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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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Bruder drohen, das geht immer. Diggo trägt ein speckiges Jeanshemd, das bis zum Bauch offen steht.
    »Ja, kack die Wand an!«, schreit er, als er Stefan sieht. »Guck mal, was die Katze uns da hereinschleppt! Der scheiß verlorene Sohn ist zurück! Arschlöcher der Welt,schaut auf diesen Mann, eine verfickte Berühmtheit, ich sage es euch!«
    Kraftausdrücke gepaart mit Sprichwörtern sowie Zitaten aus Bibel und Zeitgeschichte. Rhetorisch hatte Diggo Decker schon immer seine Momente, denkt Stefan.
    »Wieso berühmt?«, will einer der Bäuche wissen.
    »Ja, wieso?«, setzt der andere nach.
    »Der kleine Wichser da hat sich vor, was weiß ich, zehn, zwölf Jahren vom Acker gemacht und ist Schauspieler geworden.«
    Genauer gesagt bin ich das schon vorher gewesen, denkt Stefan, will da aber mal nicht so sein.
    »Echt jetzt?«, sagt Zopf. »Muss man dich kennen?«
    »Laber keinen Scheiß. Kennen muss den keiner!«, bringt Diggo es auf den Punkt.
    »Ey, Diggo«, bettelt Toto um Aufmerksamkeit, »wir haben den Schrank abgeholt!«
    Diggos Blick fällt auf Toto, als sähe er ihn zum ersten Mal, dabei sind die beiden schon ihr Leben lang unzertrennlich, was für Diggo eindeutig mehr Vorteile hat als für Toto. Obwohl – man weiß es nicht, denkt Stefan. Zwar lässt Toto sich seit Kindesbeinen an von Diggo herumschubsen, beleidigen und fertigmachen und nimmt Befehle von ihm an wie ein Soldat, der den Begriff »Kadavergehorsam« bis ins Letzte verinnerlicht hat, andererseits ist Diggo für Toto ein Fixpunkt, auf den er sich immer verlassen kann. Diggo hat schon Leute verdroschen, nur weil sie Toto »Blödmann« genannt haben, nicht ohne hinterher noch Toto eine zu knallen, und zwar dafür, dass er so ein Blödmann war, sich beleidigen zu lassen.
    »Du hast den scheiß Schrank abgeholt?«
    »Der Zöllner hat mir geholfen.«

    »Ich hab gesagt nächste Woche!«
    »Du hast gesagt, ich soll ihn holen, wenn ich Zeit habe. Und heute hatte ich Zeit. Und der Zöllner war da, der hat mir geholfen. War ganz heiß drauf.«
    Diggo schließt kurz die Augen. Große Männer fühlen sich immer von Versagern umgeben. »Na gut«, sagt er schließlich. »Ich hab zwar nix vorbereitet, aber wenn das Scheißteil nun mal da ist.« Er blickt die Bäuche und den Zopf an und macht eine Kopfbewegung Richtung Kastenwagen. »Los, ihr Penner, holt das Ding aus dem Wagen. Nur auf dem fetten Arsch sitzen und saufen und fressen für lau is nich!«
    Um sich einen minimalen Rest Würde zu bewahren, murmeln die drei ebenfalls ein paar schmutzige Wörter, gehorchen aber ihrem Herrn und Meister.
    Und der legt Stefan jetzt seinen schweren Arm auf die Schulter und fragt ihn, was er trinken will. Eine überflüssige Frage, da sowieso nur Bier im Angebot ist.
    »Ich weiß«, sagt Diggo, »eigentlich kein Bier vor vier. Aber irgendwo auf der Welt ist immer vier Uhr.« Er geht hinein, während Stefan zusieht, wie die drei Helferlein fluchend das Unterteil der Schrankwand aus dem Kastenwagen wuchten.
    Als Diggo wieder rauskommt, hat er zwei Flaschen in der Hand und reicht eine davon Stefan. Sie lassen die Ploppverschlüsse ploppen und stoßen an.
    »Und was ist mit mir?«, empört sich Toto.
    »Du weißt doch, wo das Zeug steht.«
    »Aber er kriegt eins gebracht, oder was?«
    »Er ist Gast, du bist hier zu Hause, also geh mir nicht auf den Sack!«
    Toto geht rein, um sich ebenfalls eine Flasche zu holen.Dumm rumstehen, während andere trinken, kommt nicht infrage. Noch im Gehen ploppt er seine Flasche auf, dann stößt er sie gegen Stefans und versucht das Gleiche mit Diggos, der seine aber zurückzieht, sodass Totos Bewegung ins Leere geht.
    »Also, was machst du hier, du Star?«, fragt Diggo.
    »Ich muss mein Elternhaus verkaufen.«
    »Stimmt, der Hermann hat ja den Löffel abgegeben.«
    »Um fünf kommt der Makler.«
    »Makler!«, sagt Diggo und spuckt in hohem Bogen in die Hecke. »Alles Verbrecher!«
    »Ich hab keine Wahl. Montagmorgen muss ich wieder in München sein.«
    »Wieso?«
    »Ich habe ein Vorsprechen für eine Fernsehserie.«
    »Dann muss man dich demnächst doch kennen, was?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Was mich mal interessieren würde: Wie ist denn die Ferres so privat?«
    »Ich kenne die gar nicht.«
    »Echt nicht?«
    Toto wird ganz nervös. »Der würde ich gerne mal über den Weg laufen, echt!«
    Totos Grinsen macht klar, dass es ihm nicht nur um eine Plauderei bei Kaffee und Kuchen geht. Dafür gibt es von Diggo mit der flachen Hand auf den

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