Sommerflammen
schilderte, was er gesehen und getan hatte, genau wie vorher bei den Rangern.
»Inmitten dieser Schwärze kommt man sich ohnehin schon vor wie in einem Horrorfilm, und dann auch noch das. Gull meinte, es müsse was mit Dolly zu tun haben.«
»Ach ja?«, sagte DiCicco.
»Das ist doch nur logisch, oder?« Dobie sah von einem zum anderen.
»Dobie, wie kommt es, dass nur Sie und Mr. Curry in dem Fundgebiet unterwegs waren?«
Dobie zuckte einfach nur mit den Schultern. In diesem Moment kamen Gull und kurz hinter ihm Lynn aus der Kantine. Beide trugen ein Tablett.
»Die meisten von uns werden an der Feuerfront benötigt. Dort wird eine Schneise geschlagen. Trotzdem müssen andere die Brandinseln entlang der Flanke bekämpfen. Also haben Gull und ich uns freiwillig für diese Aufgabe gemeldet.«
»Haben Sie die Route vorgeschlagen?«
»Ja. Sie ist zwar ein Umweg, aber es gefällt mir, Brandinseln zu löschen. Gull und ich sind ein eingespieltes Team. Danke.« Er lächelte Lynn zu, die einen vollgetürmten Teller vor ihm abstellte. »Das sieht aber gut aus.«
»Marge meinte, ihr sollt euch ein bisschen Platz für den Kirschkuchen aufheben. Sagt Bescheid, wenn ihr noch etwas braucht.«
»Gib uns etwas Zeit.« Gull setzte sich. »Wir haben die bewusste Route genommen, weil wir nach Brandinseln Ausschau gehalten haben. Wenn man eine entdeckt, löscht man sie und geht weiter. Darin bestand unsere Aufgabe, während wir nach Osten gingen, um dort mit dem Rest der Mannschaft zusammenzutreffen. Das Feuer hatte sich nach Osten ausgedehnt, aber da der Wind ständig drehte, haben sich die Flanken verschoben. Wir fanden die Leiche, weil wir unterwegs zur anderen Flanke mitten durch das verbrannte Gebiet gegangen waren, um zu sehen, ob es Flugfeuer gibt und um sie einzudämmen. Ansonsten hätte Gefahr für das Besucherzentrum bestanden.«
»Genau.« Dobie zog seine Tabasco-Flasche aus der Tasche, hob die obere Hälfe seines Baguettes an und schüttete etwas von der scharfen Soße auf den Meerrettich, den Marge auf sein Roastbeef getürmt hatte.
Als er Gull die Flasche hinhielt, schüttelte dieser nur den Kopf. »Ich esse mein Baguette lieber ohne. Und ja, ich habe tatsächlich gesagt, die Leiche müsse etwas mit Dolly zu tun haben. Vielleicht treibt ein Serienmörder sein Unwesen, ein Brandstifter, der sich wahllos Opfer herausgreift. Aber für sehr wahrscheinlich halte ich das nicht.«
»Diesmal wurde das Opfer erschossen«, sagte Dobie mit vollem Mund. »Das Einschussloch war nicht zu übersehen.«
»Bei diesem Einsatz wurden Feuerspringer verletzt. Ich habe gesehen, wie Morgen um Morgen unberührte Natur in Flammen aufging. Ich will, dass der Verantwortliche dafür zur Rechenschaft gezogen wird, und ich möchte wissen, warum es ihm nicht genügt hat, einen Menschen einfach zu ermorden. Wahrscheinlich, weil die Brandstiftung genauso wichtig für ihn ist wie das Morden selbst. Das Feuer an sich muss eine Bedeutung haben.«
»Ein interessanter Gedanke«, bemerkte DiCicco.
»Da wir Ihnen bereits alles gesagt haben, was wir wissen, bleibt uns nichts anderes übrig, als ein wenig zu spekulieren. Und da Sie auch nicht gerade auf den Kopf gefallen sind, haben Sie sich bestimmt auch schon Gedanken gemacht.«
»Er ist ein bisschen genervt, weil er immer noch hier sitzt, anstatt mit Rowan duschen zu können.«
»Halt den Mund, Dobie.« Gull musste lachen. »Ja, das stimmt. Können Sie uns denn wenigstens sagen, ob die Leiche bereits identifiziert wurde?«
DiCicco fing Quinniocks Blick auf und seufzte. »Noch während wir auf das Ergebnis des Leichenbeschauers warteten, fanden wir Reverend Latterlys Wagen auf dem Forstweg neben dem Besucherzentrum. Seine Frau weiß nicht, wo er steckt. Er war weder zu Hause noch in seiner Kirche, als sie heute Morgen aufgewacht ist.«
»Der Mörder hat einen Pfarrer erschossen?«, fragte Dobie.
»Den Pfarrer der Brakemans«, fügte Gull hinzu. »Und zwar ausgerechnet denjenigen, mit dem Dolly was gehabt haben soll. Wie ich hörte, wurde Leo Brakeman auf Kaution entlassen.«
»Der Mistkerl sollte sich lieber nicht mehr blicken lassen.«
DiCicco warf Dobie einen strafenden Blick zu, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf Gull. »Wir werden uns noch heute mit Mr. Brakeman unterhalten. Aber erst, nachdem die Beerdigung seiner Tochter stattgefunden hat. Sie ist heute Nachmittag.«
»Ich lasse ihn bereits beschatten«, sagte Quinniock. »Wir haben eine Liste der auf ihn zugelassenen Waffen,
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