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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dann entzog sie sich ihm wieder, war so schwer fassbar wie der Traum von Tara in der letzten Nacht. Er nahm den Packpapierumschlag in die Hand, den er auf dem Boot gefunden hatte.
    Joe betrachtete Seans gequälte Kritzeleien auf dem Umschlag und an den Rändern – wann waren sie entstanden? Das Mädchen … und Ed. In dem Umschlag befanden sich die Kontoauszüge mit den Beträgen, die er zurückgezahlt hatte. Während Joe sie durchblätterte, überschlug er die Daten.
    Was wäre, wenn Sean plötzlich Gewissensbisse wegen des Betrugs bekommen hätte? Wenn er beschlossen hätte, den Schaden wiedergutzumachen, statt weiter zu stehlen? Hatte Bay ihm nicht bei einer der ersten Befragungen erzählt, Sean habe versprochen, sich zu bessern? Den Daten im Umschlag zufolge hatte Sean damit kurz vor seinem Tod begonnen, gegen Ende des letzten Frühlings.
    Was wäre, wenn Sean tatsächlich versucht hätte, sich zu ändern – und jemandem hätte das missfallen?
    Joes Herz schlug schneller, er wusste instinktiv, dass er sich auf der richtigen Spur befand. Was wäre, wenn »das Mädchen« überhaupt keine von Seans Eroberungen war – sondern jemand, der sich in Gefahr befand, wie Sean wusste?
    Bay, zum Beispiel?
    Oder eine seiner Töchter?
    Er starrte den hingekritzelten Lieferwagen oder Van an, ließ seinen Gedanken freien Lauf. Was für eine Rolle spielte er in diesem Fall? Keine große, es sei denn, wenn man an Charlotte Connollys Unfall mit Fahrerflucht dachte. War sie nicht von einem Van überfahren worden?
    Er blätterte die Akte durch – da stand es ja: ein Van. Ein dunkelroter Van. Joe musterte abermals Seans Zeichnung. Es konnte ein Van sein, oder ein kleiner Lieferwagen. Zu viel Motorhaube, um eindeutig als Van identifiziert zu werden. Ein Lieferwagen, wie man ihn in einer Werft benutzt? Trotz aller Zweifel war das die einzige Spur, die er hatte, und so klappte er den Aktenordner zu und beschloss, eine Fahrt in Richtung Osten zu unternehmen.

[home]
    25
    K elly’s Landscapers bot eine kunterbunte Vielfalt aus Kürbissen, Heuhaufen und Äpfeln. Als Bay ihren Kombi mit Mulch und Kalk belud, war sie unfähig, sich auf die Blumen für den nächsten Sommer zu konzentrieren.
    Sie konnte Dan nicht aus ihren Gedanken verbannen. Das Gefühl seiner Arme, die sie umfingen. Seine raue Haut an ihrer. Seine Nähe. Und das, was er ihr am Ende anvertraut hatte …
    Sie fuhr in Richtung New London, zum Hafen, wo sie in den Parkplatz von Eliza Day Boat Builders einbog, ihren Wagen neben Dans abstellte und die Werkstatt betrat.
    Sie stand in dem weitläufigen Schuppen und betrachtete die verschiedenen Boote, an denen er arbeitete. Zwei waren alt, wurden gerade überholt. Ein neues Segelschiff schien für den letzten Anstrich bereit zu sein. Und ein Dingi befand sich im Bau. Irgendwo spielte ein Radio, die Musik hallte durch die Werkstatt. Dem Klang folgend, traf sie Danny auf einer Leiter stehend an, auf der anderen Seite eines prachtvollen alten Bootes. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie ihn ansah: seine breiten Schultern und starken Arme, seine blauen Augen, die Lippen, die sie geküsst hatten.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Bay.« Seine Augen leuchteten vor Freude auf. Er trug Jeans und ein Sweatshirt, beide mit Bootslack verschmiert, und stieg die Leiter hinab, zwei Stufen auf einmal nehmend. Ihre Blicke trafen sich, als er vor ihr stand, aber er spürte ihre Anspannung und trat nicht näher.
    »Ein Prachtstück!« Bay deutete auf das Boot, die Verlegenheit überspielend, weil sie sich zur Begrüßung nicht umarmt hatten.
    »Sechs Meter lang. Schön und anmutig. Sie hat einen alten Holzplankenrahmen, der überall von Trockenfäule befallen war.«
    »Was ist das für ein Holz?« Bay ließ die Hand über die glänzende, feine Maserung gleiten.
    »Mahagoni aus Honduras.« Dan strahlte über das ganze Gesicht. »Du hast immer noch einen Blick für edle Hölzer.«
    »Danke.« Sie konnte das Lächeln nicht erwidern. Ihre Haut brannte, und ihr Herz lag ihr wie ein Stein in der Brust. Bei jedem Atemzug schmerzten ihre Rippen. Die Ereignisse der letzten Zeit forderten ihren Tribut. »Ich muss mit dir reden, Danny.«
    Er nickte, führte sie in sein Büro. Wieder einmal bewunderte sie den prachtvoll geschnitzten Schreibtisch – mit all seinen sagenumwobenen Geschöpfen des Meeres schien er eine Geschichte zu erzählen. Sie nahm Dan gegenüber auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz und holte Luft.
    »Ich bin froh, dass du da bist«,

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