Sommerflammen
…«
»Ja.«
»Ja?«
»Ich meine, wenn du zu mir ziehst, ist tatsächlich alles so, wie ich es mir wünsche. So gesehen: Ja, ja und nochmals ja!« Entzückt über seinen verwirrten Blick lachte sie laut auf. »Wann ziehst du ein?«
Er atmete hörbar aus, griff nach dem Sekt mit Orangensaft und nahm einen großen Schluck. »Ich dachte, du würdest Nein sagen. Oder dass wir uns Zeit lassen sollten.«
»Dann hättest du mich nicht fragen dürfen. Jetzt sitzt du in der Falle.«
»Bei einer schönen Frau, die mich kennt und mich trotzdem um sich haben will. Irgendwas muss ich da absolut richtig gemacht haben, ich weiß nur nicht so genau was.« Er stellte das Glas wieder ab. »Aber ich habe das Pferd von hinten aufgezäumt, denn zuerst hätte ich sagen sollen: Ich liebe dich, Ella. Ich liebe dich.«
»Lucas.« Sie stand auf, ging um den Tisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. Nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Ich liebe dich auch.« Sie küsste ihn ausgiebig. »Bin ich froh, dass mein Sohn mich aus einem Flugzeug springen ließ. Ich bin so glücklich«, seufzte sie, als er seine Wange an die ihre schmiegte.
Nachdem Lucas gegangen war, schmiedete Ella neue Pläne für den Tag. Sie musste Platz für einen Mann schaffen. Für ihren Mann. Platz in Schränken und Schubladen. Platz für Männersachen. Das Haus, das sie ganz nach ihren Bedürfnissen eingerichtet hatte, würde eine Mischung aus ihren und seinen Sachen beherbergen. Sie staunte selbst, wie sehr sie sich das wünschte, wie gespannt sie darauf war.
Sie musste eine Liste machen, sich notieren, was es alles zu erledigen gab. Bestimmt braucht er einen Arbeitsraum, dachte sie und zog ein Notizbuch und einen Stift hervor. Dann klopfte sie mit dem Stift auf den Tisch und überlegte, wo Platz dafür war.
»Ach, was soll’s!« Lachend ließ sie den Stift fallen und führte einen Freudentanz in der Küche auf. Sie musste ihre Kinder anrufen und ihnen davon erzählen. Allerdings erst, wenn sie sich wieder etwas beruhigt hatte, damit sie nicht klang wie ein alberner Teenager beim Abschlussball. Genauso fühlte sie sich nämlich.
Als das Telefon klingelte, tanzte sie darauf zu, wurde jedoch schlagartig ernst, als sie Irenes Nummer auf dem Display erkannte. Sie atmete zweimal tief durch. »Hallo.«
»Ella, Ella, kannst du kommen? Leo. Leo hat angerufen.«
»Langsam, langsam«, unterbrach sie Irene. »Leo hat angerufen?«
»Er hat sich gestellt. Er ist auf dem Polizeirevier und will mit mir reden. Er durfte mich anrufen, weil er nichts sagen will, bevor er nicht mit mir gesprochen hat. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Am besten gar nichts. Ich bin gleich bei dir.« Sie riss ihr Handy aus der Ladestation, griff im Gehen nach ihrer Handtasche. Auf dem Weg nach draußen rief sie Lucas an.
»Ich bin unterwegs zu Irene. Leo hat sich gestellt.«
»Wo?«, fragte Lucas. »Wo ist er?«
»Er hat vom Polizeirevier aus angerufen.« Sie knallte die Autotür zu und hielt sich das Handy ans andere Ohr, um sich anzugurten. »Er will mit niemandem reden, bevor er nicht mit ihr gesprochen hat. Ich werde sie begleiten.«
»Geh nicht in seine Nähe, Ella.«
»Nein, aber ich möchte nicht, dass sie allein dorthin geht. Ich rufe dich an, sobald ich wieder zu Hause bin.«
Sie beendete die Verbindung, warf das Handy in ihre Handtasche und fuhr rückwärts aus der Ausfahrt.
Als Rowan mit Blick auf die Alaska-Kette und den Denali erwachte, besserte sich ihre Laune schlagartig. Sie spürte, dass der Berg auf ihrer Seite war.
Die Mannschaften hatten geschuftet bis zum Umfallen, Verbrennungen und Prellungen davongetragen. Kein Wunder, dass ihnen alles wehtat. Noch hatten sie den Feuerdrachen nicht erledigt, aber er war mit Sicherheit schwer angeschlagen. Und heute, das spürte sie einfach, würden sie ihm das Schwert ins Herz rammen. Sie wuss
te, dass ihre Leute fix und fertig waren, aber sie hatten vier Stunden durchschlafen können und sich die Bäuche vollgeschlagen. Mit mehr Ausrüstung, mehr Männern, einem zusätzlichen Löschfahrzeug und zwei Planierraupen würden sie es bestimmt schaffen, abends nach Hause zu fliegen und den Rest dem Alaska-Team zu überlassen.
Schlaf ist die Mutter des Optimismus, dachte sie. Sie zog ihr Funkgerät hervor, das sich meldete. »Ro im Zeltlager, bitte kommen.«
»L. B., Brandzentrale. Da ist jemand, der mit dir reden möchte.«
»Wie geht es meiner Tochter?«
»Hallo, Dad. Ich stehe gerade vor diesem riesigen Berg und denke
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