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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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um diese Uhrzeit, leuchteten Mike ins Gesicht. »Wir sind fast da«, sagte er.
    Rebecca drehte den Kopf und sah im Rückspiegel Mikes Augen. Sie erstarrte. Wusste, dass sie das träumen musste. Das konnte nicht wahr sein. Sie fühlte sich, als würde sie schweben, und hätte doch am liebsten geschrien und geschrien.

    »Und nun zu dir, Eddie«, begann Mike, als sie wieder vom Krankenhaus wegfuhren. »Ich werde dich jetzt aufs Polizeirevier bringen.«
    »Warum?«
    »Komische Frage. Weil du Becky entführt hast.«
    »Becca«, korrigierte Edward, »und ich bin Ed, nur Ed.«
    Er warf einen Blick auf das düstere Gesicht neben ihm, sah dann wieder auf die Straße. »Hast du denn völlig den Verstand verloren, Eddie?«
    »Ed«, beharrte er.

Bei Tagesanbruch war Rebecca als Patientin aufgenommen und wurde auf einer Krankenliege zu Zimmer 304 gerollt. Josh stellte den Rucksack neben ihr ab und tat so, als helfe er schieben, dabei nutzte er eigentlich nur die Möglichkeit, sich festzuhalten. Er durfte jetzt bloß nicht bewusstlos werden. Was, wenn sie ihn auf ein anderes Zimmer legen würden? Er musste jetzt für Becca da sein.
    Der Krankenpfleger schaffte es, sie ohne Joshs Hilfe aufs Bett hinüber zu legen. Dann erschien eine Schwester, zog den Vorhang um das Bett herum zu und zog Rebecca ein Krankenhausnachthemd an. Sie schloss auch den Tropf an und nahm danach mit geübtem Blick den Freund der Patientin in Augenschein.
    »Lass mich deine Temperatur auch mal messen«, sagte sie zu Josh. »Du siehst auch nicht gerade fit aus.«
    Er winkte ab. »Mit mir ist alles okay. Kann ich hier bei ihr bleiben?«
    »Kein Problem. Solange wir nicht das andere Bett belegen müssen, hat sie quasi ein Einzelzimmer.« Sie lächelte ihn an, zog den Vorhang zurück und ging.
    Josh schob seinen Stuhl ganz nah an Beccas Bett. Den Kopf legte er auf die Matratze und zog sich ihre Hand an seine Lippen. So nickte er bis zum frühen Morgen immer wieder ein – bis das Handy in seiner Tasche vibrierte.

    Es gab unzähligen Papierkram, Faxe und Telefonate rund um Edward J. Burlings Verhaftung in die Wege zu leiten. Danach würden zwei Polizeibeamte die Rückfahrt von zweihundertfünfzig Meilen mit ihrem »Gefangenen« antreten. Die Sylvers wollten noch ein paar Tage in der Stadt bleiben. Auf der Polizeiwache gab es im Aufenthaltsraum eine bequeme Couch, wo Mike sich einige dringend benötigte Stunden Schlaf holte, bevor er wieder ins Krankenhaus fuhr.
    Mike hatte nur einen kurzen Moment lang Blickkontakt mit Becky gehabt, in der Dunkelheit im Rückspiegel. Es war seltsam, dass er dabei keinen Funken, keine Spur von der Verliebtheit spürte, die er sonst doch immer empfunden hatte. Trotzdem fühlte er sich verpflichtet, mit ihr zu sprechen, sobald sie aufwachte.
    Beckys Eltern sollten morgen aus Detroit hierher fliegen.
    Bevor er die Polizeiwache verließ, versuchte er noch, Josh auf dem Handy zu erreichen.
    »Hier ist Mike«, meldete er sich, als Josh dranging. »Wie geht’s ihr?«
    »Sie schläft noch«, antwortete Josh.
    Mike erzählte ihm, dass Edward Burling heute zurück nach Hause gebracht und laut Aussage seines Vaters wahrscheinlich schon morgen gegen Kaution freigelassen würde. Aber Josh solle sich keine Sorgen machen, sich nur darum kümmern, dass es ihm und Becky schnell wieder besser ginge. Eddie sollte keine Bedrohung mehr darstellen.

    Nachdem sie aufgelegt hatten, packte Josh das Telefon wieder weg. Er fragte sich, was Becca in dem schwarzen Rucksack bei sich hatte, und zog den Reißverschluss auf. Er sah hinein und erblickte die Wasserflaschen, das Buch und Brot. Sie musste sich selbst diese Notration eingepackt haben, dachte er, nahm eine der Flaschen heraus und stopfte den offenen Rucksack in das Fach des Nachtschranks.
    Rebecca räkelte sich.
    »Hey«, sagte er, »bist du durstig?«.

    Dieselben Schwestern, die Josh versorgt hatten, waren am Abend darauf damit beschäftigt, einem alten Mann auf Zimmer 217 zur Toilette zu helfen. Während sie warteten, tuschelten sie über den Vorgänger in diesem Zimmer, der – so hieß es – mitten in der Nacht abgehauen sein sollte. Sie spekulierten darüber, was genau sich hinter diesem Gerücht verbergen mochte, und die ältere der beiden erzählte, dass ihre Kirchengemeinde für den Jungen und seine vermisste Freundin gebetet hatte.
    »Dann hat er also eine Freundin?«, erkundigte sich die jüngere Schwester und klang enttäuscht. »Und wieso war die vermisst gemeldet?«
    Die andere trat

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