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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Schauer. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie fühlte sich wie erstarrt in einem Albtraum, unfähig, in Deckung zu kriechen. Ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie tastete nach dem Glas mit dem Orangensaft, nahm noch einen Schluck davon, hatte Schwierigkeiten, es wieder abzustellen. Es rutschte über die Kante des Nachttischs, zerbrach aber nicht. Die Flüssigkeit ergoss sich auf dem Teppich.
    Da fiel ihr Kopf auf die Matratze, und sie blieb quer ausgestreckt reglos auf dem Bett liegen.

    Edward hatte auch jetzt einen Plan, er hatte immer einen Plan. Er schlich bis zum Weg, blieb aber verborgen im Dickicht des Waldes und arbeitete sich so parallel zu ihm bis zur Stelle der Straßensperre vor. Wenn er eine Katze wäre oder Mike, dann würde er sich hier auf die Lauer legen. Schon entdeckte er die Umrisse eines Menschen, also blieb er weiter in Deckung und näherte sich geräuschlos zentimeterweise.
    Er erkannte, wie Mike vom Baumstumpf aufstand. Wollte er zurück zum weißen Haus? Und ihm Becca wegschnappen?
    Jetzt hörte Ed, wie sein alter Kumpel von den Wölflingen sich erst erleichterte und dann zu flüstern begann. Mikes Teil der Unterhaltung konnte Edward fast vollständig verstehen: »Josh? … Ja, nur die Handtasche. Wo steckst du? … Was? … Wie denn? … Ist nicht dein Ernst! … O Mann … Okay, das ist gut … Ja, so ungefähr dreißig Meilen … Ja, ich glaube, dass er sie hat, weißt du, versteckt … Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher, dass er ihr niemals wehtun würde … Okay, in weniger als einer halben Stunde … Zimmernummer? … Verstanden.«
    Edward sah, wie Mike losrannte, die Straße hinunter.
    Schiefes Lächeln oder breites Grinsen, in der Dunkelheit war Edwards Gesicht nicht zu sehen, aber er lächelte. Ihm blieb mindestens eine Stunde, bis die beiden zurückkämen.

    Mike trabte die unbefestigte Straße entlang bis zu der Stelle, wo er meinte, zuvor die Rücklichter vom Auto seines Vaters gesehen zu haben. Er war jetzt so weit vom Haus entfernt, dass er es wagte, laut nach seinem Dad zu rufen. Zuerst hörte er eine schwache Antwort, dann sah er einen Lichtstrahl – die Taschenlampe –, der die Zweige oberhalb des stehenden Autos beleuchtete.
    »Dad! Was ist passiert?« Mike fand seinen Vater lehmverschmiert an einen Kotflügel gelehnt. Schwer atmend berichtete er seinem Sohn, dass er im Morast stecken geblieben war. Daraufhin hatte er den Motor abgestellt und den Leerlauf eingelegt, um zu versuchen, den Wagen dort herauszuschieben. Erstaunlicherweise hatte er vor einer Minute das Auto auch wirklich freibekommen. Doch die Anstrengung schien sein Körper nicht gut weggesteckt zu haben, mit einem Mal fühlte er sich gar nicht gut.
    »Junge, wo warst du, verdammt? Ich konnte dich nicht erreichen. Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    Mike wusste nichts zu sagen. Er war so in seine Heldentat versunken gewesen, dass ihm keine Entschuldigung einfiel. Jetzt betrachtete er seinen Vater und sah, dass es ihm gar nicht gut ging.
    »Dad, was ist mit dir?«
    »Schätze, du solltest mich ins nächste Krankenhaus bringen. Keine Ahnung, ob das ein Herzinfarkt gewesen ist.«
    Auch das noch. Mike half seinem Vater, sich auf die Rückbank zu legen, dann fuhr er rückwärts die zwei Fahrrillen entlang bis auf den Hauptweg. Von dort aus raste er an der Zufahrt zu dem kleinen weißen Haus vorbei, und es war ihm egal, welchen Anschein das jetzt für wen auch immer haben mochte. Er passierte die Stelle der Straßensperre und fuhr weiter Richtung Süden zum Krankenhaus, in dem Josh lag.

    Mike schaffte es in zweiundzwanzig Minuten zum Krankenhaus. Inzwischen atmete sein Vater wieder etwas leichter, und er bat seinen Sohn, sich doch im Wartezimmer auch ein wenig auszuruhen. Die diensthabende Nachtschwester bestätigte Mike, dass es seinem Vater bald wieder gut gehen würde, er die Nacht aber im Krankenhaus verbringen müsse. Ob sie Mike irgendetwas bringen könne? Er fragte sie nach dem Weg zu Zimmer 217.
    Zwei Minuten später klopfte Mike an Joshs Tür und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Josh saß auf dem Besucherstuhl und knöpfte gerade sein Hemd zu. Er nickte Mike zu und bat ihn verlegen, ob er ihm mit den Schuhen helfen könne.
    »Mir wird jedes Mal schwindelig, wenn ich mich hinunterbeuge«, erklärte Josh.
    Mike kniete sich hin und band ihm rasch zwei Schleifen. »Bist du dir wirklich sicher, dass du hier schon weg kannst?«, fragte er, nachdem er wieder aufgestanden war.
    »Das wird schon

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