Sommerflammen
uns beinahe in die Hosen gemacht haben. Der Wind hat uns übel mitgespielt. Das Feuer hat sich plötzlich gedreht und ist direkt auf uns zugerast. Es hat uns regelrecht verhöhnt. Du kennst das Geräusch.«
»Ja.« Es war ein Geräusch, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, trotz der Hitze. »Allerdings.«
»Wir haben den Rückzug angetreten. Doch bei all dem Rauch konnten wir kaum etwas erkennen. Das Feuer hat uns vor sich hergejagt, als wollte es Fangen spielen. Ich habe gerochen, wie meine Haare brannten. Wir konnten uns gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.«
»Aber jetzt dämmt ihr es ein.«
»Diese Jungs kämpfen, bis sie tot umfallen. Aber wenn wir den Kopf nicht in den Griff kriegen, wird es sich bestimmt noch einmal aufbäumen und erneut ausbrechen.«
»Wir arbeiten mit Wasser dagegen. Ich werde mich mit dem Teamleiter kurzschließen und hören, ob wir noch eine Ladung Löschgel anfordern sollten.« Sie betrachtete den Feuersturm, während Asche wie Schnee um sie herumwirbelte. »Die Brandzentrale hat das unterschätzt, aber wir werden eine Kehrtwende herbeiführen. Halte nach meinem Team Ausschau, es sollte so gegen eins zu euch stoßen.«
»Immer schön cool bleiben«, rief er ihr noch hinterher.
Sie marschierte in einem großen Bogen zurück und atmete tief durch, als sie Frischluft erreichte. Ohne auch nur einmal zu rasten, sprach sie sich mit ihren Teams ab, mit dem Fliegerhorst und der Brandzentrale. Nachdem sie über einen schmalen Bach gesprungen war, wandte sie sich wieder gen Westen. Und erstarrte, als ein Bär ihren Pfad kreuzte.
Sie unterdrückte den spontanen Impuls, einfach loszurennen, denn sie wusste es besser. Aber sie konnte die Füße kaum noch still halten. »Ach, komm schon«, flüsterte sie. »Ich tu das schließlich auch für dich. Lauf weiter.«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als der Bär sie ansah. Vielleicht war der Gedanke an Flucht doch keine so schlechte Idee. Aber dann drehte das Tier den Kopf, als langweilte es sich, und trottete davon.
Ich liebe die Natur und alles, was darin kreucht und fleucht, rief sie sich wieder ins Gedächtnis, als sie endlich genug Spucke zusammenhatte, um schwer zu schlucken.
Erst nach vierhundert Metern hatte sich ihr Puls wieder einigermaßen beruhigt. Trotzdem sah sie sich in regelmäßigen Abständen um, bis sie das gedämpfte Kreischen der Kettensägen hörte. Sie beschleunigte ihre Schritte und erreichte die frisch geschlagene Schneise.
Nachdem Yangtree sie auf den neuesten Stand gebracht hatte, unterstützte sie ihre Leute. Sie würde ihnen noch eine Stunde Zeit geben, bevor sie bergauf- und dann in einem großen Bogen wieder hinuntermarschieren würden.
»Ein schöner Tag, was?«, bemerkte Gull, während sie aus einem gefällten Baum Kleinholz machten.
Sie sah auf, und durch die Lücken im Rauch sah man einen knallblauen Himmel. »Traumhaft.«
»Für ein Picknick ideal.«
Rowan trat eine tellergroße Brandinsel aus, die zu ihren Füßen züngelte. »Mit Champagner. So was habe ich mir schon immer gewünscht.«
»Zu dumm, dass ich keine Flasche dabeihabe.«
Sie gab sich mit Wasser zufrieden und wischte sich anschließend übers Gesicht. »Wir werden es schaffen, das spür ich einfach.«
»Das mit dem Picknick?«
»Das Feuer ist stärker geworden. Du kannst gut mit einer Säge umgehen. Bleib dran.« Sie beriet sich erneut mit Yangtree, las Karten, riss einen Energieriegel auf und verschwand wieder in einer dichten Rauchwolke.
Während sie den Energieriegel hinunterschlang, dachte sie an den Bären und redete sich ein, dass er bestimmt weit weggelaufen war.
Sie kletterte den Berg hoch und sah auf die Uhr, als sie auf den Bodentrupp traf. Es war erst Mittag. Sie waren bereits fünf Stunden auf den Beinen und machten gute Fortschritte.
Mühsam kämpfte sie sich zum Wasserteam durch, um auch dort nach dem Rechten zu sehen. Wasserfontänen drangen durch den Nebel, flüssige Pfeile, bereit zu töten. Rowan gab ihrer Erschöpfung nach und stützte sich mit beiden Händen auf die höllisch schmerzenden Oberschenkel. Sie wusste nicht mehr, wie viele Kilometer sie bereits gelaufen war, spürte aber jeden Millimeter davon. Sie richtete sich auf und bahnte sich ihren Weg zu Gibbons.
»Yangtree und seine Leute machen gute Fortschritte. Kr sollte innerhalb der nächsten Stunde auf den Bodentrupp stoßen. Der Feuerdrache hat versucht, noch einmal mit dem Schwanz um sich zu schlagen, aber der ist bereits unter
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