Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
Vom Netzwerk:
legt ihn vorsichtig in meinen Arm. Er zappelt ein bisschen und quiekt plötzlich laut. Ich halte ihn so zärtlich, wie ich kann. Dann schaue ich ihm in die Augen und sage ganz leise: »Hallo, du!«
    Der Panda hört auf zu quieken und riecht neugierig an meiner Hand. Dann fängt er an, meine Finger zu lecken. Er mag mich! Ich streichle sein weiches Fell. Er ist so hübsch und so warm!
    Ping wird schon ungeduldig. »Darf ich ihn auch mal halten?«, fragt er mich.
    Ich gebe ihn vorsichtig Ping und sehe gerade, dass Lao Ye hereinkommt.
    »Ist der verletzte Panda wieder gesund?«, will ich sofort von ihm wissen. Lao Ye streichelt meinen Kopf und lächelt: »So schnell geht das nicht, Lisa. Aber ich glaube, schon in einem Monat kann er wieder nach Hause!«
    »Das ist toll, du bist echt super, Lao Ye!« Ich bin überglücklich. »Guck mal, Lao Ye, wir dürfen den kleinen Panda halten!«
    »Das sehe ich«, lacht Lao Ye. »Willst du ihm vielleicht einen Namen geben?«, fragt er mich.
    Ich kann meinen Ohren kaum trauen. »Darf ich das wirklich?«
    »Natürlich darfst du, das ist doch jetzt dein Panda«, sagt Tante Su.
    »Mein Panda?«, wiederhole ich staunend.
    »Weißt du es denn nicht?«, sagt Tante Su nun auch erstaunt. »Also, dein Opa hat diesen Panda für dich einen Monat lang adoptiert. In diesem Monat darfst du dich um ihn kümmern und ihn so oft besuchen, wie du möchtest.«
    Lao Ye sagt: »Alles Gute zum Geburtstag, Lisa! Ich habe dich vorher nicht gefragt, aber ich glaube, dieses Geburtstagsgeschenk wird dir bestimmt gefallen.«
    »Und wie! Das ist das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt! Danke, Lao Ye!«, rufe ich, nachdem ich ihm um den Hals gefallen bin. Lao Lao und Lao Ye haben meinen Geburtstag gar nicht vergessen! Es sollte eine Überraschung sein!
    Als ich den Panda wieder im Arm halte und streichle, sagt Lao Ye: »Am liebsten hätte ich den Panda noch länger für dich adoptiert.« Das klingt fast wie eine Entschuldigung. Typische chinesische Bescheidenheit, denke ich und antworte sofort: »Das macht doch nichts, Lao Ye. Ich binsowieso nur einen Monat hier. Wie gefällt dir der Name Zhen Zhen?«
    Zhen ist ein Bestandteil meines eigenen chinesischen Vornamens. Wie sich der zusammensetzt, ist in unserem Familienbuch bereits festgelegt. Mein Urururopa war ein Dichter und Provinzgouverneur. Und dieser Urururopa hat ein berühmtes Gedicht geschrieben. Dieses Gedicht steht nun in unserem Familienbuch und jeder Erwachsene in unserer Familie kennt es auswendig. Wenn ein Baby in der Familie geboren wird, bildet sich sein Vorname immer aus einem bestimmten Schriftzeichen aus diesem Gedicht und aus einem weiteren, das die Eltern selbst aussuchen dürfen. In meiner Generation ist das Wort »Zhen«, 真 , aus dem Gedicht dran. Meine Mama findet »Zhen« sogar so toll, dass sie dieses Schriftzeichen gleich zweimal genommen hat: Wang Zhen Zhen – so heiße ich im Chinesischen, denn der Vorname steht dort immer hinten.
    »Ein schöner Name. ›Zhen Zhen‹ heißt ›Wahrheit‹. So nennen wir den kleinen Panda jetzt! Zhen Zhen!«, sagt Lao Ye sichtlich zufrieden.
    Zhen Zhen liegt nun bequem in Pings Armen und spitzt seine Ohren. Hat er mitbekommen, dass er nun einen Namen hat? Er sieht aus, als würde er sich freuen.
    Bevor wir gehen, bedankt Tante Su sich noch bei mir: »Wie schön, dass du Zhen Zhen adoptiert hast. Mit dem Geld können wir noch mehr Bambus für die Pandas pflanzen und weitere Forschungsprojekte durchführen.« Danndürfen Ping und ich noch einmal mit Zhen Zhen schmusen. Am liebsten würde ich ihn mit nach Hause nehmen, aber Tante Su und Lao Ye meinen beide, dass es besser ist, wenn er im Forschungszentrum bleibt. Das glaube ich eigentlich auch.
    »Tante Su spricht wirklich sehr gut Chinesisch. Stimmt’s, Lisa?«, fragt Lao Ye mich später im Taxi.
    »Was meinst du, Lao Ye? Natürlich spricht sie gut Chinesisch. Sie ist doch Chinesin.«
    »Haha, Lisa. Deine Augen haben dich getäuscht. Weißt du nicht, dass sie Deutsche ist? Sie ist wie du in Deutschland geboren und aufgewachsen. Nur ihre Eltern sind beide Chinesen.«
    Ach, ich hätte im Flugzeug mit Tante Su auf Deutsch reden können. Sie hat vielleicht auch gedacht, dass ich nur Chinesisch sprechen kann. Lao Ye sagt amüsiert: »Ihr beide, du und Tante Su, seid wie Bananen. Außen gelb, innen weiß!«
    »Bananen?« – Ping und der Taxifahrer müssen lachen. Ich finde das zwar nicht so lustig, aber ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist.
    Statt

Weitere Kostenlose Bücher