Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
Vom Netzwerk:
wobei etwa ein Drittel obenraus schwappt.
    »Schönen Dank auch!«
    »Mandy macht wieder Stress«, sagt Thomas Jacobi.
    Mit dem Bier in der Hand kommt das Mädchen zu ihnen herüber und küsst Thomas auf eine Art und Weise auf den Mund, die keine Zweifel lässt. Sie hat halblanges knallrotes Haar, ein Lippenpiercing, einen kleinen Nasenring, trägt ein geringeltes T-Shirt, einen kurzen Jeansrock und Turnschuhe. Und ihre Augen sind von einem Grün, das in der Natur eigentlich nicht vorkommt.
    »Du sollst deine Mutter nicht immer so behandeln«, sagt Thomas Jacobi. »Die hat es schwer genug.«
    Mandy verdreht die Augen. »Müsst ihr Senioren immer zusammenhalten?« Mandy wirft Stefan einen Blick zu. »Neuen Freund gefunden?«
    »Das ist der Stefan. Der ist nicht neu.«
    »Ich kenn den irgendwoher.«
    »Der ist aber vor zehn Jahren schon weg.«
    »Nee, nee, aus dem Fernsehen oder so.«
    »Stefan ist Schauspieler.«
    Man hat sich ja schon oft, denkt Stefan, über die Floskel Ihre Augen begannen zu leuchten geärgert, aber anders kann man das, was in Mandys Gesicht passiert, nicht beschreiben. »Genau!«, ruft sie. »Das war im dritten Programm, ich glaube SWR . Kam ziemlich spät und war sehr strange. Du hast einen gespielt, der ein Mädchen im Auto mitnimmt, und dann erleben die beiden völlig schräge Sachen, und er verliebt sich in die, sie sich aber nicht in ihn, und dann liefen da so merkwürdige Typen rum, einer im Ballettröckchen und dann so ein Biker und einer, der immer meinte, er kann zaubern, weil sein Vorfahre Merlin gewesen sei,und dann noch so ein Elfjähriger, der ein hammermäßiges Gedächtnis hatte und nichts, aber auch gar nichts vergessen konnte, auch wenn er es wollte, und am Ende diese Szene an der Steilküste! Cooler Film! Sehr cooler Film! Freut mich, dich kennenzulernen!«
    »Hallo, Mandy«, sagt Stefan. Sie gefällt ihm auf Anhieb. Nicht zuletzt, weil sie diesen schrägen kleinen Film nicht nur kennt, sondern auch noch mag.
    »Ich weiß«, entgegnet sie, »ein absoluter Scheißname. Mandy! Und wir kommen nicht mal aus dem Osten! Meine Mutter ist tatsächlich ein Fan von Barry Manilow! Wie bescheuert ist das denn!«
    »Dabei habt ihr so viel gemeinsam, Barry und du«, sagt Thomas Jacobi.
    »Komm ich aus Brooklyn, oder was? Unsere beiden Mütter sind sitzen gelassen worden, da hört es dann aber auch auf mit den Gemeinsamkeiten.«
    Mandy kennt sich offenbar aus mit ihrem Namenspaten.
    »Ihr könnt beide singen.«
    »Vergleichst du mich mit Barry Manilow?«
    »Du siehst eindeutig besser aus.«
    »Ich singe besser, Thomas. Das wollte ich hören!«
    »Dass du besser singst, ist so selbstverständlich, dass ich es nicht extra betonen muss.«
    »Bist du auch so einer?«, wendet sich Mandy an Stefan.
    »Was für einer?«
    »Ein Mann, dem es schwerfällt, einfach mal ganz unironisch was Nettes zu sagen.«
    »Mir fällt es manchmal schwer, überhaupt irgendwas zu sagen.«
    »Okay?«, sagt Mandy und zieht die Augenbrauen nach oben. »Die schüchterne Masche.«

    »Heute Abend kannst du sie erleben«, sagt Thomas Jacobi. »Mandy hat einen Auftritt in einer Galerie.«
    Dazu sagt Mandy erst mal nichts.
    »Ich habe noch keine Pläne für den Abend«, sagt Stefan. Mandy schweigt weiter. Irgendwas auf dem Boden vor ihren Füßen ist sehr interessant.
    »Dann geht das klar«, sagt Thomas Jacobi und fügt hinzu: »Mandy macht demnächst Karriere.«
    »Hör auf«, sagt Mandy leise.
    »Sie ist angesprochen worden, ob sie in so einer Castingshow mitmachen will.«
    »Ich bin doch nicht bescheuert und lass mich von so einem notgeilen Sonnenbank-Greis beleidigen!«
    »Der würde dich ja nicht beleidigen«, meint Thomas Jacobi. »Du singst die doch alle an die Wand!«
    »Wenn du da mitmachst, nimmt dich keiner mehr ernst.«
    »Na ja, aber das wäre eben der kürzeste Weg, den Leuten klarzumachen, wie gut du bist.«
    »Das kriegen die auch so raus!«
    Man glaubt ihr jedes Wort, denkt Stefan und fragt sich nur, ob sein alter Kumpel Thomas Jacobi mit so einer jungen Freundin nicht etwas lächerlich aussieht, aber eigentlich ist das doch Quatsch, also fragt Stefan, ob er eine Runde ausgeben darf, aber die anderen haben noch. Er hebt seinen leeren Becher und sagt tatsächlich: »Ich geh mal die Luft rauslassen!«, was ja ein Spruch ist, den man eigentlich gar nicht mehr bringen kann, aber es macht einen auch locker, wenn man sich nicht ständig bemüht, sprachlich besonders originell zu sein, sondern einfach mal was

Weitere Kostenlose Bücher