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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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ersten Winddrifter beriet, war ihr Blick wieder ganz kühl. Sie würde als Erste springen und diese Kälte mit ins Feuer nehmen. Wie sollte es da auch nur die geringste Chance haben?
    Er sah aus dem Fenster, um einen Blick auf den Feind zu werfen. Zu seiner Zeit als Feuerwehrmann wären sie mit zwanzig Mann mitten hineingefahren mit ihrer sogenannten »Box«, jenem Mannschaftswagen, der ihnen in jeder Saison zur zweiten Heimat wurde. Jetzt gelangte er zum Einsatzort, indem er aus einem Flugzeug sprang. Unterschiedliche Methoden, aber ein Ziel: das Feuer einzudämmen und zu kontrollieren.
    Sobald er unten war, wusste er, was er zu tun hatte. Es machte ihm auch nichts aus, Befehle anzunehmen. Sein Blick wanderte zurück zu Rowan. Sie war fraglos in der Lage, welche zu geben. Aber noch ging es ausschließlich darum, heil zu landen. Er beobachtete das nächste Set Drifter und versuchte, den Wind einzuschätzen. Da das Flugzeug unter ihnen buckelte und schwankte, war der Wind bestimmt nicht ohne.
    L.B. gab den Befehl, und das Flugzeug stieg wackelnd auf Absetzhöhe. Als Rowan ihren Helm und ihre Schutzmaske aufsetzte, während Cards, ihr Sprungpartner, hinter ihr in Position ging, spürte Gull, wie sich seine Atmung beschleunigte. Die Frequenz stieg mit dem Flugzeug. Aber er ließ sich nichts anmerken, während er sich vorstellte, aus der Tür in den Luftstrom zu springen und auf das Einsatzgebiet zuzurasen.
    Rowan sah kurz zu ihm hinüber, ihre Augen blitzten blau hinter der Maske auf. Dann setzte sie sich, Sekunden später war sie verschwunden. Gull schaute wieder aus dein Fenster, sah sie und gleich darauf Cards durch die I ,uft fallen. Als das Flugzeug eine Kurve flog, sah er aus einer anderen Perspektive, wie sich ihr Fallschirm öffnete. Sie verschwand in den Rauchwolken.
    Als die nächsten Springer ihre Positionen einnahmen, setzte er seinen Helm und seine Schutzmaske auf und versuchte, sich zu beruhigen, einen klaren Kopf zu bekommen. Er erfüllte sämtliche Voraussetzungen, hatte die richtige Ausrüstung, das richtige Training, das Know-how. Ein paar Tausend Meter unter ihm befand sich genau das, was er suchte: die Frau und die Flammen. Er ging nach vorn, spürte den Wind im Gesicht.
    »Siehst du das Zielgebiet?«
    »Ja.«
    »Der Wind wird dich mitreißen und nach Osten drücken. Versuch, dich von diesem Totholz fernzuhalten. Siehst du den Blitz?«
    Gull sah, wie er über den Himmel zuckte.
    »Der war kaum zu übersehen.«
    »Schau zu, dass du ihm nicht in die Quere kommst.«
    »Verstehe.«
    »Seid ihr so weit?«
    »Wir sind so weit.«
    »In die Tür!«
    Den Blick auf den Horizont geheftet, setzte sich Gull und hielt die Beine in den Luftstrom. Die vom Feuer aufsteigende Hitze schlug ihm ins Gesicht, Rauchgestank hing in der Luft, die er in seine Lunge sog. Wieder streckte L. B. den Kopf aus der Tür, ließ den Blick über den Boden, die Hügel, die bewaldeten Hänge und tobenden Feuerstürme schweifen.
    »Macht euch bereit!«
    Als er den Klaps auf der Schulter spürte, ließ sich Gull hinausfallen. Plötzlich stand die Welt kopf, Erde, Himmel, Feuer, Rauch, während er mit hundertvierundvierzig Stundenkilometern in die Tiefe fiel. Grün, Blau, Rot, Schwarz verschwammen miteinander, während er still die Sekunden zählte. Der Lärm, eine Art fauchendes Knurren, erstaunte ihn. Der Wind drückte ihn seitwärts, brachte ihn ins Trudeln, während er sich mit aller Kraft widersetzte, bis sein Kopf nach oben und die Füße nach unten zeigten und er vom Bremsschirm stabilisiert wurde.
    Mit klopfendem Herzen - Adrenalin, Ehrfurcht, Angst -entdeckte er Trigger, seinen Sprungpartner am Himmel.
    Warte, befahl er sich. Warte!
    Ein Blitz stand grell am Himmel, ein blau geränderter Pfeil, der die Luft mit Ozon anreicherte.
    Dann ein Zerren und Rucken. Er legte den Kopf in den Nacken, sah, wie sich sein Schirm in dem reißenden Luftstrom entfaltete wie eine Blume. Er konnte einfach nicht anders und stieß einen triumphierenden Schrei aus. Dann hörte er Triggers Lachen, während Gull nach den Steuerleinen griff.
    Es war ein Kampf gegen den Wind, aber er genoss ihn. Obwohl er fast an dem Rauch erstickte, den ihm der Wind frech ins Gesicht blies, und das laute Donnern hörte, das auf einen weiteren Blitz folgte, grinste er. Und während er schaukelnd an seinem Schirm hing, den Blick auf die hässlichen Baumruinen und das tobende Feuer geheftet, steuerte er das Zielgebiet an.
    Kurz befürchtete er, der Wind würde am Ende den

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