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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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sich aber nicht selbst die Hände schmutzig und
stehlen
wie ein gemeiner Dieb …«
    Die Worte hingen in der Luft, während Augusta und Tara über die Bedeutung des Wortes »stehlen« nachsannen: Im juristischen Sinne verstand man darunter die widerrechtliche Aneignung fremden Eigentums, gleich ob es sich um die Veruntreuung von Geldern aus Treuhandvermögen oder Bankkonten, Taschendiebstahl, Kunstobjekten von der Wand eines Museums oder Schmuck aus dem Tresor eines Juweliers handelte; egal war auch, ob der Diebstahl auf der Piazza San Marco, der Place Vendôme oder auf Firefly Hill stattfand. Das Wie und Wo spielte keine Rolle, und schlussendlich nicht einmal das Warum.
    »Stehlen ist wirklich Sünde. Im Gegensatz zu den irdischen Gelüsten«, sagte Augusta.
    »Ich weiß.«
    Augusta holte tief Luft und seufzte. »Ich besitze viel zu viele Sachen. Sammelwut ist eine Begleiterscheinung des Lebens … und keine besonders erfreuliche. Wenn ich zur Himmelspforte komme, wird Petrus mir gewiss nicht gestatten, Hughs Gemälde, die Fotos von den Mädchen, meine schwarzen Perlen oder den Florizar-Becher mitzunehmen.«
    »Vermutlich nicht.«
    »Und ich bin mir sicher, er würde auch Sean mit seinem gestohlenen Geld abweisen.«
    »Falls er ihn überhaupt hereinließe«, erwiderte Tara traurig.
     
    Joe Holmes fand, dass Black Hall wahrscheinlich ein anheimelnder Ort war, wenn man dort lebte – hübsche Häuser, eine idyllische Landschaft, Geschäfte, Schulen, Restaurants, Musikläden –, wie geschaffen für Paare oder Familien mit Kindern, doch als zeitlich begrenzter Einsatzort konnte man hier ziemlich einsam sein.
    Er saß am Schreibtisch, trank einen weiteren Becher Kaffee von dem Coffeeshop nebenan und tat, was FBI -Agenten am besten konnten: Papierkram erledigen.
    Eine seiner letzten Freundinnen hatte immer mit erwartungsvollen Augen die Tür geöffnet, als wäre er James Bond. Oder wenigstens Tommy Lee Jones. Als ihr klar wurde, dass seine Arbeit mehr Ähnlichkeit mit der eines langweiligen Buchhalters besaß, als die eines glamourösen Filmstars war, hatte sie ihm den Laufpass gegeben und sich einen Rechtsanwalt geangelt.
    Wie er von seinem Vater wusste, waren Anwälte besser bei Kasse, konnten sich eher einen Aston Martin leisten als ein FBI -Agent. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie mit Fällen befasst waren, bei denen sie in den Genuss von jeder Menge Sex, Spitzenhotels mit Swimmingpool, edler Bettwäsche und teuren Drinks an schicken Bars kamen. Falls ein FBI -Agent einen Verdächtigen quer durchs ganze Land verfolgte – und dabei in einem dieser Radisson-Hotels am Flughafen übernachtete –, musste er die Spesen von einem Vorgesetzten genehmigen lassen, ein Nervenkitzel, der oft genauso groß war wie die Aufklärung des Falles selbst.
    »Du übst deinen Beruf nicht wegen des Glamours aus«, hatte sein Vater einmal gesagt, als Joe sich darüber beklagt hatte, dass er ständig unterwegs war. »Sondern um Verbrechern das Handwerk zu legen.«
    »Ich weiß. Genau wie du.«
    »Du machst mich stolz, mein Sohn«, hatte sein Vater erwidert.
    Das hatte ausgereicht, um Joe für schäbige Motels und Fast Food zu entschädigen.
    Draußen regnete es in Strömen. Das Wetter passte perfekt zu seiner Stimmung, als er noch einmal die Unterlagen der Shoreline Bank durchging. Ein verwirrender Aspekt war die Entdeckung, dass Sean zehntausend Dollar auf eines der Konten zurückgezahlt hatte, von dem er zuvor Geld genommen hatte.
    Hatte er geplant, es dort noch eine Zeit lang zu parken und erst später in klingende Münze umzuwandeln? Schwer zu sagen. In einem anderen Fall hatte er an einem Freitag im Mai sechshundert Dollar von einem Konto abgebucht und am Montag wieder eingezahlt. Was hatte diesen Sinneswandel verursacht? Joe blätterte die Kontoauszüge durch, auf der Suche nach Antworten. Konnten diese Manipulationen etwas mit der geheimnisvollen Unbekannten zu tun haben – mit dem »Mädchen«? Oder mit »Ed«?
    Es gab immer noch keinen klaren Hinweis auf die Identität von Ed. Ralph Edward Benjamins Spitzname war »Red«, sowohl eine Verkürzung der beiden Vornamen als auch eine Anspielung auf die roten Haare, die er als Kind gehabt hatte. Außerdem gab es einen Eduardo Valenti und einen Edwin Taylor, keiner von ihnen schien jedoch in Frage zu kommen. Valenti war bis Mai Student an der Columbia Universität gewesen, und Taylor konnte ein makelloses Alibi vorweisen.
    Joe reckte sich, lauschte dem

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