Sommerflammen
doch nur an.«
»Eine Lieblingsbeschäftigung von mir.«
»Wenn du eine Frau vor einer Blumenwiese fotografieren willst, solltest du dir eine mit frisch gewaschenem, glänzendem Haar in einem weißen, fließenden Kleid suchen.«
»Sei nicht albern, du siehst genau richtig aus. Denn du hast dazu beigetragen, dass diese Wiese überhaupt noch existiert. Das Bild ist das Pendant zu dem, das ich von Dobie im Reich der Finsternis gemacht habe. Es zeigt, dass wir die Verbindung zwischen diesen beiden Extremen sind.«
»Du bist wirklich ein hoffnungsloser Romantiker«, wiederholte sie. Aber seine Worte rührten sie. Also steckte sie die Daumen in die Hosentaschen, schob eine Hüfte vor und grinste breit in die Kamera.
Er machte sein Foto, ließ den Fotoapparat langsam sinken und starrte sie genauso an wie die Wiese. Überwältigt.
»So, und jetzt lass uns tauschen. Jetzt mache ich ein Bild von dir.«
»Nein. Du gehörst auf dieses Foto. Und Dobie, umgeben von Finsternis, während das Feuer hinter ihm tobt und er mir sagt, wie sehr er diesen Job liebt. Aber vor allem du, Rowan, im Sonnenlicht, die bewahrten Naturschätze im Hintergrund. Du bist das andere Ende des Regenbogens.«
»Komm schon.« Verlegen lief sie auf ihn zu. »Du kannst dich wirklich ausdrücken.«
»Du bist die Antwort auf eine Frage, die ich noch nicht mal gestellt habe.«
»Gull, du machst mir regelrecht Angst, wenn du so redest.«
»Ich fürchte, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Ich habe mich ziemlich heftig … Aber das muss für heute genügen. Trotzdem glaube ich, dass es da noch so einiges zu entdecken gibt.«
Panik verdrängte jede Verlegenheit. »Gull, wer sich heftig in Leute wie uns, Leute wie mich … Das hat keine Zukunft.«
»Das sehe ich anders. Außerdem schließe ich gern Wetten auf die Zukunft ab.«
»Du musst verrückt sein.«
»Wer diesen Job macht, muss tatsächlich verrückt sein.«
Dem konnte sie schlecht widersprechen. »Wir müssen los.«
»Nur eines noch.«
Er packte sie an den Schultern und zog sie an sich. Seine Finger wanderten zu ihrem Gesicht empor, als er sie küsste - und die Wese, den Sonnenschein, die Schmetterlinge und das Vogelgezwitscher gleich mit.
Weil sie sich nirgendwo festhalten konnte, ließ sie sich fallen, verlor sich in der Süße dieses Kusses, in dem Versprechen, das sie so angestrengt ignorierte. Ihr Herz klopfte so laut in ihrer Brust, dass es wehtat. Und zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie eine noch nie gekannte Sehnsucht.
Noch ganz wackelig auf den Beinen trat sie einen Schritt zurück. »Das ist die Hitze.«
»Ja, ja, wer’s glaubt.« Er legte den Arm um ihre Schultern und war wieder einfach nur ein guter Freund.
Bei diesem Mann kann einem wirklich schwindelig werden, dachte sie.
DiCicco und Quinniock verließen gerade die Brandzentrale, als die Busse den Fliegerhorst erreichten.
»Es wäre nett, wenn wir zuerst duschen dürften«, sagte Gull. Seufzend stieg er aus und nickte den Polizisten zu. »Wo wollen wir die Sache durchziehen?«
»L. B. stellt uns sein Büro zur Verfügung«, sagte Quinniock.
»Hören Sie, vor der Kantine stehen Tische. Ich würde gern ein bisschen frische Luft schnappen und etwas essen, während wir reden. Dobie geht es mit Sicherheit genauso.«
»Und ob, Kumpel, und ob. Wissen Sie schon, wer der Tote ist?«, fragte Dobie.
»Wir reden gleich darüber«, sagte DiCicco.
»Wir kümmern uns um eure Ausrüstung.« Rowan zeigte auf Matt und Janis. »Macht euch darüber keine Gedanken.«
»Danke.« Gull warf ihr einen kurzen Blick zu.
»Stehen wir unter Verdacht?«, erkundigte sich Dobie, während sie auf die Kantine zuliefen.
»Noch ist nichts entschieden, Mr. Karstain.«
»Keine Sorge«, sagte Quinniock. »Wir haben keinerlei Veranlassung, Sie zu verdächtigen. Aber Sie dürfen uns trotzdem gern sagen, wo Sie zwischen elf und drei Uhr morgens waren, bevor sie zum Einsatz gerufen wurden.«
»Ich? Ich habe mit Libby, Yangtree und Trigger bis gegen Mitternacht Karten gespielt. Trig und ich haben dann noch ein letztes Bierchen getrunken. Ich denke, dass wir so gegen eins ins Bett sind.«
»Ich war mit Rowan zusammen«, sagte Gull und beließ es dabei.
»Ich hätte nichts gegen ein kühles Getränk einzuwenden«, meinte Quinniock. DiCicco, der die Limonade wieder einfiel, nickte.
»Das wäre toll. Also, Mr. Karstain …«
»Nennen Sie mich einfach Dobie.«
»Dobie.«
Der Mann aus Kentucky fasste die Ereignisse noch einmal zusammen,
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