Sommerfalle
hereingelegt. Man hat Ihr Auto verwendet und das Mädchen damit zu Ihrem Anwesen in den Norden gebracht. Raffiniert. Da konnte man davon ausgehen, dass Ihr Wagen nicht auffallen würde. Und wahrscheinlich hat der Kerl nicht damit gerechnet, dass auch Sie dort auftauchen würden.«
»Ich habe nichts weiter getan, als diesem Mädchen zu helfen.«
»Und glauben Sie, dass das Mädchen das bestätigen würde?« Huffman beugte sich zu ihm vor.
»Ja«, sagte Edward, »da bin ich mir sicher.«
Der Termin vor dem Haftrichter verlief nicht ganz reibungslos. Edwards Mutter versuchte dauernd, sich einzumischen, und musste schließlich von der Verhandlung ausgeschlossen werden. An ihrem anmaßenden Auftreten hatte sich in all den Jahren, seit sie damals auf den Förderunterricht in der Schule für ihren Sohn bestanden hatte, nichts geändert. Edwards Anwalt dagegen hatte sich beim Richter erfolgreich durchgesetzt, sein Mandant kam gegen Kaution auf freien Fuß. Es war eine hohe Kaution, aber die Summe spielte für Edward keine Rolle.
Am Nachmittag hatte Edward sich bereits ein neues Auto gekauft und war wieder Richtung Norden unterwegs.
Er hatte im Krankenhaus von Cheboygan angerufen und kannte jetzt Rebeccas Zimmernummer. Er war in Sorge, dass man ihn abweisen oder gleich der Polizei melden würde. Doch die Frau an der Zentrale hatte nur gefragt, ob er ein Angehöriger sei. Ja, hatte er geantwortet.
Edward dachte an ihren Freund. Was für eine Nervensäge. Der Junge hatte ihm mit seinen jämmerlichen Schlägen kaum wehgetan. Er betastete seine Rippen. Nun gut, er war ein wenig schmerzempfindlich.
Aber dieser Typ war ein Aufschneider. Nichts für Becky.
Becca. Sie hatte Ed erzählt, dass ihr Freund sie so nannte, und Edward hatte den Spitznamen daher übernommen. Doch wenn er jetzt darüber nachdachte, dann hätte er ihr lieber einen neuen Spitznamen geben sollen.
Während der nächsten zwanzig bis dreißig Meilen spielte Edward in seinem Kopf mit Rebeccas Namen, bevor er zu dem Schluss kam, dass der ihm vertrauteste der beste war: Becky.
Mike rief Josh von der Empfangshalle des Krankenhauses an, der Rebecca nur widerstrebend allein ließ, um ihn unten zu treffen. Vorher bat Josh die Schwestern, gut auf Becca achtzugeben, während er etwas erledigen müsse. Als er sich zum Aufzug umdrehte, hörte er mit halbem Ohr, wie eine der Krankenschwestern einer anderen zuflüsterte: »Ist der nicht süß?« Normalerweise hätte ihm das geschmeichelt, aber im Moment hatte er andere Sorgen.
»Ich hatte im Krankenhaus angerufen und mich nach Beckys Zustand erkundigt, bevor ich von der Polizeiwache wegfuhr«, sagte Mike. »Da meinte man, sie läge immer noch im Koma.«
»Das stimmt«, antwortete Josh, »aber weißt du was? Komischerweise mache ich mir darüber keine Sorgen. Also, nicht, dass ich froh wäre, weil sie noch nicht aufgewacht ist. Aber ich spüre einfach die Gewissheit, dass sie wieder aufwachen wird.«
Mike fuhr Josh zur Polizeiwache, wo sie eine Stunde mit dem Sheriff verbrachten. Der erzählte ihnen, dass man darauf warte, Rebecca befragen zu können. Jemand würde sie im Krankenhaus aufsuchen, sobald sie wach wäre.
Wenn sie nur endlich wach wurde.
Das Erste, was Edward auffiel, war, dass das Band, das er als Straßensperre verwendet hatte, zerrissen war. Eigentlich wollte er zu der kleinen Hütte fahren, aber was, wenn die Cops schon dort waren? Sie würden ihn sicher auffordern, den Kofferraum seines »gestohlenen« Wagens zu öffnen, und dann würden sie wahrscheinlich die Kartons mit den Schuhen mitnehmen, in deren einem auch Beckys Paar lag. Wie hätte er seine Fingerabdrücke auf ihnen erklären sollen? Nein, besser schlich er sich später dort hinüber. Hoffentlich hatten sie das Auto dann nicht schon abgeschleppt.
Er nahm die Zufahrt zum weißen Haus und blieb vor der Garage stehen. Nachdem er das Tor geöffnet hatte, fuhr er hinein und parkte den Wagen. Ihm fielen Beckys Kleider in der Waschmaschine ein, die jetzt zweifellos faulig waren. Am besten ließ er sie dort; Becky würde seine Unschuld so noch leichter bestätigen können.
Sollte er das Motorrad richtig abdecken? Es handelte sich um eine gebrauchte Harley, die er einem der Einheimischen in den letzten Frühlingsferien abgekauft hatte. Das Ding machte ihm eine Heidenangst, und er wäre damit nie auf die I -75 gefahren Aber sie verhalf ihm jetzt zu einem plausiblen Alibi. Trotzdem ließ er sie jetzt doch wieder ordentlich zugedeckt.
Er
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