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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Fantasie.«
    »Ohne sollte man gar nicht erst aus dem Haus gehen.«
    »Und was für einen Bären ringst du nieder?«
    »Einen Grizzly, natürlich, was sonst?«
    »Nun, von dem vielen Gerede von Sex und Frühstück bin ich ganz hungrig geworden.« Sie löste sich von ihm und setzte sich auf. »Zwanzig Minuten in einem heißen Jacuzzi, gefolgt von einer Massage. So sieht meine Morgenfantasie aus!«
    Rowan suchte in ihrem Rucksack nach einem Energieriegel. Während sie ihn hinunterschlang, konnte sie ihren Blick nicht von Gull abwenden. Er hatte versucht, sich etwas von dem Ruß aus dem Gesicht zu wischen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Seine Haare sahen aus, als hätte man den Boden damit gewischt. Dann sah sie weg, genoss den Anblick von Bergen und Wald im Sonnenlicht. Wer braucht da noch Fantasie?, dachte sie.
    »Los, beweg dich, Greenhorn.« Sie gab ihm einen sanften Klaps auf das Bein. »Es ist längst hell.«
    Gull half, ein paar Verpflegungspakete zu öffnen, damit er sich eine Einmannration zum Frühstück gönnen konnte und - was noch wichtiger war - Kaffee. Er ließ sich neben Dobie fallen.
    »Wie war’s bei dir?«, fragte Gull.
    »Das war der härteste Tag meines noch jungen Lebens, Kumpel.« Dobie schüttete Tabasco über Zwieback und Speck, bevor er beides in einem Affenzahn in sich hineinstopfte. »Aber auch der beste. Man denkt, man weiß Bescheid«, sagte er und fuchtelte mit dem Speck. »Aber das stimmt nicht. Das weiß man erst, wenn man es selbst erlebt hat.«
    »Das Feuer hat dich geküsst.«
    Dobie hob den Arm, um sich über die verbrannte Haut in seinem Nacken zu fahren. »Ja, es hat mir den einen oder anderen Zungenkuss gegeben. Als es dann anfing, Flammen zu regnen, dachte ich, wir werden bei lebendigem Leib gegrillt. Aber wir haben zurückgeschlagen. Du solltest Trigger sehen. Ein Ast ist von einem Stück Totholz abgebrochen, das er gerade umsägte. Er hat ihn genau hier erwischt.« Dobie legte einen Finger auf seinen Hals. »Als er ihn herausriss, hat er geblutet wie ein abgestochenes Schwein.«
    »Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Das ist passiert, als euer Team zu den Brandinseln auf dem Bergrücken gegangen ist. Anschließend legte er sich eine Mullkompresse auf die Wunde, umwickelte sie mit Klebeband und sägte das nächste Totholz klein. Da dachte ich: Wenn ich schon gegrillt werde, dann mit den Besten, die es gibt.«
    »Und jetzt dürfen wir vor dieser Kulisse frühstücken.«
    »Das ist unschlagbar«, gab Dobie zu und griff nach einer weiteren Einmannration. »Was hast du mit der Frau vor?«
    Es war sinnlos zu fragen: »Mit welcher Frau?« Gull sah zu Rowan hinüber und sagte: »Alles.«
    »Dann solltest du dich lieber beeilen.« Dobie schüttelte seine unverzichtbare Tabasco-Flasche. »Der Sommer dauert schließlich nicht ewig.«
    Gull dachte über Dobies Worte nach, während er bis weit in den Nachmittag hinein schuftete. Er hatte sich Rowan so genähert, als hätte er sie unter ganz normalen Umständen kennengelernt. Als bliebe ihnen noch ewig Zeit, essen oder ins Kino zu gehen, einen Ausflug zu machen oder einen gemeinsamen Tag am Strand zu verbringen. Aber ihre Welt hatte mit Normalität nicht viel zu tun. Vielleicht sollte er die Sache mit ihr angehen wie seine Arbeit. Nichts gegen ein Champagnerpicknick, aber es gibt Momente, in denen eine weniger elegante Herangehensweise gefragt war.
    Als sie zusammenpackten, wünschte sich Gull nichts sehnlicher, als sich wieder sauber zu fühlen und acht Stunden lang eine richtige Matratze unter sich zu spüren. Kein Wunder, dass Frauen trotz ihres Sex-Appeals in dieser Saison so weit unten auf seiner Prioritätenliste standen, dachte er, als er sich im Flugzeug einfach auf den
    Boden plumpsen ließ. Noch bevor das Flugzeug abgehoben hatte, war er auch schon eingeschlafen.
    Wie der Rest seiner Truppe quälte er sich nach der Landung hinaus, kümmerte sich um seine Ausrüstung und hängte den Fallschirm auf. Er sah, wie Rowan unterwegs zu den Schlafbaracken eine SMS schrieb. Direkt hinter ihr betrat er die Unterkunft und hatte eigentlich vor, gleich auf sein Zimmer zu gehen, sich aus Hemd und Hose zu schälen und sich dieser bleischweren Stiefel zu entledigen. Alles an ihm war müde und verspannt, und er fühlte sich dementsprechend gereizt.
    Wenn er müde war, dann nur, weil er zu oft nachts wach gelegen und an Rowan gedacht hatte. Doch irgendwann hatte er vor lauter Erschöpfung einfach damit aufgehört. Er hatte aufgehört, an sie

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