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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Regen. Zumindest musste er nicht in einem pitschnassen Garten Sklavenarbeit verrichten, wie Bay McCabe. Er war in der Woche zweimal an Firefly Hill vorbeigefahren und hatte beide Male gesehen, wie sie bei dem Wetter draußen werkelte.
    Beim zweiten Mal hatte er Tara O’Toole entdeckt, die über den Rasen zu ihrer Freundin lief. Das Bild brannte sich in Joes Gedächtnis ein. Sie sah wie ein kleines Mädchen aus, ungebändigt und selbstvergessen, blind gegen den strömenden Regen. Ihre langen Beine, die schlanken Arme, die schwarzen Haare …
    Und letzte Nacht hatte er von ihr geträumt.
    Von beiden, genauer gesagt. Von den beiden Freundinnen, die im Mittelpunkt seiner Ermittlungen standen. In seinen Träumen befanden sie sich alle in einem Boot auf dem Sund. Joe war mit einer von beiden verheiratet … eine völlig neuartige Idee. Er saß am Ruder, steuerte das Boot über die Wellen. Erinnerungsfetzen, die er seit langem begraben wähnte, tauchten wieder auf und wurden gegenwärtig: Er befand sich an Deck des Fischerbootes, das seinem Vater gehörte. Die Freude, auf dem Meer zu sein, sich mit dem Wind ein Wettrennen zu liefern.
    Und die beiden Frauen waren bei ihm. Bay lehnte sich an die Lukenkimming, während Tara den Arm um Joes Hals geschlungen hatte. Der Wind zerzauste sein Haar, kitzelte ihn am Ohr. Nein, es war ein Kuss. Die Empfindung war stark, ihr Kuss ungestümer als die Meeresbrise, bewegte ihn in gleichem Maß wie der Wind das Schiff.
    »Joe«, flüsterte sie in sein Ohr. »Du musst das Boot nicht mehr steuern. Nimm ruhig die Hände vom Ruder … nur zu …«
    Aber Joes Hände konnten nicht loslassen: Er musste das Ruder umklammern, das Boot auf Kurs halten. Sie liebkoste seinen Nacken, seinen Rücken; er wollte nur noch eines, sie in die Arme schließen, unter Deck tragen, ihr die Kleider vom Leib reißen und mit ihr schlafen, mit seiner Frau.
    Tara O’Toole Holmes. Sie schien viel Zeit in Andy’s Plattenladen zu verbringen. Gestern hatte sie sich mit der Verkäuferin laut über ein Fest unterhalten, den so genannten »Pumpkin Ball«, sehr offensichtlich, wie er fand. Was hatte sie sich vorgestellt? Dass er von dem Regal mit »Over the Hill«-Jazz zu ihr herüberging und sie fragte, ob sie ihm das Vergnügen machen würde, ihn dorthin zu begleiten? Bedauerlicherweise verstieß es gegen die FBI -Regeln, während einer Ermittlung berufliche und private Kontakte zu vermengen und mit einer Zeugin auszugehen.
    Bedauerlicherweise hin oder her, im Traum hatte er sich darum nicht die Bohne geschert …
    Joe war zufrieden lächelnd aufgewacht, aber dann war das Gefühl der Nähe jäh verschwunden. Er hatte das Kopfkissen in seinem Motelzimmer an die Brust gedrückt, als wäre es Tara, und der Traum war so lebendig gewesen, dass er beinahe glaubte, sie tatsächlich in seinem Bett vorzufinden, wenn er sich herumdrehte.
    Er hätte gerne gewusst, wie es wohl sein mochte, Zeit mit Tara zu verbringen, an einem schönen Herbstabend gemeinsam mit ihr Bay zu besuchen. Er hatte sie oft genug beisammensitzen sehen, nur die beiden, im Kreis von Bays Kindern. Zwei lebenslange Freundinnen, mit bewundernswertem Lächeln und Mumm, die sich gemeinsam durch die von Sean McCabe hinterlassenen Trümmer kämpften. Joe wusste, dass er außerstande war, so etwas einer Frau anzutun, die er liebte.
    Das war einfach undenkbar. Andererseits fragte er sich, warum ein geradliniger Mensch wie er so wenig Glück hatte, eine Frau wie Tara zu finden. Zugegeben, er stellte hohe Ansprüche. Seine Eltern hatten sich sehr geliebt, und er war nicht bereit, sich mit weniger zufriedenzugeben. Er wusste auch, dass er sich nach einer Frau sehnte, die wie seine Mutter war, die das verrückte Leben eines FBI -Agenten verstand und sich nicht von einem Mann abschrecken ließ, der auch dann einen 10-mm-Revolver trug, wenn er einen Viertelliter Milch holen ging.
    Er fragte sich, ob die Enkelin des besten Pistolenschützen im ganzen Land damit umgehen konnte. Vielleicht sollte er es herausfinden, indem er Tara O’Toole den Schock ihres Lebens versetzte und beim Pumpkin Ball auftauchte, um sie zum Tanzen aufzufordern.
    Er schob die Unterlagen beiseite und griff in die verschließbare Kassette.
    Er hatte einen beachtlichen Erfolg errungen und Seans Geheimkonto bei einer Bank in Costa Rica aufgespürt – die Chancen, Zugriff darauf zu erhalten, waren allerdings gleich null. Vor allem, weil man außer dem Kode eine zusätzliche Geheimnummer brauchte, die

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