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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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um sich herum zu drapieren. In Anbetracht des Mottos »Hexenzauber« und als Hugh Renwicks Witwe hatte Augusta beschlossen, sich wie eine der Hexen in einem berühmten Gemälde zu verkleiden.
    Vielleicht wie die »Fliegenden Hexen« von Francisco Goya? Oder die »Vier Hexen« von Albrecht Dürer – eines ihrer Lieblingsbilder, das im Museum in New York hing, im Met; es würde so ein Spaß sein, im halbnacktem Zustand für Aufsehen zu sorgen! Oder wie wäre es – allein des Schocks und des Spaßes wegen neigte Augusta in diese Richtung – mit dem Bild »Der obszöne Kuss« aus dem
Compendium Maleficiarum
von Fra Francisco Maria Guazzo aus Mailand?
    »Tara, was ziehen
Sie
eigentlich zum Pumpkin Ball an?«
    »Ich weiß noch nicht genau, ob ich teilnehmen werde«, erwiderte Tara und legte mit dem größten Vergnügen Augustas Kaschmirpullover in der Pulloverschublade neu zusammen.
    »Vielleicht sollten Sie Agent Holmes einladen.« Als Tara sie überrascht ansah, fügte sie hinzu: »Oh ja, ich habe sofort gemerkt, was Sie für ihn empfinden. Er gehört zu den Männern, die den Frauen den Kopf verdrehen.«
    »Er hat meinen vielleicht verdreht, aber ich bestimmt nicht seinen.«
    »Falsch, meine Liebe. Aber er macht sich Sorgen wegen des Interessenkonflikts. Oder weil es ungehörig erscheinen könnte. Warum machen Sie nicht die Flucht nach vorn und sagen ihm, dass der Pumpkin Ball eine erstklassige Gelegenheit ist, auf einen Schlag alle hochklassigen Kriminellen von Black Hall kennenzulernen? Sie könnten sich ja als Mata Hari zur Verfügung stellen, als Teil seiner Tarnung.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Wie auch immer, auch ohne ihn müssen Sie den Ball besuchen. Sie sind jung, lebenslustig und allein stehend. Und Sie sollten Bay mitnehmen. In dieser Stadt ist der Druck, als Witwe zu versauern, ungeheuer groß – glauben Sie mir, ich kann ein Lied davon singen. Schon allein deshalb sollten Sie sich nicht zu Hause vergraben.«
    »Sean ist erst seit fünf Monaten tot«, gab Tara zu bedenken. »Ich glaube nicht, dass sie Lust hat, mitzukommen.«
    Wieder seufzte Augusta. Wenn sie diesen jungen Frauen nur beibringen könnte, dass das Leben schrecklich komprimiert war. Zu kurz, viel zu kurz. Man wusste nie, ob man einen weiteren Pumpkin Ball erleben würde. Er fand wie jedes Jahr am Vollmondabend im November statt, kurz vor Thanksgiving, und obwohl er oft verheerend romantisch war, galt es im Grunde, die Ernte des Lebens zu feiern.
    »Trotzdem«, entgegnete Augusta eisern. »Nehmen Sie Bay an die Hand und kommen Sie.«
    Tara staubte lachend Augustas Schuhe ab. »Das letzte Mal, als ich mich ihr zuliebe eingemischt habe, habe ich beinahe ihre Freundschaft eingebüßt. Und Ihre.«
    »Aber schauen Sie, was unter dem Strich dabei herausgekommen ist: Sie ist glücklich, ich bin glücklich. Mein Garten wird das reinste Paradies auf Erden sein. Oh!«, rief Augusta, überrascht über ihre unbewusste Brillanz.
    »Was ist, Augusta?«
    »Ich hab’s! Hieronymus Bosch – »Der Garten der Lüste«. Eines der verruchtesten Gemälde, die es gibt. Ein Triptychon mit der Schöpfungsgeschichte, Himmel und Hölle … ein Abbild der Welt, in der sich die Sünde auf dem Vormarsch befindet. Sündige Gelüste! Das wird herrlich! Ich bin inzwischen uralt, aber es gibt niemanden in dieser Stadt, der die sündigen Gelüste intensiver ausgekostet hat als ich. Ich werde einen mitternachtsblauen Umhang tragen, und dazu einen Zauberbecher, als Accessoire. Apropos …«
    »Ja, Augusta?«
    »Haben Sie meinen Florizar-Becher schon gefunden?«
    »Den Silberbecher …«
    »Er ist immer noch spurlos verschwunden! Ich habe überall nachgeschaut, auf sämtlichen Etagen. Er wäre die perfekte Ergänzung zu meinem Kostüm. Was taugt eine Hexe ohne Zaubertrunk?«
    »Ich werde heute besonders darauf achten, Augusta«, versprach Tara. »Er kann ja nicht weit sein.«
    »Wenn ich mich recht besinne, habe ich ihn zum letzten Mal benutzt, als Sean McCabe mich in der Woche vor seinem Verschwinden besuchte. Um mich über den Tisch zu ziehen, wie sich herausstellte, aber damals dachte ich, ich würde lediglich Schecks unterschreiben, um Geld von A nach B zu transferieren. Wir stießen auf den Erfolg meiner Kapitalanlage an …«
    »Oh Sean«, flüsterte Tara mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Aber meinen Florizar-Becher hat er bestimmt nicht mitgehen lassen. Er war schließlich kein Kleptomane. Diese Spitzenmanager haben zwar Dreck am Stecken, machen

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