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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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Aber dafür habe ich jetzt einen kleinen Bruder, den ich total vermisse.
    Als Onkel Peter mich an der U-Bahnstation sieht, strahlt er über das ganze Gesicht.
    »Hallo, auf den Kopf!«, ruft er mir zu.
    »Hallo, auf die Nase!«, rufe ich lachend zurück. So begrüßen wir uns schon, seit ich klein bin. Ich habe mir die Begrüßung einmal ausgedacht und Onkel Peter findet sie lustig.
    Er hebt die Hand zum High Five und ich schlage mit voller Kraft ein.
    »Mensch! Bist du aber gewachsen! Bald wirst du mich überholen«, fügt er noch hinzu. Mit der Größe hat er allerdings nicht übertrieben, denn ich bin fast die Größte in meiner Klasse.
    Onkel Peter ist ein Weltenbummler wie ich. Sein Papa ist Engländer und arbeitete als Diplomat in Peking, als Onkel Peter ein Kind war. Onkel Peter spricht perfekt Chinesisch, weil er damals in eine chinesische Schule ging. Zu jener Zeit gab es noch nicht so viele Ausländer in Peking wie jetzt und er war der einzige kleine blonde Junge mitblauen Augen in seiner Schule. Nach dem Studium in London kehrte er nach China zurück und dreht seitdem Dokumentarfilme über China.
    Mama meint, Onkel Peter kann unglaublich gut mit Menschen umgehen, genauso wie Papa unglaublich gut mit wissenschaftlichem Wissen. Einmal hat er sogar den Fahrer eines Militärfahrzeugs überzeugen können, das Filmteam zu einer geheimen Goldmine zu fahren, die mitten in einem Sperrgebiet lag.
    Onkel Peter richtet mir liebe Grüße von Tante Hong aus. »Sie wollte gerne mitkommen, aber sie geht kaum noch aus dem Haus, da ihr Bauch jetzt schon so groß ist wie meiner!« Dabei zeigt er auf seinen dicken Bauch und macht ein lustiges Gesicht.
    Ich muss sofort lachen.
    Seine tolle Kamera, die er wie immer um den Hals trägt, »steht« jetzt fast auf seinem Bauch. Als Onkel Peter noch auf der Chinesischen Mauer Marathon gelaufen ist, war er richtig schlank und fit. Aber danach hat er jedes Mal, wenn ich ihn wiedergesehen habe, ein bisschen mehr zugenommen.
    »Schade, dass Tante Hong nicht mitkommen kann!«, sage ich. Ich finde es auch ein bisschen schade, dass Onkel Peter heute nicht mit seinem coolen Motorrad gekommen ist, auf dem ich einmal mitfahren durfte, als Mama nicht dabei war.
    Tante Hong duftet immer so schön nach Jasmin. Anders als die meisten Chinesen hat sie lockige Haare. Wenn sieauf der Straße läuft, wippt ihr langes seidiges Haar bei jedem Schritt mit. 90 Prozent der Leute drehen sich nach ihr um – um ihre Schönheit zu bewundern. Das behauptet Onkel Peter jedenfalls immer.
    Als Tante Hong und Onkel Peter letztes Jahr geheiratet haben, flog Papa extra von Deutschland nach Peking. Da habe ich vielleicht was verpasst! Es gab eine fünf Meter lange Schlange mit aneinandergebundenen Knallfröschen und die Knallfrösche haben fast eine halbe Stunde lang geknallt, erzählte Papa später.
    »Wie geht’s deiner Mama, deinem Papa und Ricky?«, fragt Onkel Peter mich, als wir in der U-Bahn sitzen.
    »Gut. Mama hat mir gestern gesagt, dass sie mit Hilfe des Oberbürgermeisters ein richtiges Klassenzimmer gefunden hat. Die Chinesisch-Schule wird auf die Einsteinstraße umziehen.«
    »Prima! Ich wusste immer, dass deine Mama auch in Deutschland etwas Interessantes finden wird.« Onkel Peter nickt mit dem Kopf.
    Ein paar Chinesen schauen immer mal neugierig zu uns herüber und ich kann hören, wie sie versuchen herauszufinden, was ich mit Onkel Peter da auf Englisch rede. In Deutschland ist Chinesisch die Geheimsprache, wenn ich mit Mama über etwas rede, was nicht jeder verstehen soll. Hier funktioniert es mit Englisch fast genauso gut.
    »Na? Und was macht dein Papa?«, erinnert mich Onkel Peter an seine Frage.
    Ich berichte: »Er arbeitet ganz viel. Aber ansonsten übt er jeden Tag noch Taiji. Manchmal auch mit Ricky.«
    »Wirklich? Aber ist Ricky nicht zu klein für Taiji-Übungen?« Das hat Onkel Peter jetzt mehr zu sich selbst gesagt als zu mir.
    »Nein!«, behaupte ich grinsend. »Je jünger man ist, desto weniger Angst hat man vor dem Scheitern. Und die Angst vor dem Scheitern ist das eigentliche Problem beim Lernen.«
    Onkel Peter mustert mich überrascht. »Erstaunlich! Drei Jahre nicht gesehen und schon muss ich dich auf einmal mit ganz anderen Augen betrachten. Du hast inzwischen viel gelernt.« Ich bin etwas verlegen, freue mich aber sehr über Onkel Peters Lob.
    Als wir aus der U-Bahnstation kommen, höre ich laute Trommel- und Gongschläge zum Himmel dröhnen. Auf dem großen Platz, der vor uns

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