glas aus dem Schrank zu nehmen, das dauerte in Edwards Wahrnehmung dennoch eine gefühlte Ewigkeit. Und das Pulver in die Flüssigkeit zu rühren, ohne dabei mit dem Löffel klirrend ans Glas zu schlagen, war tatsächlich auch eine ganz schöne Herausforderung, denn Edwards Hände zitterten vor Nervosität, Angst und Vorfreude. Schließlich stellte er sorgsam den Saftkarton und das Schlafmittel zurück in den Kühlschrank. Dann ging er denselben Weg, den er vorher gekommen war, zurück, nur dass er jetzt vor Beccas Tür stehen blieb.
    »Becca«, sagte er mit normaler Stimme, »bist du wach?«
    Er konnte die Matratze quietschen hören, als sie sich bewegte, und auch das Auftreten ihrer Füße auf dem Boden. Sie entriegelte die Tür, öffnete sie einen Spalt breit. »Ja«, flüsterte sie.
    »Gib mir deine Hand«, flüsterte er zurück. Als er sie gefunden hatte, legte er sie um das Saftglas.
    »Was ist das?«
    »Orangensaft. Der hilft dir, wach zu bleiben.«
    »Danke«, flüsterte sie, schloss die Tür und sperrte sie wieder ab.
    Edward stahl sich in die Küche zurück und spähte durch den Spalt im Vorhang hinaus. Draußen war es bereits heller als hier drinnen, er konnte die Umrisse der Bäume gegen den Himmel erkennen. Ed wartete noch ein paar Minuten ab, bevor er zur Haustür ging, sie aufschloss und Becca in dem weißen Haus allein ließ. Wahrscheinlich schlief sie inzwischen schon tief und fest.
    Edward stand vorm Haus und dachte an die Katzen, die er früher besessen hatte. Er hatte so viel von ihnen gelernt, jetzt würde er eines ihrer Lieblingsspiele nachahmen: Anpirschen.
    Er ging auf den Waldrand zu, umschlich in dieser Entfernung sein weißes Haus, musterte es. Falls Mike im Schutz der Dunkelheit zurückkäme, was würde er dann vorfinden? Konnte er dem Haus ansehen, dass Becca dort drin war? Und würde er einen Weg finden, hineinzukommen?
    Edward huschte von Baum zu Baum und umkreiste das Haus zwei Mal.

    Rebecca drückte die Tür zu und schloss sie mit der freien Hand ab. Dann nahm sie einen ersten Schluck vom Orangensaft, den sie im Glas in ihrer anderen Hand hielt. Sie wollte nichts verschütten. Zentimeterweise bewegte sie sich in Richtung Bett und tastete nach dem Nachttisch. Noch ein paar Schlucke, dann stellte sie das Glas dort sicher ab.
    Was für ein Glück, dass Ed sie in dem Loch entdeckt hatte. Sie tastete sich um das Bett herum und trat ans Fenster. Vorsichtig hob sie das Rollo ein Stückchen an und spähte hinaus. Sie sah dieselben Umrisse der Bäume, allerdings aus einem etwas anderen Winkel als Edward zur selben Zeit. Die nächtlichen Geräusche waren fremd und drangen nur gedämpft durch das geschlossene Fenster. Sie spürte auf einmal die gleiche Enge wie in ihrem ersten Kerker, als sie mit Handschellen ans Bett gefesselt gewesen war. Es war so stickig hier drin. Sie wollte zu gern das Fenster öffnen. Die Luft hier drin war wirklich unerträglich und würde sie schläfrig machen, dachte sie noch.
    Da stach ihr eine kurze Bewegung unter den Bäumen ins Auge, mit einem Mal war sie wieder hellwach. Ein Tier oder ein Mensch? Sie starrte auf die Stelle, konnte aber nichts Genaueres erkennen. Es schien ihr, als wenn sie geradeaus schauend nicht richtig scharf sehen konnte.
    Wieder eine Bewegung. Sie nahm sie im Augenwinkel wahr. Eindeutig eine menschliche Gestalt. Vor Angst erschauerte sie. Sie wandte sich vom Fenster ab, kroch quer über das Bett, ihr fehlte noch der Rucksack, und sie musste Ed warnen. Wieder durchfuhr sie ein

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