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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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gemacht?!«
    »Was war los? Spuck’s endlich aus!«
    »Wir haben uns doch oben im Wald getroffen. Gleich nachdem ich losgegangen bin. Er war nicht in dem Gebiet, das er uns auf der Karte gezeigt hat.«
    »Warum habt ihr das nicht eher gesagt?« Die Stimme meines Vaters wurde zornig und die Augen meines Onkels blitzten so, dass meine Mutter erneut seine Hand ergriff, um ihn zu beruhigen und zu bremsen.
    »Es tut mir leid! Ich hab zuerst gedacht, es wär nicht so wichtig!«
    »Nicht wichtig?«, schrie mein Onkel.
    »Ja! Es war ja nichts! Wir haben über Ginie geredet. Rüdiger war nicht gut drauf, weil er dachte, dass sie sowieso nur auf mich steht. Ich hab ihm gesagt, dass ich in eine andere verliebt bin und daher nichts von Ginie will. Er wollte mir nicht glauben, ließ so Sprüche los wie: ›Nicht so bescheiden, Jonas, du kannst doch jedes Mädchen haben, ich dagegen taug nur zum Holzholen!‹ Er war wirklich gefrustet, das war er in letzter Zeit öfter. Also hab ich versucht, ihn aufzubauen. Ich hab ihm gesagt, dass er sich nur mal trauen, dass er die Sache nur mal selbst in die Hand nehmen müsse. Da haben wir Ginie ganz in der Nähe im Wald gesehen und . . . Guckt mich nicht so an! Bitte! Es war nichts!«
    Die Türklingel ertönte. Alle ignorierten das Geräusch. Jonas rang die Hände.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll sie ansprechen, wenn Annika und Steffi nicht dabei sind. Ich hab ihm nochauf die Schulter geklopft und viel Erfolg gewünscht. Dann hab ich ihn allein gelassen und bin in die andere Richtung zum Holzsammeln gegangen. Nachher, als sie nicht kam, da hat er gesagt, er sei nicht zu ihr hingegangen. Er habe sich nicht getraut.«
    Einige Sekunden war es still.
    »Und das hast du ihm geglaubt?«, fragte Steffi.
    Die Türklingel ertönte zum zweiten Mal.
    »Leute, da ist er«, flüsterte Alexa eindringlich. Ihre Augen waren geweitet, sie sah aus, als erwarte sie ein Monster vor der Haustür.
    »Ich rede mit ihm!« Mein Onkel sprang auf, steuerte auf die Tür zu. »Er ist mir eine Erklärung schuldig!«
    »Paul!« Meine Mutter eilte ihm nach. »Vergiss nicht, das kann alles Zufall sein! Lass den Jungen erst mal reinkommen.«
    Rüdiger stand an seinem Mofa, hob gerade die Pizzakartons vom Gepäckträger.
    »Abendessen«, sagte er fröhlich, erstarrte aber, als er die vielen finsteren Blicke sah. »Was ist los?«
    »Ich habe dein Messer gefunden, Freundchen.« Mein Onkel versuchte mühsam, seine Wut zu verbergen.
    Rüdiger räusperte sich, kam heran. »M-mein Messer?«, fragte er mit belegter Stimme und drückte Jonas, der am nächsten zu ihm stand, den Stapel Pizzakartons in die Arme. »Ja und? Ich hab’s verloren«, sagte er fest.
    »Aber mir hast du gesagt, du hättest dein Messer gar nicht dabeigehabt!«, rief Jonas so aufgebracht, dass ihm zwei Kartons vom Stapel rutschten und zu Boden fielen.
    »Pass doch auf!« Rüdiger war verärgert. »Ich machnicht für euch den Dienstboten und du lässt dann das Zeug fallen.«
    »Verdammt noch mal, Rüdiger, es geht hier nicht um Pizza und Pipikram!« Mein Onkel explodierte, packte Rüdiger barsch am Kragen, zog ihn zu sich heran. »Du warst lange weg. Du warst in meine Tochter verknallt. Du warst vielleicht scharf auf sie. Du hast sie im Wald allein gesehen. Du hattest ein Messer. Du bist mit deinem Mofa weggefahren, vielleicht um Spuren zu beseitigen. Du lügst uns an.«
    Rüdiger wurde blass. »N. . . n. . . nein!«, stotterte er.
    »Hast du etwas mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun?«
    »Nein! Ich w-weiß nicht, wie Sie darauf kommen! Es ist nicht
meine
Schuld, dass Ginie weg ist! Ich fand sie nett und ich . . . ich hab mein Messer verloren, aber ich hab sie weder be-be-belästigt noch be-be-bedroht, ich . . . ich . . .« Er warf uns verzweifelte Blicke zu. »Wie k-könnt ihr nur auf so eine Idee kommen?«
    »Weil du lügst und die Mädchen Angst vor dir haben.«
    »Waaas?« Rüdiger befreite sich heftig aus dem Griff meines Onkels. »Wer sagt das?«
    »Die drei Mädchen hier.«
    »B-bitte??? Wer von euch hat Angst vor mir?« Er machte einen Schritt auf mich zu, ich stand am nächsten zu ihm, sein Gesicht kam nah an meins.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich wollte sagen: ›Ich, Annika, habe keine Angst vor dir, ich glaube dir.‹ Aber ich bekam kein einziges Wort heraus.
    Rüdiger ging vorbei. Er traf auf den abweisendenBlick Alexas, die Aggressivität meines Onkels, die ängstliche Unschlüssigkeit meiner Eltern, das Schweigen seiner besten

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