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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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sehen. Es lag einfach am Fuß des Hügels.
    Mama meinte, dass wir jetzt wie der chinesische Kaiser wohnten, obwohl unser Haus kleiner war als vorher in China. Laut Feng Shui, der Lehre von der Harmonie zwischen dem Menschen und seiner Umgebung, wohnen wir aber genau richtig. Unser Haus zeigt nach Süden. Vorn ein kleiner Bach, hinten ein kleiner Berg. »Und daneben noch die besten Freunde«, seufzte Mama ganz zufrieden. »Das ist sogar noch besser als der Kaiserpalast.«
    »Und der Kaiserpalast hat kein deutsches Heizungssystem«, fügte Papa stolz hinzu.
    Auf dem schönen Schulweg am Bach entlang, den mir Max gleich am zweiten Schultag gezeigt hatte, konnte man viel entdecken. Nach einer Woche wollte ich deshalb gerne allein von der Schule nach Hause laufen. Doch als ich mich von Emily, Sarah und Nicole vor dem Schuleingang verabschiedete, stand Mama ein Stück weit entfernt hinter einem Busch versteckt.
    »Ist das nicht deine Mama?«, fragte Nicole und die Mädchen schauten verwundert zu dem Busch hinüber.
    Ich überlegte, ob ich Nein sagen sollte. Dann erinnerte ich mich daran, dass sie meine Eltern bei unserm ersten Besuch in der Schule schon einmal gesehen hatten.
    »Ja, das ist meine Mama«, sagte ich schnell. »Also bis morgen.«
    »Bis morgen!«, sagten Emily, Sarah und Nicole. Bevor sie sich umdrehten und weggingen, meinte Nicole noch: »Deine Mama ist wirklich lustig.«
    Ich seufzte und rief laut zu Mama hinüber: »Ich habe dich gesehen, Mama.«
    »Hi, Schätzchen«, sagte Mama und kam langsam aus dem Busch gekrochen, ein bisschen rot im Gesicht. Trotzdem winkte sie den Mädchen zu und rief laut: »Tschüss!«
    Emily, Sarah und Nicole winkten Mama lächelnd zurück.
    Bevor Mama fragen konnte, sagte ich schon: »Das sind Emily, Sarah und Nicole und sie sitzen mit mir zusammen an einem Tisch in der Klasse.«
    Warum sagten meine Eltern auf der einen Seite immer, dass ich selbstständig werden sollte, dass ich schon groß wäre und wir kein Kindermädchen mehr brauchten, aber auf der anderen Seite versteckte Mama sich hinter einem Busch? Mal ganz ehrlich, das machen doch nur kleine Kinder!
    »Ich möchte bloß schauen, ob auch alles gut läuft ...«, erklärte Mama ein bisschen schuldbewusst. Auf dem Weg nach Hause gab sie mir jedoch das Versprechen, so etwas nicht noch einmal zu machen.
    Am nächsten Tag lief ich endlich allein nach Hause. Ich sah zuerst viele Ameisen, die einen Tausendfüßler in ihr Erdnest schleppten. Dann traf ich am Bach einen braunen Hasen, der ohne Angst auf der Wiese herumhüpfte. Der Trick in solch einer Situation ist: Man muss ganz still stehen bleiben. Wie ein Stein. Und das kann eben nicht jeder. Ricky zum Beispiel schafft das nicht – selbst wenn du es ihm hundertmal erklärst.
    Als ich ankam, hielt Mama mich lange im Arm, als ob sie mich schon einen Monat nicht gesehen hätte.
    »Ihr habt doch um 11:30 Uhr Schluss. Jetzt ist es schon 12:13 Uhr. Warum hat es so lange gedauert?« Dabei guckte sie noch mal auf die Wanduhr.
    Als Mama klein war, hat sie einmal zwei Stunden gebraucht, um von ihrer Schule nach Hause zu kommen. Das hatte Lao Lao mir mal erzählt. Der Schulweg war aber auch nur 20 Minuten zu Fuß. Jetzt wäre es natürlich zu unhöflich, Mama an ihren Rekord zu erinnern. Deswegen sagte ich nur: »Ach, Mama. Ich habe einen Hasen beobachtet und bin halt ein bisschen langsam gelaufen.«
    Ich zog einen Zettel aus meinem Schulranzen heraus und drückte ihn Mama in die Hand.
    »Was ist das?«, fragte Mama, als sie den Zettel las.
    »Das hat mir Emily gegeben. Sie hat gesagt, ich kann sie mal besuchen, wenn ich will. Hier sind ihre Telefonnummer und ihre Adresse.«
    »Wirklich!« Mamas Augen leuchteten. »Und?« Sie schaute mich erwartungsvoll an.
    »Was und?«, fragte ich zurück.
    »Und, rufst du sie an? Habt ihr in der Schule etwas zusammen gemacht? Magst du sie auch?«
    Plötzlich hatte Mama ganz viele Fragen. Ich verstand nicht, warum Mama so aufgeregt war. Ich hatte doch immer viele Freunde ... in Peking.
    »Emily hat mich in der Pause viel über China gefragt. Sie möchte, dass ich ihr ein paar chinesische Schriftzeichen zeige. Leider kenne ich gar nicht so viele. Ich habe ihr dann beigebracht, wie man ›Hallo‹ auf Chinesisch sagt.«
    Als ich daran dachte, wie Emily »Nǐ Hǎ o« nachgesprochen hatte, musste ich lachen.
    »Wie schön! Soll ich Emilys Mama anrufen und Emily zu uns nach Hause einladen?« Mama ging schon zum Telefon. Hatte sie Tränen in den Augen? Ich

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