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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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verzweifelt versucht, sich an den Namen zu erinnern und dabei langsam in Panik gerät. Schnell sagt sie zu ihren Gästen: »Wait a minute, please!«, und verschwindet in die Küche.
    Nach ein paar Sekunden kommt die Kellnerin wieder zurück. Sie hält irgendetwas in der Hand. Als das »Etwas« plötzlich laut »Quak« macht, merke ich, dass es ein riesiger Frosch ist.
    »Ah, Frosch!«, rufen die deutschen Gäste entsetzt. Eine Frau aus der Gruppe springt kreischend auf. »Oh, du meine Güte!«, ruft sie dabei laut.
    »Oh yes! Frog!«, lächelt die Kellnerin jetzt höflich: »It’s frog. A special Sichuan food. Very hot!« Also eine Spezialität aus Sichuan. Sehr scharf!
    Jetzt lachen alle im Restaurant, sogar die deutschen Gäste. Mi Mi fällt vor Lachen beinah vom Stuhl und manch anderem schießen schon Tränen in die Augen. Nur Tante Bin runzelt die Stirn und stottert ein paar unverständliche Worte.
    Ping drückt mir ein Blatt Papier in die Hand. »Schau dir das mal an ...«, sagt er lachend und klopft Lei anerkennend auf die Schulter. Der grinst jetzt über das ganze Gesicht. Für einen Augenblick sehen sich die beiden wirklich sehr ähnlich.
    Auf dem Bild ist die Szene von vorher zu sehen: Viele überraschte Gesichter umringen einen dicken Frosch, der inder Hand einer lächelnden Kellnerin sitzt. Der Frosch hat große, aufgeblasene Augen. Eine Sprechblase lässt ihn gerade sagen: »Entschuldigung vielmals, aber ich spreche kein Englisch, Quak!«
    Oje, jetzt tut mein Bauch vor lauter Lachen richtig weh. Wie hat Lei es nur geschafft, diese ganze Szene so schnell und so lebendig festzuhalten?
    Dann tragen zwei Kellner eine große Geburtstagstorte aus der Küche und stellen sie mitten auf unseren Tisch.
    »So eine große Torte schaffen wir doch gar nicht«, sagt Lao Ye zu Tante Bin.
    »Den Rest können wir auch mit nach Hause nehmen und morgen weiteressen. Außerdem geht das auf meine Rechnung. Mach dir keine Sorgen«, antwortet Tante Bin unbekümmert.
    Später, als Lao Ye auf die Toilette gegangen ist, erzählt mir Tante Bin, dass die Generation von Lao Ye die »drei bitteren Jahre« schlimmster wirtschaftlicher Not erlebt hat. Das war die Zeit von 1959 bis 1961, als über 30 Millionen Chinesen an Hunger gestorben sind. Für meine Großeltern ist deshalb die Verschwendung von Essen so schlimm wie eine Straftat.
    »Warum lassen die anderen eigentlich so viel auf ihren Tellern liegen?« Ich zeige auf den Tisch neben uns.
    Tante Bin rollt die Augen. »Das war bestimmt kein einfaches Familienessen. Viele Gastgeber bestellen vor allem bei großen Geschäftsessen eine riesige Auswahl an Speisen.Damit wollen sie ihren Gästen Respekt erweisen und die Basis für eine gute Geschäftsbeziehung schaffen. Aber das ist echt dumm: Man könnte die übrig gebliebenen Speisen doch mitnehmen und später essen.«
    »Oder einfach nicht so viel bestellen«, erklingt plötzlich Lao Yes Stimme hinter uns.
    »Ups!« Tante Bin ist rot geworden. Doch da alle, auch Lao Ye, lachen, lacht sie schließlich fröhlich mit – wenn auch mit roten Wangen.
    Als ich die Kerzen auf dem Kuchen mit voller Kraft ausblase, lächelt auch Lei glücklich. Ich schließe meine Augen und wünsche mir ganz doll, dass viele Bambusse gepflanzt und viele Panda-Babys geboren werden. Und mein Zhen Zhen gesund bleibt und schnell wächst.



Onkel Peter und Sophie

    »In den Bergen habe ich ganz viele Sterne am Himmel gesehen – wie zu Hause!«, berichte ich Mama am nächsten Tag. Sie sagt daraufhin: »Und ich habe in deiner Hängematte gelegen und auch die glitzernden Sterne betrachtet. So, wie du das immer machst. Ich habe dabei an dich gedacht, Lisa. Alles Gute zum Geburtstag!«
    Als ich Mama sage, dass Onkel Peter mich eben angerufen hat und mit mir einen Tag in seinem Lieblingspark verbringen will, klingt Mama überrascht: »Ich dachte, Peter hat im Moment gar keine Zeit für dich.«
    »Warum denn nicht?«, frage ich neugierig. »Onkel Peter hat doch immer Zeit für mich!«
    Als wir noch in Peking wohnten, hat er oft stundenlang mit mir und meinen Freunden gespielt, während sich die anderen Erwachsenen miteinander unterhalten haben.
    Mama antwortet: »Normalerweise ja. Aber Onkel Peterund Tante Hong bekommen bald ein Baby und du weißt ja, was das bedeutet.« Oh, natürlich weiß ich das: Windeln, Milchflasche, Babyspielzeug, Kinderwagen ... Als Ricky geboren wurde, hatten Papa und Mama plötzlich für mich nur noch wenig Zeit. Und Mama war monatelang müde.

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