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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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lauschte dem Freizeichen. Sie hoffte, dass es Eliza gewesen war und dass sie sich wieder melden würde; sie hatte eine unangenehme Aufgabe vor sich und brauchte moralische Unterstützung.
    Sie würde die Rufnummererkennung überprüfen – die Basisstation befand sich auf dem Tisch. Doch gerade in dem Augenblick hörte sie den Wagen ihrer Mutter in der Auffahrt und wusste, sie würde es auch ohne Elizas Hilfe schaffen müssen.
    »Mommy, ich muss mit dir reden, ja?«
    In dem Moment, als sie die Tür hinter sich zumachte, hatten die Augen ihrer Mutter wieder den verschlossenen, tieftraurigen Blick, wie so häufig in der Zeit, als ihr Vater noch lebte und abends unterwegs war, statt nach Hause zu kommen. Annies Magen schmerzte, und sie war nahe daran, ihr Vorhaben aufzugeben, weil sie ihrer Mutter nicht noch zusätzlichen Kummer bereiten wollte, ausgerechnet jetzt, wo sie manchmal wieder glücklich zu sein schien.
    »Natürlich, mein Schatz.«
    Billy und Peggy waren in ihren Zimmern, lasen oder machten Hausaufgaben. Annie hatte in der zunehmenden Dämmerung nach den Schweinwerfern des Autos ihrer Mutter Ausschau gehalten, doch nun kamen ihr Zweifel. Wieso musste ausgerechnet sie diejenige sein, die ihrer Mutter das Herz brach? Vielleicht wäre es besser, noch zu warten, sich zuerst mit Eliza zu beraten …
    »Hast du Lust auf eine Tasse Tee?«, fragte ihre Mutter. »Es ist draußen so kalt geworden.«
    »Nein danke.« Annie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Können wir uns in meinem Zimmer unterhalten?«
    Sie gingen die Treppe hinauf, und ihre Mutter blieb im Flur stehen, um einen Blick auf den Thermostat zu werfen. Es war in diesem Jahr so kalt, dass es nötig geworden war, frühzeitig die Heizung einzuschalten. Annie wusste, dass ihre Mutter Geldsorgen hatte und Heizkosten sparen musste. Sie drehte den Thermostat etwas herunter.
    »Ich kann nicht glauben, dass wir schon November haben«, sagte Annie.
    »Ja, der Sommer scheint gerade erst vorbei zu sein.«
    »Sommer …« Annie blickte aus dem Fenster ihres Zimmers auf die kahlen Bäume, die sich gegen den dunkler werdenden Himmel abzeichneten. Der Sommer schien der Vergangenheit anzugehören, unendlich weit entfernt.
    »Der Sommer kommt wieder.« Ihre Mutter lächelte, als wäre sie in der Lage, Gedanken zu lesen. »Schneller, als man denkt.«
    »Kommt mir aber nicht so vor«, sagte Annie mit brechender Stimme. »Man könnte meinen, der Winter dauert ewig, dabei hat er noch nicht einmal begonnen …«
    »Ach Annie …«
    »Mom, Dad hat Elizas Mutter geküsst«, platzte Annie heraus.
    Ihre Mutter fuhr zusammen, als hätte man sie geohrfeigt. Sie stand wie angewurzelt da, mit offenem Mund, versuchte zu begreifen. Malte sie sich die Szene aus, wie Annie es hundert Mal getan hatte? Bereitete ihr die Vorstellung, wie er eine andere Frau küsste, genauso großen Kummer?
    »Woher weißt du das?«
    »Von Eliza.«
    »Hmmm.« Ihre Mutter schlang die Arme um ihren Körper, als sei ihr plötzlich kalt geworden, und wandte sich ab. Wahrscheinlich suchte sie krampfhaft nach einer Erklärung, um ihrer Tochter die Situation zu erleichtern. Annie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, hoffte, sie würde jetzt sagen:
Schätzchen, so etwas würde dein Vater nie tun.
Oder:
Ich bin sicher, Eliza hat sich geirrt.
    Aber ihre Mutter sagte nichts dergleichen.
    Stattdessen fragte sie: »Hat sie gesagt, woher sie das weiß?«
    »Sie hat es mit eigenen Augen gesehen. Ihre Mutter hatte geschäftlich mit Daddy zu tun.« Die Erleichterung, dass die Wahrheit endlich heraus war, löste auch die innere Anspannung, und sie spürte Tränen in der Kehle und in ihren Augen brennen. »Sie fuhren häufiger zur Bank, Eliza und ihre Mutter, Daddy war ihr Finanzberater.«
    »Ich weiß.«
    »Sie besitzen dort einen Trust. Das heißt, sie haben eine Menge Geld. Aber das sieht man ihnen gar nicht an, stimmt’s? Sie wirken völlig normal.«
    »Stimmt.« Die Stimme ihrer Mutter klang fest und ruhig, aber ihr Gesicht war kreidebleich. »Hat Eliza noch etwas gesagt?«
    »Nein. Nur, dass sie im Wagen saßen und dachten, sie schliefe, und da küssten sie sich.«
    »Es tut mir leid, dass Eliza das mit ansehen musste. Und dass du es erfahren musstest. Trägst du das schon lange mit dir herum?«
    »Seit dem Abend, als sie zum Essen bei uns waren.« Eine Kummerfalte erschien auf Annies Stirn. »Sie erzählte es mir, am Little Beach. Ich hatte das Gefühl, dass uns jemand beobachtete – Eliza redet dauernd von den

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