Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
erregt. “Offenbar haben Sie kein Vertrauen zu mir! Das ist ein weiterer Grund, Ihren Heiratsantrag nicht anzunehmen.”
“Ich kann verstehen, dass Sie mir böse sind, Madam. Können wir die Sache nicht in Ruhe regeln?”
“Wie Sie wünschen! Bitte, nehmen Sie Platz!”, forderte sie barsch den Earl auf und setzte sich in einen Sessel. “Mr. Woodhouse hat Ihnen geraten, nach Dingen zu forschen, die meinen Vetter belasten”, fuhr sie erbost fort, während Lord Ashwick sich in einem Fauteuil niederließ. “Sie hatten mir versichert …”
“Pardon, ich muss Ihnen etwas mitteilen, das Sie gewiss erschüttern wird”, unterbrach Adam. “Mr. Woodhouse wurde heute Nachmittag tot aufgefunden. Angeblich ist er ertrunken. Jedenfalls lag er mit dem Gesicht nach unten im Becken eines Trinkbrunnens. Ich glaube indes nicht, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt. Sein Tod kommt Mr. Ingram sehr gelegen.”
“Soll ich Sie jetzt bedauern, weil Sie Ihren Spitzel verloren haben?”, fragte Annis ironisch. “Sie hatten mir versichert, ohne mein Wissen nichts gegen meinen Cousin zu unternehmen, und sind wortbrüchig geworden. Ich begreife sowieso nicht, wieso Sie hier nach Material suchen, das Sie gegen Charles verwenden könnten. Schließlich hat er dieses Haus nur für mich angemietet.”
“Ich habe bereits gesagt, dass ich mich für mein ungehöriges Benehmen entschuldige. Und ich versichere Ihnen, Madam, in Zukunft keine Geheimnisse mehr vor Ihnen zu haben. Bitte, glauben Sie mir”, setzte er beschwörend hinzu, stand auf und ging zu ihr. Sacht legte er ihr die Hand auf den Arm und fuhr verlegen fort: “Ich bedauere mein Verhalten, möchte Ihnen jedoch sagen, dass ich Sie unverzüglich in Kenntnis gesetzt hätte, wäre mir etwas Ihren Cousin Belastendes in die Hände gefallen. Wie kann ich meinen Fehler gutmachen und Sie davon überzeugen, dass ich es ehrlich meine? Ich hoffe, Sie sind nicht nachtragend und verzeihen mir. Ich möchte Ihr Vertrauen nicht verlieren!”
“Nun gut, ich vergebe Ihnen”, erwiderte Annis seufzend. “Sie müssen mir jedoch versprechen, dergleichen nie wieder zu tun!”
“Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich nicht wieder hier eindringen werde”, sagte Adam erleichtert, neigte sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. “Danke für Ihre Großmut”, setzte er weich hinzu.
“Sie wissen, dass ich mich nicht nur auf das unerlaubte Betreten meines Hauses bezogen habe”, äußerte Annis und wünschte sich, er möge sie nicht mit seinen Zärtlichkeiten ablenken.
“Nein? Also gut, dann gelobe ich, mich hinfort stets nach allen Ihren Wünschen zu richten. Sind Sie jetzt zufrieden?”
“Ja”, antwortete Annis lächelnd.
“Darf ich Sie küssen?”
Sie nickte.
Lächelnd zog er sie aus dem Sessel, schlang die Arme um sie und gab ihr einen stürmischen Kuss.
Sie schmolz dahin, genoss seine Liebkosungen und erwiderte sie zunehmend leidenschaftlicher. Eifrig drängte sie sich an ihn, schloss beglückt die Augen und ließ sich von ihm betören.
“Heirate mich!”, raunte er.
“Ich bin viel zu verwirrt, um dir jetzt eine Antwort zu geben”, flüsterte sie atemlos. “Du wirst sie morgen erhalten.”
9. KAPITEL
N ur wenige Augenblicke nachdem Annis mit der Cousine die Wandelhalle betreten hatte, wurde sie sich bewusst, dass allgemeine Unruhe unter den Anwesenden herrschte. “Kannst du mir sagen, warum die Leute so aufgeregt sind? Ist etwas Schreckliches passiert?”
“Ja”, bestätigte Sibella. “Gestern Abend hat es auf Mr. Ingrams Besitz in Linforth einen Aufstand gegeben. Die Dorfbewohner haben die Versorgungsgebäude in Brand gesetzt, dann die Scheiben des Gutshauses eingeworfen und eine um einen Stein gewickelte Nachricht ins Entree geschleudert. Sie fordern Mr. Ingram auf, seine üblen Machenschaften sofort einzustellen und sie nicht noch mehr in finanzielle Bedrängnis zu bringen, denn sonst würden sie ihm den roten Hahn auf jedes Dach aller seiner Landgüter setzen. Außerdem haben sie ihm damit gedroht, ihn umzubringen, wenn sie seiner habhaft werden.”
“Wie schrecklich!”, erwiderte Annis betroffen. “Ist schon bekannt, wie er reagiert hat?”
“Ja. Er hat eine Belohnung von eintausend Pfund auf die Ergreifung des Anführers der Aufständischen ausgesetzt und angekündigt, zu seinem Schutz werde er die Miliz anfordern. Für diesen Betrag ist sicher so mancher Mann bereit, die eigene Großmutter ans Messer zu
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