Sommerflammen
böse Streiche.« Sie schwieg kurz, um gierig etwas Wasser hinunterzustürzen. »Wir hatten die Spitze schon unter Kontrolle, den Brand fast gelöscht. Dann sind drei Blitze eingeschlagen. Es gab Kronenfeuer entlang der Bergkette im Norden, und westlich davon baut sich die Spitze erneut auf. Wir müssen verhindern, dass sich beide Brände vereinen. Wartet hier, bis es Entwarnung gibt. Sie schicken noch eine Ladung Löschgel. Eine weitere Einheit wird sich um die hinteren Flanken und die Feuerrückseite kümmern, damit es da nicht wieder auflodert. Eine Planierraupe ist durchgekommen und räumt das Unterholz und umgestürzte Bäume weg. Aber wir brauchen den Graben.«
Sie musterte ihre Gesichter. »Ihr habt noch fünf Minuten, bis das Löschgel unten ist. Nutzt sie, so gut ihr könnt. Esst und trinkt etwas, denn wir werden heute keine fünf freien Minuten mehr haben.«
Sie ging, um sich mit Cards abzusprechen. Gull wartete, bis die beiden sich trennten, und lief dann auf sie zu. Noch bevor er etwas sagen konnte, schüttelte sie nur den Kopf.
»Der Wind hat abrupt die Richtung geändert, und das Feuer ist übergesprungen. Es hat tausendfünfhundert Meter Schlauch vernichtet, bevor wir weg waren. Und dann: Peng, peng, peng! Das reinste Feuerwerk. Die Bäume haben gebrannt wie Fackeln. Der Wind hat dazu geführt, dass die Flammen von einem Baum zum anderen übergesprungen sind.«
»Wurde jemand verletzt?«
»Nein. Aber freu dich bloß nicht auf dein Bett: Wir werden hier zelten und morgen wieder auf das Feuer losgehen. Es wird sich nicht so schnell legen.« Sie sah zum Himmel auf. »Da kommt das Löschflugzeug.«
»Ich sehe nichts.«
»Noch nicht. Aber du kannst es hören.«
Er schloss die Augen und legte den Kopf schräg. »Nein. Du musst extrem gute Ohren haben. Ah ja, jetzt höre ich es auch.«
Sie zog ihr Funkgerät hervor, sprach mit dem Piloten und dann mit ihrer Mannschaft auf dem Berg.
»Auf es mit Gebrüll«, murmelte sie.
Rosa Regen fiel herab, durch kleine Regenbogen.
»Weiter geht’s«, rief Rowan. »Los, Bewegung! Passt auf, wo ihr hintretet, aber nicht trödeln.« Mit diesen Worten verschwand sie im Rauch.
Sie hieben, schnitten und fällten bis tief in die Nacht. Körper, die darauf trainiert waren, sämtlichen Höllenqualen zu widerstehen, wurden langsam schwächer. Aber nicht ihre Willenskraft. Gull bekam Rowan ein paarmal zu sehen. Sie arbeitete an vorderster Front und lief hin und her, um sich mit anderen Teams und dem Fliegerhorst abzustimmen.
Irgendwann gegen eins ließ das Feuer langsam nach -mehr als zwölf Stunden, nachdem er auf der Lichtung gelandet war. Es ruht sich nur aus, dachte Gull, aber geschlagen gibt es sich noch lange nicht. Es macht nur ein kleines Nickerchen. Und das könnte ich, weiß Gott, auch gebrauchen.
Sie schufteten eine weitere Stunde, bevor sich herumsprach, dass sie achthundert Meter von der östlichen Flanke des Feuers entfernt ihre Zelte aufschlagen würden.
»Na, wie läuft es so an deinem ersten Tag?«
Er sah kurz in Cards’ erschöpftes Gesicht, während sie vorantrotteten. »Ich überlege, eine Gehaltserhöhung zu verlangen.«
»Mir wäre ein Vollkornbrot mit Schinken lieber.«
»Und mir eine Pizza.«
»Du wählerischer Ire. Bist du jemals da gewesen? In Irland?«
»Ein paarmal, ja.«
»Ist es dort wirklich so grün wie auf den Fotos?«
»Noch grüner.«
Cards blickte in die verrauchte Dunkelheit. »Und kühl, oder? Kühl und feucht. Dort regnet es viel.«
»Deshalb ist es ja so grün.«
»Vielleicht fliege ich irgendwann mit Vicki und den Kindern hin. Kühl, feucht und grün klingt gut nach so einem Tag. Da wären wir.« Er wies mit dem Kinn auf die Lichter vor ihnen. »Zeit fürs Abendbrot.«
Diejenigen, die bereits angekommen waren, hatten Zelte aufgebaut oder waren gerade noch dabei. Manche saßen einfach nur auf dem Boden und schlangen ihre Verpflegung hinunter.
Rowan, die einen Felsen neben dem Lagerfeuer als Tisch benutzte, studierte zusammen mit Gibbons eine Karte und aß einen Apfel. Sie hatte den Helm abgenommen. Ihr Haar leuchtete fast weiß, so sehr hob es sich von ihrem schmutzigen Gesicht ab. Er fand sie schön so und musste zugeben, dass sie wahrscheinlich recht hatte: Insgeheim war er ein Romantiker. Er ließ seine Ausrüstung fallen und spürte, wie sein Rücken und seine Schultern erleichtert aufstöhnten, bevor sich die Muskeln wie wütende Fäuste verkrampften.
Diesmal gibt es keinen Mannschaftswagen, in den man sich
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