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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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noch immer darauf wartet, dass es mit uns weitergeht? Alles könnte so sein wie vorher. Ich könnte Juan löschen. Einfach da weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Und zu ihm zurückgehen.
    Langsam ziehe ich mich aus, nehme eine Dusche, erfrische mein verheultes Gesicht, trockne mein Haar und ziehe mich wieder an. Noch immer habe ich das Gefühl zuversinken, in dem Schmerz, den Juan in mir ausgelöst hat, doch gleichzeitig treibt da dieser Rettungsring an der Oberfläche, schaukelt hin und her und wartet nur darauf, dass ich nach ihm greife und mich an ihm festhalte.
    Auf dem Rand des Bettes sitzend, schreibe ich Alexander mit zitternden Händen eine SMS.
    Können wir uns sehen? Jetzt?
    Die Antwort kommt nur Sekunden später.
    Natürlich. Wo?
    Er will mich sehen. Und ich werde zurückgehen.
    Ich antworte ihm sofort.
    Vor dem Bootsrestaurant am Treptower Park? Das, wo wir mal waren. In einer Stunde?
    Alles klar, werde da sein.
    »Anna, ich muss jetzt los!«, rufe ich, habe schon die Wohnungstür geöffnet, als sie in den Flur geeilt kommt.
    »Wie jetzt? Triffst du dich mit Juan?«
    »Nein. Mit Alexander«, antworte ich, ohne sie anzusehen.
    »Was zum …? Charlotte, das ist jetzt nicht dein Ernst.«
    »Doch, ist es. Ich muss jetzt los …«, sage ich und will schon gehen, da hält Anna mich an meinem Arm fest.
    »Okay, wie du meinst … Wo trefft ihr euch überhaupt?«
    »Treptower Park, an den Bootsstegen … Aber wirklich, Anna, ich muss jetzt los. Ich erzähle dir das später, versprochen.«
    Ich löse mich aus Annas Griff und eile die Stufen hinunter.
    »Pass auf dich auf, Charlie!«, ruft Anna mir hinterher.
    »Mach ich!«
    Das mache ich wirklich. Ab jetzt. Nie wieder falle ich auf so einen dämlichen Gockel herein. Nie wieder.
    Für U-Bahn und S-Bahn bin ich jetzt zu unruhig, also fange ich mir auf der Schönhauser ein Taxi ab. Als ich mich in die weichen Sitze fallen lasse, muss ich unwillkürlich an meine letzte Fahrt in einem Taxi denken. Ich komme zurück, wie ich gegangen bin.
    Während wir durch Prenzlauer Berg und Mitte fahren, halte ich die Augen geschlossen. Will nichts sehen, das mich an ihn erinnert. Erst als wir Friedrichshain durchqueren, öffne ich sie wieder, doch alles, was ich sehe, geht mir auf die Nerven. Die Leute, die sonnigen Straßen, der Verkehr, ich will das alles nicht sehen.
    Ich gucke auf die Uhr. In einer halben Stunde wäre ich mit Juan verabredet gewesen.
    Wir erreichen den Treptower Park zu früh und ich lasse mich auf der anderen Seite absetzen. So kann ich mich sammeln, während ich durch den Park spaziere. Mir überlegen, was ich Alexander sagen werde.
    Während ich den Weg in den Park gehe, sehe ich in den Himmel. Die Sonne ist verschwunden, dichte Wolken beziehen das Blau. Das Blattwerk der Bäume lässt so wenig Licht durch, dass man meinen könnte, es dämmert bereits.
    Ich erreiche den Vorplatz zu dem gigantischen sowjetischen Ehrenmal und obwohl hier keine Bäume das Tageslicht abschirmen, ist es hier nicht viel heller. Der Himmel ist nun fast komplett mit Wolken bedeckt, die nicht mehr weiß, sondern hellgrau sind.
    Ich beschleunige meine Schritte, damit ich gleich nicht durch das Sommergewitter laufen muss, das gerade aufzieht.
    Plötzlich vibriert es in meiner Tasche. Dann ein Summen. Ich hole mein Handy heraus. Eine SMS von Juan. Während ich weitergehe, überlege ich, ob ich sie lesen oder lieber sofort löschen soll. Meine Neugier gewinnt. Ich drücke auf das Brief-Symbol und lese die Nachricht.
    Bleib stehen.
    Ich zucke zusammen. Und bleibe stehen. Das kann nicht sein. Ich drehe mich langsam um. Er steht auf der anderen Seite des Platzes, auf dem Weg, auf dem ich gekommen bin, in den dunklen Schatten der Bäume gehüllt. Einige Momente sehen wir uns über die Entfernung hinweg an. Mein Herz poltert los, mein erster Impuls ist, zu ihm zu gehen. Doch dann geht er selber los, kommt auf mich zu. Ich erkenne, dass er das schwarze Jackett in einer Hand hält und noch immer das weiße T-Shirt trägt, sehe unwillkürlich ein rotes Kostüm, blonde Küsse auf seinen Wangen. Ich renne los. Fort von ihm. Ich kann ihn jetzt nicht zu Alexander führen, also biege ich ab. Ich muss ihn abhängen. Was ich aber gerade nicht besonders geschicktanstelle, denn jetzt laufe ich über den Platz Richtung Ehrenmal. Er hat freie Sicht auf mich und kann mir ohne Probleme folgen.
    »Charlotte! Warte!«
    Seine Stimme klingt beunruhigend nah. Ich werde schneller. Schlage spontan einen Haken

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