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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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zurückziehen kann, dachte er, während er sein Zelt aufstellte. Dann ließ er sich wie die anderen vor dem Lagerfeuer fallen und aß, als wäre er kurz vor dem Verhungern. Das Transportflugzeug hatte Verpflegung, Wasser, Werkzeuge, Schläuche und, einer gütigen Seele sei Dank, einen Karton mit Äpfeln und einen mit Schokoriegeln abgeworfen.
    Er aß seine Einmannration, zwei Äpfel, einen Energieriegel und steckte sich noch einen in den Rucksack. Die leichte Übelkeit, die ihn auf dem Marsch zum Zeltlager gequält hatte, ließ langsam nach. Er stand auf, ging zu Rowan und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Kann ich kurz mit dir sprechen?«
    Sie stand sichtlich angezählt auf und folgte ihm in den Schatten. »Was ist? Ich muss dringend ins Bett. Wir werden …«
    Er zog sie einfach an sich, presste seine Lippen auf die ihren und stillte seinen Hunger nach ihr. Und wieder ließ die Erschöpfung nach’. Die Schmerzen in Rücken, Armen und Beinen wichen Lustgefühlen in der Lendenregion.
    Sie reagierte ebenso impulsiv, packte seine Hüften, zerzauste sein Haar, schmiegte sich eng an ihn und ließ sich während ihrer intensiven, gierigen Küsse vollständig gehen.
    Und genau das, dachte er, macht es so atemberaubend. Als er sich schließlich von ihr löste, ließ er die Hände auf ihren Schultern liegen und musterte ihr Gesicht.
    »Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«, fragte sie.
    »Da wäre noch etwas, aber der Rest der Unterhaltung erfordert etwas mehr Privatsphäre. Für heute muss das genügen.«
    Ihre Augen funkelten belustigt. »Ach ja?«
    »Die Einsatzleitung schuftet härter als alle anderen. Deshalb wollte ich dir eine Sonderration für die Nacht mitgeben.«
    »Wie aufmerksam von dir.«
    »Gern geschehen.« Er sah, wie aus Belustigung Verwirrung wurde, als er sich vorbeugte und seine Lippen ihre verrußte Stirn streiften. »Gute Nacht, Chefin.«
    »Du bist mir wirklich ein Rätsel, Gulliver.«
    »Kann sein, aber so schwer bin ich nun auch wieder nicht zu entschlüsseln. Wir sehen uns morgen.«
    Gull ging zu seinem Zelt und kroch hinein. Er schaffte es kaum, aus seinen Stiefeln zu schlüpfen, bevor er einschlief. Doch er entschlummerte mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Rowan wurde automatisch um kurz vor fünf wach. Sie blieb mit geschlossenen Augen liegen und machte eine Bestandsaufnahme. Alles tat weh, alles war steif, und sie hatte einen wahnsinnigen
    I langer. Aber ansonsten gab es nichts Schlimmes oder Unerwartetes zu verzeichnen. Sie kroch aus ihrem Schlafsack und reckte noch im Dunkeln ihre schmerzenden Glieder. Kurz erlaubte sie sich, von einer heißen Dusche, einer eiskalten Cola und einem von Marges Omeletts zu träumen. Dann kroch sie aus ihrem Zelt, um sich der Realität zu stellen.
    Die anderen schliefen und durften ruhig noch eine Stunde liegen bleiben. Im Westen tauchte das Feuer den
    Himmel in ein knallrotes Licht. Es wartet förmlich darauf, bis wir die Schlacht wieder aufnehmen, dachte sie. Nun, sie waren bereit.
    Sie spülte sich den ausgetrockneten Mund mit Wasser aus und nahm im Schein des heruntergebrannten Lagerfeuers etwas Essbares zu sich. Die Verpflegung spülte sie mit löslichem Kaffee hinunter, den sie zwar hasste, aber brauchte, und warf einen weiteren Blick auf die Karten. Bald würde es mit der Ruhe vorbei sein, also nutzte sie diesen Augenblick der Stille, um sich eine Strategie zurechtzulegen. Sie funkte den Fliegerhorst an, um sich über die aktuelle Lage und den Wetterbericht zu informieren, machte sich Notizen und skizzierte Einsatzpläne.
    Beim ersten Tageslicht legte sie ihre Werkzeuge bereit, füllte ihren Rucksack mit neuer Verpflegung und aß noch
    ein Sandwich und einen Apfel. Wach und energiegeladen genoss sie den kurzen Moment des Alleinseins. Sie sah zu, wie der Wald um das Zeltlager erwachte. Die aufgehende Sonne tauchte die Ostseite der Berge in ein mildes Licht, ihr schmelzendes Gold breitete sich immer weiter aus. Es sickerte nach unten bis zur Baumgrenze und ließ den Bach aufglitzern, intensivierte das Grün weiter unten im Tal. Vögel sangen ihr Morgenlied, während über ihnen ein Habicht kreischte.
    Das alles, dachte sie, war ein Grund für sie, diesen Beruf auszuüben - trotz der Gefahr, der Schmerzen und des Hungers. Für sie gab es nichts Magischeres als eine Morgendämmerung in freier Natur. Sie würde bis zur Erschöpfung kämpfen, Seite an Seite mit ihren Kollegen, um diese Natur zu schützen.
    Als Cards aus seinem Zelt kroch, lächelte er.

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