Sommerfalle
gehen. Sie haben mir gesagt, meine Computertomographie wäre tadellos. Außerdem hast du doch deinen Dad dabei, oder? Besser aufgehoben könnte ich so gar nicht sein. Der hat doch bestimmt auch eine Notfallausbildung, oder nicht?« Josh stand auf und verbarg seine Klapprigkeit, indem er sich fest an die Ecke des Nachttischs klammerte. Dann schob er sein Handy tief in die hintere Hosentasche.
»Richtig, die hat er«, sagte Mike. »Aber wir sind allein unterwegs.« Mike erzählte ihm kurz, was passiert war. »Wir können nicht warten, bis Verstärkung da ist. Wir müssen sie da rausholen. Wir beide, verstehst du?«
Josh nickte schwach.
Sie verließen das Zimmer und gingen den schwach beleuchteten Flur hinunter. Es war schon weit nach Mitternacht, die Nachtschwester würde zwei Unterschriften einfordern müssen, bevor sie Josh gehen ließ. Daher umgingen die beiden Jungen das Stationszimmer und stahlen sich durch eine Seitentür davon. Trotz seiner Kopfschmerzen und weichen Knie war Josh so schnell unterwegs, dass sie das Krankenhaus rasch hinter sich lassen konnten. Mike raste weiter die I -75 hinauf und erzählte Josh dabei die Details seiner letzten Stunden. Im Schein der Innenbeleuchtung studierte Josh die Karte, auf der Mike ihm mit seiner herübergestreckten Hand die Standorte der Hütte und des Häuschens zeigte.
Edward blieb jetzt auf den Wegen, während er weiter zur Hütte marschierte. Er wollte dieses Mal gar nicht hinein, im Moment interessierte ihn nur der Kofferraum seines Wagens. Er zog die Handschellen aus einer seiner Hosentaschen und stopfte sie wieder zurück, nachdem er den Autoschlüssel und die Fernbedienung für die elektronische Türverriegelung in derselben herausgefischt hatte. Die Fernbedienung war inzwischen natürlich nutzlos, aber mit dem Schlüssel konnte er den Kofferraum öffnen. Er nahm das Reserverad heraus, auch die langhaarige Perücke, und schloss die Heckklappe wieder. Er kicherte freudig über seinen Plan. Sollten sie ihn ruhig weiter Eddie-Spasti nennen, dieser Name würde fortan eine ganz andere Bedeutung haben. Er zog die Perücke über seinen Kopf.
Als er den Reifen auf das weiße Haus zurollte, bemerkte er, dass es nicht mehr ganz so dunkel war. Die Wolken verzogen sich. Eine schmale Mondsichel kam zum Vorschein und verwandelte die Schwärze in ein dunkles Grau.
Als er das Haus erreicht hatte, benutzte er den Reifen, um mit ihm zwei deutliche Spuren in den Boden zu drücken, die auf das Garagentor zuliefen. Anschließend wollte er noch ein zweites Paar Spuren hinterlassen, die den Anschein verbreiten sollten, dass ein Auto nur jemand hatte aussteigen lassen und anschließend zurücksetzte, um wieder fortzufahren. Dabei hinterließ er zu viele Fußabdrücke, dessen war er sich bewusst, aber nachdem er den Reifen in die Garage weggeräumt hatte, beseitigte er einige dieser Abdrücke mit einem Besen.
Dann ging Ed durch die Haustür hinein und schaltete das Außenlicht ein sowie das Flurlicht drinnen. In der Küche schüttete er zwei Limodosen ins Waschbecken aus und trug sie vor die Tür. Eine stellte er außen auf den Fenstersims, die andere zerdrückte er und legte sie seitlich der Tür auf den Boden. Sah das nicht aus, als hätten sich hier zwei Leute bis spät in die Nacht unterhalten?
Wieder im Haus, verschloss Ed die Tür hinter sich, ließ aber die Lichter brennen. Erst leise, dann lauter rief er nach Becca. Er klopfte an ihre Zimmertür. Keine Reaktion. Über dem Türrahmen tastete er nach einem schmalen Werkzeug, mit dem er das Schloss öffnen konnte. Beim Hereinkommen schaltete er das Licht ein.
Becca lag bäuchlings quer über dem Bett. Wie hübsch dieser Anblick war. Edward nahm sich einige Minuten, um sich an ihr sattzusehen. Er fragte sich, ob sie ihn wohl auslachen würde, weil er die Perücke trug. Er behielt sie auf, während er Becca auf eine Seite des Bettes legte. Dann schlug Ed die Decke auf der frei gewordenen Betthälfte zurück und rollte Becca dorthin auf das Laken. Ihr Arm steckte noch immer im Rucksackträger. Er zog ihn heraus, stellte den Rucksack unters Fenster. Nachdem er anschließend noch die Decke bis zu Beccas Kinn hochgezogen hatte, setzte er ihr die Perücke auf. Sie war so beweglich wie eine Schlenkerpuppe, seinen Händen wehrlos ausgeliefert. So verletzlich, so süß, so machtlos. Er strich ihr die dunklen Locken aus dem Gesicht. Würde ihr Freund sie so wiedererkennen?
Sie schlief immer noch tief und fest. Als er das leere Glas
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