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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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hat nur ganz glücklich gegrinst, meinen Namen genannt, mein Gesicht abgeleckt und gefragt, ob’s auch schön sei für mich und ob er mir auch nicht wehtäte und so, und wahrscheinlich hat er’s auch so gemeint und vielleicht wär noch alles gut gegangen, aber da, da geht die Badezimmertür auf und wer kommt rein? Rüdiger!
    Ich denk: Jetzt sterb ich!«
    »Was?«
    »Ja! Jonas kriegt endlich auch mal was mit, zuckt zusammen, reißt den Mund auf, guckt mich an, drückt mir mit seinem Mund meinen zu, kann sich aber schon im nächsten Moment nicht mehr halten und fängt an zu lachen. Ich bitte dich, Annika: Was gab es da zu lachen? War das etwa zum Lachen? Das war der totale Reinfall, mein ganzes Leben ist ein totaler Reinfall, jetzt weißt du’s, und dann kann Jonas nicht mehr, er flutscht aus mir raus und lacht und Rüdiger sieht uns, und alles, was er als Entschuldigung rausbringt, ist: ›Hopsa!‹ Dann macht er sich vom Acker und Jonas kriegt sich immer noch nicht ein vor Lachen, setzt sich auf den Boden und wiederholt immer und immer wieder: ›Hopsa! Oh, hopsa!‹«
    »Deswegen kannst du das Wort nicht ab«, sagte ich, schlicht erschlagen von ihrer Geschichte.
     
    Wir schwiegen. Ich hätte vielleicht noch irgendetwas sagen sollen, aber mir fiel nichts Passendes ein. Es wurmte mich, dass ich nichts davon gemerkt hatte. Verflucht, ich war wirklich eine Spätentwicklerin! Kein Wunder, dass sich bisher noch kein Junge für mich interessiert hatte!
    Steffi rutschte auf ihren Sitz, lutschte an ihrer Haarsträhne.
    Aber ich durfte nicht wieder anfangen, an mir herumzukritteln, musste klar im Kopf bleiben wegen Ginie. Ich beschloss, die Geschichte zwischen Steffi und Jonas erst mal wegzuschieben, das war mir im Augenblick sowieso alles zu viel.
    Die Uhr im Armaturenbrett zeigte 18:17.   Ginie war seit gut drei Stunden verschwunden, Steffis Ausflug in die Vergangenheit vorbei. Nach und nach nahm ich die Situation um uns herum wieder bewusst auf: Der Regen trommelte unvermindert aufs Dach, auch wenn das Gewitter weitergezogen und der Donner wieder leiser geworden war. Die Scheiben waren beschlagen, die abgerissenen Knöpfe meines Tops lagen auf meinem Schoß, die Zeit kroch und eilte zugleich, denn mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde die Hoffnung, dass die anderen Ginie gesund und munter finden und gleich zurückbringen würden, geringer.
    Und wir Mädchen waren hier zum Nichtstun verdammt. Das machte mich noch ärgerlicher!
    »Annika, kannst du vergessen, was ich dir erzählt habe?«, fragte Steffi in meine Überlegungen hinein.
    »Wenn du willst.«
    »Ja, bitte.« Vom Weinen war ihr Gesicht rot und geschwollen. »Ich hab das auch nur erzählt, weil ich erstens nicht anders konnte, und zweitens, weil ich dir klarmachen wollte, dass man niemanden so richtig kennt.«
    »Wen meinst du?«
    »Alle. Jonas . . . mit Jonas, das war eigentlich okay, aber nicht sein Verhalten nachher. Glaubst du, wir hätten noch mal darüber geredet? Nix! Gut, anfangs wollte ich nicht. Ich hab ihn voll abblitzen lassen. Aber diese Szene in der Dusche, die war dermaßen verunglückt, die hat uns kein bisschen verbunden, die war eher ein totaler Bruch. Jonas hat mir vorgehalten, ich hätte mich wegen Rüdiger zu sehr aufgeregt, der hätte ja nicht wissenkönnen, dass wir da drin sind. Da bin ich mir echt nicht so sicher. Er hat doch selber gesagt, er will nachsehen, was wir machen! Und wo sollten wir sonst sein? So erfroren und nass, wie wir waren, konnten wir nur duschen!«
    »Hmm«, machte ich. Sie hatte recht, merkwürdig war das schon. »Hat er nicht angeklopft oder so?«
    »Nein! Und dann brachten sie eines Tages ja noch diesen Running Gag mit dem ›Hopsa‹. Bei jeder Gelegenheit haben sie plötzlich ›Hopsa!‹ gerufen. Das war so was von gemein! Das ist bestimmt auch auf seinem Mist gewachsen! Wenn wir vier nicht schon so lange befreundet wären und ich nicht immer wieder hoffen würde, dass Jonas und ich doch irgendwann noch zusammenkommen, hätte ich mich schon längst von allen zurückgezogen.«
    »Auch von mir?« Das war nicht fair. Meine Augen kribbelten. Schnell drehte ich den Kopf zur Seite.
    »Ach, nein, weiß ich nicht . . .« Steffi kam wieder zu mir herübergerutscht. »Ich wollte dich nicht verletzen, Annika! Wirklich! Ich wollte dich doch nur warnen, ja genau, das wollte ich! Meine Oma sagt: Man kennt eben keinen, man guckt ihnen allen nur vor den Kopf! Und das stimmt! Rüdiger ist nämlich genauso gierig wie Jonas,

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