Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Joe nicht kannte. Er hatte die Offenlegung des Kontos beantragt, ein langwieriger Prozess mit unbekanntem Ausgang. Nichts weiter als bürokratischer Kleinkrieg.
    Vielleicht sollte er nach Costa Rica reisen, um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er konnte Tara ja bitten, ihn zu begleiten. Sie würde ein solches Land zu schätzen wissen. Ein tropisches Paradies, ein Magnet für Urlauber: gelegen zwischen Pazifik und Karibik, traumhafte Strände, Angeln, Hotels, gemeinsame romantische Strandspaziergänge bei Mondlicht.
    Schluss mit der Träumerei.
    Costa Rica war auch das Mekka der Gauner und Gangster. Es stand bei ihnen hoch im Kurs.
    Sie waren vor der Auslieferung sicher, konnten von den zugriffsicheren Bankkonten, den billigen Hilfskräften und den vorteilhaften Wechselkursen profitieren, und führten dort mit einer Million US -Dollar ein Leben in Saus und Braus. In den Strandbars wimmelte es von Wirtschaftskriminellen, die ihre Familien verlassen, Bargeld geschnappt und sich aus dem Staub gemacht hatten – um der strafrechtlichen Verfolgung oder dem Gefängnis zu entgehen. Sie hockten den ganzen Tag in den Bars, redeten endlos darüber, wie sie ihren großen Coup gelandet hatten, diskutierten über die hohe Kunst der Unterschlagung, des Betrugs, und wie sie die Leute ausgenommen hatten, die ihnen blind vertrauten.
    Die Hälfte dieser Gesetzesbrecher glaubte ihre eigene Geschichte, die verqueren Argumente – dass sie nicht vorgehabt hätten, das Geld zu veruntreuen; sie hätten es zurückgezahlt, wenn die Opfer nicht so ungeduldig geworden wären. Die andere Hälfte wusste, dass sie Abschaum war, der log und betrog, scherte sich aber nicht darum, weil sie ungeschoren davongekommen war. Oder sie war ertappt worden und hatte es irgendwie geschafft, sich der gerechten Strafe zu entziehen.
    Joe war der Ansicht, dass die erste Hälfte die gefährlichere von beiden war.
    Betrüger, die sich selbst etwas vormachten, waren doppelt schlimm. Weil sie jeden Schachzug zu rechtfertigen suchten. Jeden Diebstahl. Jede Lüge.
    Sean McCabe hatte zu dieser Sorte gehört. Joe kannte diese Sorte in- und auswendig. Der Mann hatte eine Menge in die Fassade investiert, die er anderen präsentierte; die Ironie in seinem Fall war, dass er vermutlich nur mehr Geld und mehr Spielzeug für Erwachsene gebraucht hatte, weil er sich damit mehr Freunde verschaffen wollte.
    Golffreunde, Frauen, die seinen guten Geschmack und seinen Scharfsinn bewunderten.
    Obwohl dieser hirnverbrannte Idiot das Paradies in seinen eigenen vier Wänden gehabt hatte. Was für ein Narr …
    Joe wandte seine Aufmerksamkeit den Briefen zu, die Daniel Connolly an Bay, Seans Frau, geschrieben hatte.
    Die Briefe waren für Sean von Bedeutung gewesen, und Joe begann zu ahnen, warum. Beim Lesen wurde ihm schnell klar, dass Dan Connolly und Sean grundverschieden waren. Dan besaß etwas, worauf es Sean abgesehen hatte; vermutlich hatte er die Briefe studiert, um sich besser in Dan hineinzuversetzen, um herauszufinden, wie er ihn manipulieren konnte. In welchem Ausmaß hatte sein Motiv wohl mit Eifersucht zu tun gehabt – mit der Tatsache, dass zwischen Dan und Bay früher offensichtlich eine enge Beziehung bestanden hatte?
    Joe wusste darauf keine Antwort, genauso wenig wie auf die Frage, ob Sean mit seinem Manipulationsversuch Erfolg gehabt hatte. Er drehte den Silberbecher um und betrachtete ihn nachdenklich.
    Ihm war klar, dass weitere Nachforschungen unerlässlich waren. Er hatte Fotos an das Kunstlabor geschickt, in der Hoffnung, dass man sich dort einen Reim auf die drei Stempel am Becherrand machen konnte. Wenn er die Herkunft des Bechers ermitteln könnte …
    Sean McCabes Schließfach war wie der Raum, in dem ein Serienmörder seine Trophäen aufbewahrte. Joe war sich nicht sicher, wofür jedes der drei darin entdeckten Objekte stand, aber er wusste, dass die symbolische Bedeutung vermutlich wichtiger gewesen war als ihr materieller Wert. Er fragte sich, ob der Mann noch in anderen Verstecken Silber gehortet hatte: Fionas Silberpokal, beispielsweise.
    Vielleicht ließ sich aus dieser Trophäensammlung eine Verbindung zu Seans Komplizen herstellen, falls er welche hatte; vielleicht stellte sie eine Art Versicherungspolice gegen Verrat dar. Oder war reine Angabe, der Wunsch, sich gegenseitig zu übertrumpfen.
    Die Zahl, die Briefe und der Becher …
    Es musste eine Verbindung geben, und Joe war ihr dicht auf der Spur – sie schien zum Greifen nahe. Doch

Weitere Kostenlose Bücher