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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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daherlabert.
    Auf dem Weg zum Bierwagen fühlt er sich massiv beobachtet, aber als er sich umschaut, sieht niemand in seineRichtung. Vielleicht gucken sie aber auch alle nur schnell genug weg. Natürlich bedient ihn dann Mandys Mutter. Die Familienähnlichkeit ist nicht zu übersehen, beide haben schöne Augen, aber Mandys Mutter sieht eben aus wie eine Mutter, die bei einem Fußballturnier am Bierwagen steht und sich um ihre Tochter sorgt, die mit einem Mann rummacht, der ihr Vater sein könnte, auch wenn sich Mandys Mutter, also Angelika, niemals mit so einem eingelassen hätte.
    Das Pils, das sie gezapft hat, sieht aber astrein aus, und Stefan denkt, dass astrein eigentlich ein astreines Wort ist, das man in München viel zu selten benutzt. Angelika nimmt die Biermarke entgegen, und ihre Hände sehen natürlich aus wie die Hände einer Frau, die viel arbeitet, was toll aussieht, aber auch ein bisschen deprimierend ist. Das meint er aber nicht sexistisch, also Frauen sollen schon arbeiten dürfen, aber jetzt ist auch mal gut, also los, zurück zu den anderen.
    Als er sich, mit dem Bier in der Hand, umdreht, kommen Frank und Karin Tenholt auf ihn zu, die beiden Jungs in ihren Nationaltrikots im Schlepp. Karin trägt T-Shirt und Jeans, als wolle sie hier nicht so viel Aufhebens um sich machen, aber sie kann sich abbrezeln, wie sie will, sie hat einfach eine Grundschönheit, die man nicht rausgekürzt kriegt. Sie küsst Stefan zur Begrüßung auf die Wange, und er macht eine irgendwie ruckartige Bewegung, und etwas Bier schwappt über, die astreine Blume ist hin. Er beugt sich vor, damit nichts auf seine Hose tropft, und leckt sich Bier von der Hand. Genau so, denkt er, muss man schönen Frauen, die man schon mal geküsst hat, gegenübertreten: zu blöd, ein Bier zu halten.
    »Schön, dich zu sehen«, sagt Karin und meint es wohlauch so, was Stefan zusätzlich verunsichert. Dieses ewige Leben in der Defensive. Irgendwann wird einem das zu viel.
    »Papa, kriegen wir eine Fanta?«, fragt der größere der beiden Jungs. Stefan kann sich nicht erinnern, wer jetzt Richard und wer Oskar ist.
    »Immer dieses süße Zeug«, antwortet Frank Tenholt. »Wollt ihr nicht einfach mal Wasser trinken?«
    »Ihr müsst nur Wasser trinken, wenn es der Papa auch tut«, sagt Karin.
    Frank Tenholt macht ein Gesicht, als hätte er gerade Ahoi-Brause von seiner Hand geleckt. Die Kinder bekommen von ihrer Mutter Geld für Wertmarken und schieben ab.
    »Mensch, wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen?«, fragt Karin.
    »Paar Jahre, schätze ich.«
    »Gut siehst du aus.«
    »Du aber auch.«
    »Ich weiß.«
    Frank schaltet sich ein und fragt, ob Karin was trinken will. Sie bestellt ein Radler bei ihm, und Stefan denkt, dass nur solche Frauen Biermixgetränke trinken dürfen, weil es nur bei ihnen nicht lächerlich ist, schließlich ist nichts bei ihnen lächerlich.
    Karin fragt Stefan wie es ihm in München so gefällt, und Stefan gibt ein paar nichtssagende Antworten. Dann ist Frank wieder da.
    »Hat der Murat schon gespielt?«, will er wissen.
    »Nee, kommt noch«, sagt Stefan.
    »Charlie übrigens auch«, sagt Karin ganz locker so dahin, während sie von ihrem Radler nippt.
    Eigentlich dürfte ihn das nicht überraschen, aber Stefan spürt, dass ihn diese Nachricht ein bisschen aus derBahn wirft. Charlie kann jeden Moment um die Ecke kommen, und das macht ihn nervös. Er wünscht sich sehr, sie zu sehen, und würde genau deshalb jetzt gerne weglaufen.
    »Ist das da hinten nicht der Jacobi?«, fragt Frank.
    »Das ist er«, sagt Stefan.
    »Ziemlich junge Freundin.«
    »Nettes Mädchen.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Frank. »Ist das nicht ein wenig degoutant?«
    »Wo die Liebe hinfällt«, sagt Karin, und Stefan denkt, dass sich bei ihr sogar Plattitüden anhören wie konfuzianische Weisheiten.
    Sie gehen rüber zu Thomas und Mandy und haben gerade ein paar Worte gewechselt, als sich am Eingang was regt. Es wird unruhig, Stimmen schwellen an, gehen in Rufe und Pfiffe über und schließlich in Applaus. Murat ist da. Trägt den Trainingsanzug in den Vereinsfarben der Spielvereinigung. Schüttelt Hände. Lässt sich fotografieren. Probieren für die große Bühne, nächste Saison. Zweite Liga, Bundesliga, Nationalmannschaft. Man kann es schaffen. Heinz Tenholt empfängt den Star. Hat ihn selber trainiert, vor Ewigkeiten, in der D-Jugend. Einer, über den Murat nach dem Gewinn des WM – Titels sagen soll, dass er ihn geprägt hat. Was ich vom

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