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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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zehn geworden? Sorge lieber für dich selbst!«
    Ping lässt sich aber nicht so leicht einschüchtern. »Lass sie los! Ich habe genau gesehen, wie du getrickst hast!«, faucht Ping. Er lässt seine Fingerknochen knacken und seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen.
    Langsam stehen immer mehr Leute um uns herum und manche fragen, was hier los ist. Jetzt wird es peinlich für den bösen Herrn und er wird zornig. Er lässt mich laufen und geht auf Ping los.
    »Kleiner Wurm, ich zeige dir, wer ich bin!«, droht er bebend und ich halte vor Angst die Luft an. Er ist fast zwei Köpfe größer als Ping und hat sehr viele Muskeln.
    Er stürzt sich auf Ping und will ihn wegstoßen! Bevorich »Vorsicht!« rufen kann, hat Ping den bösen Kerl schon wie einen Sack Mehl fünf Meter weit durch die Luft geschleudert, wo er jetzt unsanft auf dem Boden zu Fall kommt. Ich habe gar nicht gesehen, wie Ping das so blitzschnell geschafft hat! Das Ganze muss im Bruchteil einer Sekunde passiert sein.
    Die Zuschauer rufen laut »Bravo!« und applaudieren noch dazu. Viele schimpfen auf den Bösewicht, da er sein Gesicht verloren hat, und sagen, dass er sich schämen sollte. Vor Ärger läuft er rot an und wirft uns einen giftigen Blick zu.
    »Wir werden uns noch wiedersehen!«, zischt er und schimpft weiter grimmig vor sich hin, während er die Zuschauer beim Weggehen zur Seite schubst.
    »Heh, vergiss deine Pinsel und den Eimer nicht!«, ruft Ping dem bösen Kerl hinterher. Das bringt die Zuschauer zum Lachen. Der Kerl nimmt schnell seine Sachen mit und verschwindet unter schallendem Gelächter.
    Auf dem Weg zum Gemüsemarkt bin ich trunken vor Freude, als ob ich den Kerl weggeschleudert hätte. Ich frage Ping begeistert: »Was für ein Kung-Fu war das? Das war so stark!«
    Ping erklärt: »Das war Taiji, wie ich es gerade mit Opa und den anderen geübt habe.«
    »Aber Taiji ist doch viel langsamer. Kann man damit auch kämpfen?«, wundere ich mich.
    Ping grinst: »Taiji kann langsam und schnell ausgeführtwerden. Man übt die Technik, um ausgeglichener zu werden und um seine Gesundheit zu stärken, nicht um zu kämpfen. Aber wenn man gegen böse Leute kämpfen muss, kann Taiji sehr wirkungsvoll zur Selbstverteidigung eingesetzt werden.« Er kratzt sich am Kopf und versucht, sich an noch etwas zu erinnern: »Hmm ... Opa sagt auch immer: ›In der Bewegung nicht nachlassen, um Ruhe zu suchen, sondern Ruhe in der Bewegung finden.‹ Verstehst du das?«
    Ich nicke zweimal und schüttle dann doch den Kopf. Es klingt auf jeden Fall sehr schlau für mich.
    Ping hat mir meine Verwirrung nicht angemerkt und führt einfach weiter aus: »Opa kann natürlich noch viel besser Taiji als ich. Ich beherrsche aber schon ziemlich gut die Affenform. Ich kann mich dabei so schnell bewegen wie ein Affe.«
    Er zeigt mir jetzt eine bekannte Bewegung aus dem »König der Affen«. Aha, vielleicht kann er sich deswegen beim Fußballspiel so flink bewegen und so viele Tore schießen?
    »Kannst du auch ein bisschen Kung-Fu?«, fragt er interessiert.
    »Na ja, Papa hat mir Chang Quan, den Lang-Faust-Stil von Kaiser Taizu, beigebracht. Ansonsten zeigt Papa mir häufig eine DVD mit der Mulan-Form und von der DVD habe ich mir ein bisschen was abgeschaut. Taiji ist zu schwierig für mich. Aber die Mulan-Form finde ich schönund auch einfach«, antworte ich ehrlich und bereue ein bisschen, dass ich nicht mehr von Papa gelernt habe.
    »Die Mulan-Form? Das passt zu Mädchen.« Ping redet jetzt wie ein Erwachsener. Meine Mama hat auch immer gesagt, dass gerade die Mulan-Form besonders für Mädchen geeignet ist, weil sie so schön anzuschauen ist und an einen eleganten Tanz erinnert.
    Während wir uns so unterhalten, hat Ping den Weg zum Gemüsemarkt eingeschlagen.



Auf dem Gemüsemarkt

    Von Weitem können wir bereits die Verkaufsstände des Gemüsemarktes sehen. Eine riesige Auswahl von Gemüse, Fleisch, Eiern, bunten Früchten und Gewürzen liegt schön ordentlich aufgestapelt vor den Verkäufern. Als wir näher kommen, höre ich, wie die Verkäufer laut mit ihren Kunden feilschen.
    Auf einem Schild mit roten chinesischen Zeichen lese ich: »Frühstück und chinesische Spezialitäten«. Unter dem Schild steht ein großer Mann, der gerade Teig in lange Nudelfäden zieht. Ich kann es kaum glauben, wie schnell er in nur wenigen Minuten Tausende dünne Nudeln herstellen kann. Neben ihm schneidet ein anderer Mann mit einem scharfen Messer aus festem Nudelteig dünne

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