Sommerflirt mit Folgen
Gips weg und er stützte sich nur noch auf einer Krücke ab, da er das Bein noch nicht voll belasten durfte. Er gab sie frei und machte einen Schritt zurück. In der Türe zum Wohnzimmer stand Nicole und sah ihrer Freundin lächelnd entgegen.
„ Nicki,... es tut mir so leid...,“ fing Christine zu reden an.
Im selben Augenblick setzte auch Nicki an: „Chrissi, es tut mir so leid...!“
Sie stutzten einen Moment, sahen sich in die Augen, dann fielen sie einander in die Arme und hielten sich fest. Hannes beobachtete sie schmunzelnd, dann humpelte er an ihnen vorbei ins Wohnzimmer und schloss die Türe.
Christine musterte ihre Freundin. „Du siehst irgendwie anders aus,“ bemerkte sie. „Weiblicher.... Lässt du dir die Haare wachsen?“
Nicki grinste. „Ja, ich dachte, ich versuch es mal mit einem Mädchen-Look. Wird noch ein bisschen dauern, bis sich eine richtige Frisur ausgeht...“ Verlege fuhr sie sich durch die Haare. Die beiden gingen in die Küche und ließen sich an dem kleinen Esstisch nieder. Nicole hatte Tee gekocht und Kuchen gekauft. Nachdem sie sich bedient hatten, sahen sie einander aufmerksam an.
„ Wie geht’s dir?“, fragten dann beide wie aus einem Mund und mussten lachen.
Christine senkte den Kopf, dann meinte sie: „Ich komme langsam d'rüber hinweg... Die erste Zeit war wirklich furchtbar. Ich hatte Angst, ich könnte nie wieder aufhören zu weinen... und dabei hat mir Stefan so leid getan... aber ich konnte nicht anders...“ Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich schon wieder bilden wollte. Genug geweint...., ermahnt sie sich selbst.
„ Weiß man eigentlich, warum...?“, Nicki führte die Frage nicht zu Ende.
„ Sie haben mir gesagt, bis zur 12. Woche passiert das relativ häufig. Es kann sein, dass mit dem Baby was nicht in Ordnung war und die Natur praktisch die Notbremse zieht,“ erklärte Chrissi. „Aber Angst hab' ich trotzdem, dass es wieder passieren könnte....“
Ihre Freundin nickte. „Das kann ich gut verstehen... Und wie ist es jetzt? Müsst ihr jetzt eine gewisse Zeit abwarten vor dem nächsten Versuch?“
Christine schüttelte den Kopf. „Früher wurde gesagt, dass man 3 oder sogar 6 Monate warten muss. Inzwischen ist das aber widerlegt. Nach der nächsten Monatsblutung könnte es schon wieder klappen... Aber ich war noch nicht so weit, wir hatten noch nicht einmal Sex seither...“ Ihre Stimme wurde leise. „Ich muss mich da erst wieder herantasten...“
Wieder nickte Nicole verständnisvoll. „Du warst ja echt schlecht drauf...!“
Christine musste über diese flapsige Formulierung lachen. „Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts... Aber jetzt erzähl mal... Wie geht’s dir? Ist dir immer noch schlecht?“
„ Nur noch ganz selten. Busfahren vertrage ich schlecht und geruchsempfindlich bin ich immer noch...“
„ Wie machst du das in der Arbeit?“, erkundigte sich Christine.
„ Ich bin nur noch im Innendienst, beschäftige mich mit Planungen und Beratungsgespräche mit den Kunden, bisschen was im Bestell- und Rechnungswesen, solche Sachen. Macht eigentlich Spaß, muss ich zugeben...“
„ Und das Baby,... wie geht’s dem?“ Christine musste sich innerlich einen Ruck geben um diese Frage zu stellen.
Nicki spürte die Anspannung in der Stimme ihrer Freundin und hielt sich mit der Begeisterung zurück, die sonst auf diese Frage bei ihr folgte. Inzwischen freute sie sich wirklich schon über dieses kleine Wesen, das in ihr wuchs.
„ Gut, danke,“ sagte sie daher zurückhaltend. „Es ist alles in Ordnung.“ Wie schwer das für sie sein muss, meine Schwangerschaft mitzuerleben... wo sie doch fast gleich weit gewesen wäre...
„ Weißt du eigentlich, dass ich schon fix zu Hannes gezogen bin?“, schwenkte sie auf ein anderes Thema. „Ich hab meine Wohnung aufgegeben. Ein Arbeitskollege ist bei seiner Freundin rausgeflogen und brauchte dringend eine neue Bleibe. Das war die perfekte Gelegenheit, ich musste nicht einmal die Vertragsdauer einhalten....“
„ Das ging aber schnell! Wenn uns das jemand vor einem Jahr gesagt hätte...“ Christine schüttelte lächelnd den Kopf. „Und wie ist das so für dich?“
„ Naja, schon noch sehr ungewohnt. Vor allem jetzt, wo Hannes noch immer im Krankenstand ist und die ganze Zeit hier herumsitzt... Aber wir managen das schon ganz gut, denke ich. Er akzeptiert es, wenn ich ein bisschen Zeit und Raum für mich brauche und mich in einem anderen Zimmer verkrieche...“ Sie grinste.
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