Sommerflammen
Verband über seiner Wange. »Ich weiß nicht recht. Das Loch in deinem Gesicht verleiht dir ein sehr interessantes Aussehen. Außerdem lenkt es von deinen eng zusammenstehenden Augen ab.«
»Ich habe Augen wie ein Engel. Und wie ein Habicht. Himmlische Habichtsaugen also!«
»Matt ist gerade zu Dollys Beerdigung aufgebrochen.«
»Ja, ich weiß. Er trägt Yangtrees Krawatte.«
»Ich finde, es sollten ein paar Leute mehr von uns hingehen. Libby ist noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt, aber Janis ist ebenfalls wieder da.«
»Lass es so, wie es ist, Rowan. Du kannst nicht alles wieder einrenken.«
Als sie schwieg, pfiff er leise durch die Zähne. »Hör mal, L. B. repräsentiert den Fliegerhorst, zusammen mit Marge und Lynn, Dollys direkten Kolleginnen. Und Matt gehört mehr oder weniger zur Familie. Wegen Jims Baby und so. Ich habe bereits mit L.B. darüber gesprochen. So, wie sich Dolly verabschiedet hat, sollten wir lieber nicht zu zahlreich auftreten. Das macht es bestimmt auch für Dollys Mutter leichter.«
»Kann sein«, pflichtete sie ihm bei, sah ihn aber trotzdem fragend an. Sie kannte dieses Gesicht, mit und ohne Loch, seine großen braunen Augen. »Was hast du?«
»Nichts, außer, dass du mich bei meiner Seifenoper störst.«
Sie merkte sehr wohl, wenn jemand etwas auf dem Herzen hatte. Erst recht, wenn dieser Jemand direkt neben ihr saß. »Du hast schlechte Laune.«
»Ich habe verdammt noch mal ein Loch im Gesicht und in aller Ruhe ferngesehen, als du kamst und mir was von der toten Dolly und ihrer Beerdigung vorgelabert hast.« Er sah sie böse an. »Geh damit woanders hausieren.«
»Wenn du meinst.«
Rowan stand auf.
»Frauen sind doch wirklich das Letzte«, wiederholte Cards mit einer gespielten Bitterkeit, wodurch Rowan sich wieder entspannte. »Ohne sie wären wir deutlich besser dran.«
Sie beschloss, ihn nicht daran zu erinnern, dass sie ebenfalls eine Frau war. »Frauen im Allgemeinen oder eine ganz bestimmte?«
»Du weißt doch, mit wem ich seit letztem Winter zusammen bin.«
Da er sie bereits hundertmal erwähnt hatte, allen ihr Foto gezeigt hatte, wusste Rowan tatsächlich Bescheid. »Mit Vicki natürlich.«
»Sie wollte in ein paar Wochen mit den Kindern herkommen. Und ich wollte mir freinehmen, um ihr alles zu zeigen. Die Kinder waren schon ganz aufgeregt.«
Wollte, dachte Rowan. »Was ist passiert?«
»Das ist es ja gerade! Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie hat es sich einfach anders überlegt. Sie findet, es sei keine gute Idee. Sie habe ihr Leben, und ich habe meines. Sie hat mich verlassen. Sie will mir nicht einmal sagen, warum. Sie müsse auch an die Kinder denken, und sie brauche eine stabile, aufrichtige Beziehung und so.«
Er drehte sich um und sah Rowan ebenso wütend wie fassungslos an. »Dabei habe ich sie niemals belogen. Ich hatte ihr erzählt, wie es ist, und sie war damit einverstanden. Ja, sie war sogar stolz auf meine Arbeit. Und jetzt will sie von heute auf morgen nichts mehr von mir wissen. Sie ist sauer auf mich. Sie hat geweint. Was zum Teufel habe ich ihr bloß getan?«
»Nun, theoretisch mit unserer Arbeit klarzukommen ist eine Sache. Aber die Realität eine ganz andere. Leider.«
»Heißt das, ich soll meinen Job hinschmeißen? Mir eine andere Arbeit suchen? Ein anderer Mensch werden? Das kann es doch nicht sein!«
»Nein, das kann es wirklich nicht sein.«
»Ich wollte ihr einen Heiratsantrag machen, wenn sie kommt.«
»Ach herrje. Das tut mir leid.«
»Sie will nicht einmal mehr mit mir reden. Ich hinterlasse ihr Nachrichten, aber sie reagiert nicht darauf. Sie erlaubt auch nicht, dass ich mit den Kindern spreche. Ich bin ganz vernarrt in die Kinder.«
»Schreib ihr einen Brief.«
»Wie bitte?«
»Heute schreibt kaum noch jemand Briefe. Schreib ihr einen Brief. Schreib ihr, was in dir vorgeht.«
»Scheiße, so was kann ich nicht.«
»Das macht es ja zu etwas Besonderem. Wenn du so von ihr überzeugt bist, dass du sie heiraten willst, kannst du ihr auch einen Brief schreiben.«
»Ich weiß nicht. Mal sehen. Zum Teufel noch eins!«
»Frauen sind wirklich das Letzte.«
»Du sagst es. Ich soll einen Brief schreiben«, wiederholte er und starrte in seine Limonade. »Themawechsel!
Denn wenn ich noch länger über sie rede, werde ich wieder versuchen, sie anzurufen. Und das ist erniedrigend.«
»Wie läuft’s mit den Cubs?«
Er schnaubte. »Baseball wird nicht reichen, um mich von meinem Liebeskummer abzulenken. Zumal die
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