Sommerflammen
geringste Rolle gespielt.«
»Sieht ganz so aus. Wie ich hörte, haben Sie mit Special Agent DiCicco gesprochen.«
»Sie weiß sich zu kleiden. Genau wie Sie.«
»Ich mag gut sitzende Anzüge. Dass ausgerechnet Sie die sterblichen Überreste gefunden haben, hat die Sache etwas verkompliziert.«
»Weil es bei einem Brand passiert ist, oder weil Dolly vermisst wird?«
»Beides. Das Schicksal der Vermissten ist Sache der Bundespolizei. Wir dagegen arbeiten mit der Forstbehörde zusammen, während die Kollegen die Leiche identifizieren. So habe ich das mit Agent DiCicco besprochen.«
»Ich hätte schon seit Längerem Probleme mit Dolly, hat sie behauptet.«
»Ja. Hinzu kommt, dass Dolly überall herumerzählt hat, Sie wären für Jim Brayners Tod verantwortlich. Sie und Ihre Kollegen. Dass sie einen Hass auf Sie hat, ist bekannt. Daraus hat sie kein Geheimnis gemacht, als sie aus Missoula weg war.«
Das überraschte Rowan nicht, ärgerte sie aber auch nicht mehr. »Ich verstehe nicht, wie sie hier arbeiten, Tag für Tag mit Feuerspringern umgehen konnte, ohne zu begreifen, was wir eigentlich tun. Wie wir es tun.« Sie warf einen Blick auf Quinniock, auf seine gepflegte Frisur, seine perfekt gebundene Krawatte. »Außerdem verstehe ich nicht ganz, warum Sie mir das alles erzählen.«
»Gut möglich, dass sie Ihnen und dem Fliegerhorst weiter Ärger machen wollte. Unter Umständen ist sie nur als Köchin auf den Fliegerhorst zurückgekehrt, um dort Zutritt zu haben. Vielleicht hat sie jemanden überredet, ihr zu helfen. Haben Sie sie vor ihrem Rausschmiss mit einem Feuerspringer oder einem der anderen Mitarbeiter gesehen?«
»Nein.«
»Mit Matthew Brayner, dem Bruder vielleicht?«
Rowan fuhr hoch. »Dolly hat Matt und die ganze Familie Brayner mit dem Baby völlig überrumpelt. Natürlich haben sich alle für das Kind interessiert. Und weil sie so warmherzige Menschen sind, würden sie alles tun, um Dolly zu helfen. Nach dem, was Jim zugestoßen ist, hat sich Matt ganz schön überwinden müssen, zurückzukommen. Dass er Dolly geholfen haben könnte, mein Zimmer oder unsere Ausrüstung zu verwüsten, ist völlig undenkbar.«
»Mochten sich die beiden, als Matts Bruder noch lebte?«
»Ich glaube nicht, dass Matt auch nur einen Gedanken an Dolly verschwendet hat. Aber er war und ist zu jedem nett. Außerdem rede ich nicht über andere Feuerspringer.«
»Ich versuche nur, mir ein Bild zu machen. Soweit ich weiß, hatten mehrere Männer auf dem Fliegerhorst eine Beziehung mit Dolly. Zumindest, bis sie sich mit Jim Brayner einließ.«
»Sex haben ist noch lange nicht dasselbe wie eine Beziehung. Erst recht nicht, wenn man nur Sex hat, um einfach Dampf abzulassen. Mit einer Frau, die bereit war, mit jedem in die Kiste zu hüpfen. Und das nicht nur auf dem Fliegerhorst, sondern auch in der Stadt.«
»Bis Jim Brayner kam.«
»Sie hatte sich letzten Sommer auf ihn eingeschossen. Soweit ich weiß, war es das erste Mal. Hören Sie, er war ein süßer Junge, unterhaltsam, charmant. Vielleicht hat sie sich in ihn verliebt, keine Ahnung. Dolly und ich pflegten keinen sehr vertrauten Umgang.«
»Sie haben bestimmt gehört, dass wir ihren Wagen gefunden haben?«
»Ja, das hat sich herumgesprochen.« Sie zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Die Polizei wird die Leiche als Dolly identifizieren, da bin ich mir sicher. Wenn man den Fundort des Wagens und den Fundort der Leiche miteinander in Beziehung setzt, kann kaum etwas anderes dabei herauskommen. Ich mochte sie nicht, konnte sie nicht ausstehen, aber so einen Tod hat sie nicht verdient.«
»Man bekommt immer, was man verdient. So oder so. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
»Wann ist mit einer eindeutigen Identifizierung zu rechnen?«, fragte sie, als er sich erhob.
»Ihr Zahnarzt ist aus der Gegend. Man wird einen Zahnstatus anfordern, sodass noch heute ein endgültiges Ergebnis vorliegen dürfte. Ich bin zwar nicht mit dem Fall betraut, aber aus reiner Neugier: Wie lange braucht man zu Fuß vom Beginn des Wanderwegs bis zum Leichenfundort? Wenn man berücksichtigt, dass der Täter im Dunkeln etwa fünfundfünfzig Kilo geschleppt hat?«
Auch sie stand auf, um auf Augenhöhe zu bleiben. »Das hängt ganz davon ab. Eine Stunde vielleicht. Aber wenn man fit ist, ein erfahrener Wanderer und sich in dem Gebiet auskennt, kann man es auch in der Hälfte der Zeit schaffen.«
»Interessant. Danke noch mal.«
Sie setzte sich wieder, während
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