Sommerflammen
ich das schöne Wetter, wenn ich kann.«
DiCicco setzte sich in einen der Liegestühle, bewunderte den Garten und die Aussicht: Die Hangars und die Außengebäude, dahinter die Laufbahn und die zackigen Gipfel der wolkenverhangenen Berge in der Ferne. Marge kam mit der Limonade und einem Teller Schokoladen cookies heraus.
»Oh, für die habe ich eine Schwäche!«
»Jeder hat so seine Schwächen.« Marge stellte das Tablett ab, machte es sich ebenfalls bequem und schlüpfte aus ihren gummibesohlten Gartenschuhen.
»Wir haben gehört, dass es Dolly war. Ich habe Lynn freigegeben, weil die Nachricht sie so aus der Bahn geworfen hat. Sie waren nicht gerade befreundet, denn Dolly hatte keine Freundinnen. Aber sie haben eine ganze Weile zusammengearbeitet und sich einigermaßen vertragen. Lynn hat ein gutes Herz, und das war ein schwerer Schlag für sie.«
»Auch Sie haben lange mit Dolly zusammengearbeitet. Sie waren ihre Vorgesetzte.«
»Ja. Sie konnte kochen, hat sich wirklich geschickt angestellt und mir in der Küche nie Schwierigkeiten gemacht. Eines ihrer Probleme war wohl, dass sie in Sex Bestätigung suchte, ihn als Druckmittel benutzte.«
Marge nahm ein Cookie und biss hinein. »Die Männer auf dem Fliegerhorst müssen stark und tapfer sein. Sie haben Rückgrat. Dolly hatte das nicht. Viele der jungen Kerle sind weit weg von zu Hause«, fuhr sie fort. »Sie riskieren ihr Leben und ihre Gliedmaßen, schuften wie Tiere, manchmal tagelang und unter schlimmsten Bedingungen. Wenn sie die Chance haben, mit einer Frau in die Kiste zu hüpfen, sagen nicht viele Nein. Dolly hat ihnen so manche Chance gegeben.«
»Gab es Animositäten? Wenn eine Frau erst dem einen und dann dem anderen Chancen einräumt, muss es doch zu Auseinandersetzungen kommen.«
»Ich kenne keinen, der Dolly ernst genommen hätte. Auch Jim nicht. Ich weiß, sie hat behauptet, er habe sie heiraten wollen. Aber ich weiß auch, dass sie gelogen oder sich das nur eingebildet hat. Sagen wir, sie hat es sich eingebildet.«
L.B. hatte genau dasselbe gesagt, wenn auch mit anderen Worten. »Hatte Jim ein ernsthaftes Interesse an Ro-wan Tripp?«
»Ro? Nun, sie war seine Ausbilderin und hat mit ihm zusammengearbeitet.« Als Marge begriff, worauf Di-Cicco hinauswollte, verstummte sie. Dann ließ sie sich in ihrem Stuhl zurückfallen und lachte, bis sie Seitenstechen bekam. Sie winkte ab und nahm einen Schluck Limonade, um sich wieder zu beruhigen. »Keine Ahnung, wie Sie darauf kommen, Agent DiCicco. Aber sogar wenn Jim sich ernsthaft für Ro interessiert hätte, wäre das nicht aussichtsreich gewesen. Jim war hinter jedem Rock her, auch hinter mir. Da hat er nie einen Hehl daraus gemacht. Zwischen ihm und Ro gab es nie mehr als kameradschaftliche Gefühle. Außerdem hat Rowan sich aus Prinzip nicht mit jemandem aus ihrer Einheit eingelassen. Bis Gulliver Curry kam. Ich freue mich zu sehen, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt.«
»Leo Brakeman behauptet, Rowan und Jim wären zusammen gewesen, bevor er sich für Dolly entschied.«
Marge trank von ihrer Limonade und betrachtete die Berge, so wie DiCicco zuvor. »Leo trauert, und ich fühle mit ihm und Irene. Aber in diesem Punkt täuscht er sich. Das klingt mir eher nach einer von Dollys Lügengeschichten.«
»Warum sollte sie so etwas erzählen?«
»Um Rowan zu schaden. Wie ich schon sagte, Dolly hatte keine Freundinnen. Sie kam mit Lynn aus, weil die keine Konkurrenz darstellte. Lynn ist glücklich verheiratet, die Männer sehen eher eine Art Schwester oder Tochter in ihr. Dolly hat Rowan stets als Bedrohung empfunden. Außerdem wusste sie, dass Rowan sie für ein Flittchen hielt.«
»Sie kamen eindeutig nicht miteinander aus.«
»Bis zu Jims Tod haben sie sich toleriert, so gut es ging. Ich kenne beide von klein auf. Rowan hat Dolly kaum je eines Blickes gewürdigt. Aber Dolly hat Ro nie aus den Augen gelassen. Wenn Sie glauben, Rowan hätte irgendwas mit dem Mord zu tun, verschwenden Sie Ihre Zeit. Stattdessen sollten Sie sich lieber auf die Suche nach Dollys wahrem Mörder machen.«
Solange sie etwas herausfand, war ihre Zeit nicht verschwendet, dachte DiCicco. »Wussten Sie, dass Dolly in Florence eine neue Stelle angetreten hatte?«
»Nein. Ich verstehe auch nicht, warum sie das getan hat. In der Umgebung gibt es jede Menge Betriebe, die sie eingestellt hätten, zumindest während der Hauptsaison. Auch ohne Zeugnis.« Marge seufzte laut. »Ich war nicht bereit, ihr ein
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