Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
Festlichkeiten zu bekommen, zu denen wir leider nicht gebeten werden.”
Adam wusste genau, dass die treibende Kraft bei diesem dreisten Ansinnen Mr. Ingram und nicht dessen Frau war. “Ich sehe keinen Anlass, Ihnen in irgendeiner Weise den Weg zu ebnen, Mr. Ingram”, entgegnete er schroff, “ganz abgesehen davon, dass Sie bereits eine gesellschaftliche Stellung haben.”
“Sie wissen genau, Sir, dass ein einfacher Bürger in den Zirkeln, auf die es mir und meiner Gattin ankommt, nicht gern gesehen ist. Mein Geld verschafft mir natürlich so manches Entree, aber dennoch bleiben uns gewisse Türen verschlossen.” Samuel bemerkte, dass Lord Ashwick und sein Bruder einen amüsierten Blick tauschten, und fuhr verstimmt fort: “Manche Herrschaften sind so von ihrer eigenen Wichtigkeit durchdrungen, Sir, dass sie einen Kaufmann nicht zur Kenntnis nehmen. Deutlicher muss ich wohl nicht werden.”
“Nein, aber ich bedauere, Ihrer Bitte – oder soll ich es Forderung nennen? – nicht entsprechen zu können”, sagte Adam kalt.
“Ich bin überzeugt, Sir, Sie werden anders denken, wenn ich Sie darauf hinweise, dass es äußerst peinlich für Sie sein dürfte, wenn alle Welt über das Ausmaß der Schulden Ihres Schwagers Bescheid weiß”, äußerte Samuel süffisant.
“Sie wagen mir zu drohen?”, fragte Adam scharf. “Ist Ihnen entfallen, dass Sie mir Diskretion versprochen haben?”
“Ich muss so viel im Kopf haben, Sir, dass ich mich wahrlich nicht an alles erinnern kann”, antwortete Samuel boshaft. “Im Übrigen bin ich in Ihren Augen doch ein so kleines Licht, dass Sie von mir nicht erwarten können, den Ehrenkodex Höhergestellter zu kennen. Ich halte mich indes für sehr lernfähig und bin gern bereit, meine rasche Auffassungsgabe unter Beweis zu stellen, beispielsweise bei einem Dinner, zu dem Sie mich und meine Gattin eingeladen haben.”
Angewidert starrte Adam Mr. Ingram an und musste sich zwingen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Der unverschämte Mensch wagte es, ihn zu erpressen! Nachdem er Humphreys Schulden beglichen hatte, war er der Meinung gewesen, die Sache sei erledigt. Nun stellte sich heraus, dass Mr. Ingram keineswegs geneigt war, den Vorgang als abgeschlossen zu betrachten. Im Gegenteil! Erst hatte er versucht, Adams finanziell beengte Situation auszunutzen, indem er das Angebot unterbreitete, das Gut in Linforth weit unter Wert zu kaufen. Dann hatte er ihn mit dem frechen Ansinnen, ihm zu höherer gesellschaftlicher Geltung zu verhelfen, unter Druck gesetzt. Natürlich wäre es ein Leichtes für Adam gewesen, die Ingrams in seinen Kreisen gesellschaftsfähig zu machen, aber das kam überhaupt nicht in Frage, weil er sich weder von diesem impertinenten Neureichen noch von irgendjemand anderem nötigen ließ.
“Ihre Vermessenheit kennt offensichtlich keine Grenzen, Sir”, entgegnete er verächtlich. “Außerdem verkehre ich hier nicht in der Gesellschaft, sodass ich keine Gelegenheit hätte, Sie zu protegieren.”
“Nun, Sie müssen jetzt nicht hier und auf der Stelle eine endgültige Entscheidung treffen, Sir”, erwiderte Samuel unbeirrt. “Allerdings gebe ich Ihnen ein weiteres Mal zu bedenken, dass es sicher sehr peinlich für Sie ist, wenn die geschäftliche Unfähigkeit Ihres verstorbenen Schwagers zum allgemeinen Gespött der Leute wird.”
Adam war an die Grenzen seiner Duldsamkeit gekommen. “Dann tun Sie sich keinen Zwang an, Sir”, äußerte er verbissen, “und fahren Sie zur Hölle! Verständlicherweise kann es mir nicht recht sein, wenn Sie Ihr niederträchtiges Vorhaben ausführen, aber ich würde nie so tief sinken, um meinen Unmut über Sie in die Öffentlichkeit zu tragen. Wären Sie ein Gentleman, könnten Sie begreifen, warum ich jetzt so reagiere.”
“Nehmen Sie den Mund nicht etwas zu voll, Sir?”, fragte Samuel höhnisch. “Sie können gern auf Ihrem hohen Ross sitzen bleiben. Doch wie sähe die Situation dann für Ihre Schwester aus? Seit dem Tod ihres Herrn Gemahls ist sie nicht mehr die Allerkräftigste, nicht wahr?”
Adam bemerkte, dass Edward ihm einen warnenden Blick zuwarf, und begriff, dass er nichts überstürzen sollte. “Also gut, Mr. Ingram, ich werde Ihre … Bitten … in Erwägung ziehen”, sagte er, um Zeit zu gewinnen. “Ich brauche jedoch etwas Bedenkzeit.”
“Selbstverständlich”, willigte Samuel erleichtert ein. “Leider ist Geduld nicht die größte Stärke meiner Gattin. Ich befürchte, sie wird bald wissen
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