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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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vereinbaren wir, uns auf dem rechten der beiden Flaktürme im Humboldthain zu sehen.
    Als ich die Stufen zu der Aussichtsplattform hochkomme, sehe ich ihn bereits. Er steht an eines der Gitter gelehnt, die die Plattform umsäumen. Die Hände in den Taschen blickt er Richtung Prenzlauer Berg. Da im Moment keine anderen Besucher hier sind, sieht er fast einwenig verloren aus. Ich bekomme augenblicklich ein mieses Gefühl in der Magengegend und möchte auf der Stelle umkehren, um mich vor diesem Gespräch zu drücken. Aber ich weiß, dass ich das viel zu lange getan habe. Nach der letzten Stufe gehe ich auf ihn zu.
    »Alexander.«
    Er scheint sehr vertieft gewesen zu sein, denn als er sich zu mir dreht, sieht er fast ein wenig überrascht aus. Doch sobald ich ihn erreicht habe, lächelt er.
    »Hallo, Charlotte.«
    Wir umarmen uns kurz aber fest und keiner von uns macht Anstalten, den anderen zu küssen. Es ist, als würde ich einen alten Freund treffen. Einen sehr guten Freund. Ich hoffe, dass es irgendwann so sein wird.
    Ich lehne mich auch an eines der Gitter und sehe ihn an. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Und dir?«, antwortet er.
    »Gut.«
    Wir blicken uns einen Moment schweigend an, dann sprudelt es aus mir heraus.
    »Alexander, es tut mir alles so leid. Ich habe mich benommen wie eine Idiotin … Und ich weiß, dass ich dich sehr verletzt habe und du mich jetzt sicher hasst und das ist auch dein gutes Recht, weil ich …«
    »Hey, hey, mach mal langsam. Ja, du hast dich in letzter Zeit nicht gerade auf Samtpfoten bewegt, aber vor allem bist du in letzter Zeit weg gewesen und …«
    »Ja, es tut mir auch leid, dass ich nicht eher –«
    »Ach, Lottchen, das muss dir gar nicht so leidtun, wie du denkst.« Er lächelt mich an, seine Stimme klingt sanft und entspannt. Ich bin irritiert. Ich weiß nicht, was ich genau erwartet hatte, aber zumindest, dass er ziemlich sauer auf mich ist.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, die Zeit, die wir uns nicht gesehen haben, war ganz interessant für mich …«
    »Interessant?«, frage ich erstaunt, woraufhin er kurz auflacht.
    »Ja … irgendwie schon. … Sieh mal, wir kennen uns jetzt unser ganzes Leben und nun drucksen wir hier so herum. Lass uns offen miteinander sein. Okay?« Er legt seine Hand auf meine rechte Schulter und sieht mich direkt an.
    »Okay. Klar.«
    »Willst du noch mit mir zusammen sein?«
    Ich senke meinen Blick, seufze.
    »Nein.«
    Dann sehe ich ihn an und warte auf seine Reaktion, doch er wirkt recht unbeeindruckt.
    »Jetzt frag mich.«
    »Was?«
    »Das Gleiche.«
    »Ähm … Willst du noch mit mir zusammen sein?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Genau. Das wollte ich dir gerade erzählen. In der Zeit, als wir uns nicht gesehen haben, da habe ich … wie soll ich sagen … dich nicht so vermisst, wie ich dich vermissen sollte.«
    »Und wie dann?«
    »Na ja, mir ist klar geworden, dass wir uns auf eine Art vertraut sind, die wunderbar ist, aber irgendwie … nur freundschaftlich. Obwohl, mehr als das. Ich vermisse dich wie eine Schwester, die gleichzeitig meine beste Freundin ist. Macht das Sinn?«
    »Absolut. Mir geht es genauso. … Aber wieso wolltest du mich dann treffen, am Park?«
    »Um mit dir darüber zu reden. Wieso? Du nicht?«
    »Doch«, schwindle ich und denke, dass es jetzt keinen Sinn macht, meine jüngste Schnapsidee weiter auszubreiten.
    »Das mit dem Arzttermin war Blödsinn, oder?«
    »Ja. Totaler Blödsinn.«, gestehe ich.
    Alex lächelt mich verständnisvoll an. »Ist er gut zu dir?«
    »Er ist fort.«
    Wir reden noch eine ganze Weile miteinander und je länger unser Gespräch dauert, desto leichter wird es. Wir erinnern uns an Kindertage, an Streiche und Erlebnisse mit unseren Eltern. Seit wir ein Paar geworden waren, hatten wir das irgendwie gar nicht mehr gemacht. Bevor wir uns verabschieden, nehmen wir uns vor, uns bald wieder zutreffen und schwören ewige Geschwisterfreundschaft. Ich glaube, ich habe jetzt so was wie einen Bruder.

    M it einer Mischung aus Vorfreude und bangen Erwartungen fahre ich zu meinen Eltern.
    Als ich bei ihnen eintreffe, steht meine Mutter schon an der Haustür und wartet auf mich. Sie entdeckt mich auf dem Weg zum Haus und stößt eine Art Jauchzen aus.
    »Charlotte ist da!«, ruft sie durch die offene Tür nach innen. Dann kommt sie mir strahlend entgegen, erst elegant wie immer, doch als sich der Abstand zwischen uns nicht rasch genug verringert, wird sie schneller. Ich auch. Ich habe gar nicht gemerkt,

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