Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommergayflüster

Sommergayflüster

Titel: Sommergayflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Auzinger , Laurent Bach , Stephan Klemann , Yara Nacht , Roy Francis Ley , Alec Cedric Xander
Vom Netzwerk:
niederzumachen, doch mit dem Alter kam die Reife, und früher oder später wurde einem das Geschwafel der anderen egal. Genauso wie das Gelaber meiner Eltern. Wir waren noch nie gut miteinander ausgekommen. Das war auch der Grund dafür, dass ich mit achtzehn auszog und seitdem allein lebte.
    Mir fehlte es an nichts, außer an Liebe. Wie sehr ich doch nach einem Männchen schmachtete. Aber anscheinend sollten manche Sachen einfach nicht sein. Glücklich zu sein, sollte mir aus unverständlichen Gründen verwehrt bleiben. Vierundzwanzig, und von Geburt an Single. Warum ich keinen Partner hatte? Nun ja – Freunde und Bekannte hatten da so ein paar Theorien. Ein paar waren der Ansicht, dass ich zu wählerisch sei – andere wiederum, dass es nur an den Männern liege. Wahrscheinlicher war allerdings die Realität, und in dieser war ich einfach niemandes Typ – zumindest mochte mich kein Kerl, den ich toll fand.
    Nach ein paar Zigaretten beschloss ich, mich anzuziehen. Der Einkauf erledigte sich schließlich nicht von selbst. Ich entschied mich für eine enge, weiße Dreiviertelhose, die aus sehr dünnem Stoff bestand, und ein passendes Shirt. Auf die Unterwäsche verzichtete ich, denn unter der knackengen Hose zeichnete sich alles ab. Erfreut betrachtete ich mich im Spiegel. Ich liebte das Material, das meine Beine wie eine zweite Haut umhüllte und mein Gehänge so schön hervorhob. Ich wusste, wenn mich jemand mit Wasser vollspritzen oder es aus heiterem Himmel plötzlich zu regnen beginnen würde, dass mein kleiner Freund deutlich zu erkennen wäre. Jedes Beinhärchen hätte man dann sehen können, denn der Stoff war so dünn, dass dieser bei Feuchtigkeit durchsichtig wurde.
    Manchmal, da sehnte ich mich nach dem Nass. Zu gern hätte ich mal die dummen Gesichter der anderen gesehen. Mit Nacktheit hatte ich kein Problem – wieso sollte ich auch? Mal ehrlich: Die Gesellschaft ist zum Teil dermaßen prüde und lebt geistig in einer völlig verdrießlichen Welt, sodass man echt nur noch den Kopf schütteln kann. Gewalt, Blut und Töten sind normal – blanke Haut hingegen ein Skandal. Eindrucksvoll wurde mir dieses verkehrte Denken wieder einmal von zwei schnatternden Gänsen bewiesen, die hinter mir an der Kasse standen. Frauen, die selbst angezogen waren wie Schafe, die frisch von der Rasur kamen. Natürlich äußerte ich mich nicht zu dieser Wortkotze. Wozu auch?
    Ab und zu wünschte ich mir, im Besitz einer Bazooka zu sein. Umdrehen, zielen und schießen. In meiner Fantasie sah das immer so lustig aus. Explodierende Köpfe – hatte was.
    Auf dem Heimweg fragte ich mich, was ich den lieben langen Tag über tun sollte. Schließlich war es echt heiß. Manchmal hasste ich mich selbst dafür, dass ich von einer Metropole in eine Kleinstadt gezogen war. Aber als freiberuflicher Künstler lohnte es sich einfach nicht, Portraits in einer Hauptstadt zu zeichnen. Es gab zu viele Künstler – vor allem zu viele Amateure, die einem jeden Auftrag vor der Nase wegschnappten und für einen Hungerlohn erledigten. Hier in dieser Kleinstadt war es eigentlich gar nicht mal so übel. Zwar hatte ich genügend Aufträge, um jeden Monat über die Runden zu kommen. Dennoch war es ein recht eintöniges und langweiliges Leben.
    Mit der Einkaufstasche in der Hand lief ich über den kleinen Parkplatz, der an den Hintereingang des Hauses grenzte. Auf der rechten Seite des schmalen Weges, der zur Tür führte, war alles von einer hohen Hecke umgeben. Nur das kleine Törchen verriet, was sich hinter dem vielen Grün befand: der Garten, wo einst noch der Bär getobt hatte.
    Am Eingang stellte ich die Tasche ab und kramte gebückt nach dem Schlüssel. Sofort spürte ich, wie die Hose immer tiefer rutschte. Ein leichter Wind flog mir durch die Poritze und verursachte eine Gänsehaut, die sich rasch über meinen ganzen Körper ausbreitete. Grinsend spitzte ich die Lippen.
    Wenn das jemand gesehen hätte, schmunzelte ich im Geiste. Als ich den Schlüssel nach einer gefühlten Ewigkeit endlich fand, schloss ich auf und ging zur nächsten Tür, die zum Hausflur führte. Drinnen eilte ich die vielen Stufen zum Obergeschoss hinauf. Völlig unerwartet kam mir ein kleines, quietschendes Mädchen entgegengerannt.
    Wer war das denn?, fragte ich mich und ging verwirrt weiter. Auf meinem Stockwerk hörte ich auf einmal Stimmen. Nein, keine Einbildung, Realität. Es befanden sich Leute in der gegenüberliegenden Wohnung, und ich hätte zu gern gewusst,

Weitere Kostenlose Bücher